Hallo zusammen,
ich habe auch wieder zu einem Jane Austen-Roman gegriffen! Die Lust darauf war aufgrund unseres Austauschs hier und vor allem durch den Film über Jane Austens Leben letztens "Miss Austen regrets" übermächtig!
Ich bin bei "Überredung" mit den ersten beiden Kapiteln durch und die Familie Elliot und ihre finanzielle Situation ist mir jetzt klar vor Augen. So kann es jetzt los gehen. Die Elliots ziehen jetzt nach Bath.
Wie schon "Stolz und Vorurteil" gefällt es mir sehr, sehr gut! Ich hoffe (und denke), es bleibt so!
Auch habe ich am Wochenende ein paar Blicke in die bei mir eingetroffene Biographie von Christian Grawe geschaut. Liest sich sehr schön und ist randvoll mit Informationen (und Abbildungen, die ich sehr hilfreich, interessant und unterstützend finde)! Ich bin sehr dankbar für den Tipp, dass es davon Restposten für 2,95 € bei Jokers gibt. Zudem war das ja auch noch eine versandkostenfreie Lieferung. Sehr schön!
Auch der Blick in die (ebenfalls frisch bei mir eingetroffene) Biographie von Park Honan gefällt mir. Etwas romanhafter zu lesen als Christian Grawe (die geballten Infos von Christian Grawe würden mich vielleicht etwas schneller/besser hineinziehen, aber interessant sind sicher alle Ansichten - so werde ich über die Jahre verteilt die drei mir vorliegenden Biographien alle lesen). Ein schönes Cover! Mit dem Gemälde von Jane Austens Gestalt und im Hintergrund das Schriftbild von einem Brief zwischen Jane und Cassandra. Sehr schön aufgemacht.
So, nun zu Euch:
@Binchen: Ich könnte mir ebenfalls vorstellen, dass es an der Lesung liegt, dass es Dir stellenweise schwer fällt nachzuvollziehen wer sich über wen lustig macht. Ich kann das nur vermuten, denn ich kenne ja weder die Lesung noch den Roman. Aber ich merke selbst gerade wieder, wie genau man Jane Austen lesen muss. Ihre Gedanken und Spitzen sind so fein und leise angebracht, dass man schon genau und ganz sensibel lesen muss, um keine zu verpassen und sie voll und ganz - in all ihrer Entfaltung - zu verstehen. Ich lese gerade einige Sätze in "Überredung" zweimal. Beim Hörbuch geht sowas ja nicht. Und außerdem stelle ich persönlich es mir als extrem schwer vor, einen Jane Austen-Roman vorzulesen. So schnell hat man die Betonung auf den falschen Teil des Satzes oder Dialogs gelegt, dass der Sinn verfälscht ist oder untergeht. Da muss man nicht mal eine schlechte Sprecherin sein, um dem nicht ganz gerecht zu werden.
Ich werde "Northanger Abbey" auf jeden Fall lesen und dann erst hören. Auch wenn es bis dahin sicher noch was hin ist, so werden meine vergleichenden Eindrücke dann vielleicht für Dich hilfreich sein. Ich werde Dir zu gegebener Zeit meine Eindrücke auf jeden Fall mitteilen.
Ich weiß auch nicht, ob ich selbst mit einer PERFEKTEN Lesung glücklich wäre, ohne vorher das Buch zu kennen. Denn beim hören bleibt einem einfach nicht die Zeit, die man sich beim lesen lassen kann. Damit ein Satz und sein ganzer Sinn (inklusive der feinen leisen Spitzen) sich so richtig entfalten kann. Und man ihn genießen kann. Ich weiß noch wie es mir bei "Stolz und Vorurteil" ging. Ich musste das Buch manchmal sinken lassen, um eine Stelle zu genießen. Einen Satz, eine Spitze, den Sinn dahinter und mein immer breiter werdendes Lächeln darüber!
Maria, auf "Udolpho" wäre ich nach der Lektüre von "Northanger Abbey" ganz gewiss sehr neugierig! Ich bedauere deshalb sehr, dass Ann Radcliffe nicht ins Deutsche übersetzt worden ist!
JMaria hat geschrieben:Die neue Biographie über Jane Austen von Park Honan liest sich sehr gut. Darin gabs auch eine Information; eine Cousine von Jane Austens Mutter namens Cassandra Cooke, geb. Leigh hat eine historische Romance-Erzählung 1799 als "Dame von Rang" herausgebracht.
Das ist ja interessant! Und wie schade, dass der Text nicht frei zugänglich ist! Das wäre ganz gewiss interessant!
Barbara, da bist Du also nun durch!
Es freut mich, dass der Roman für Dich in den letzten zwei Dritteln doch noch gewonnen hat!
Ich denke auch, dass es nicht nur Dir so geht, dass Dir die letzten zwei Drittel mehr gefallen haben als das erste. Im ersten werden die Figuren ja erst vorgestellt und die Situation geschaffen, auf der die letzten zwei Drittel dann ja aufbauen. Mir hat das Buch auch mit jeder Seite besser gefallen!
So ist es auch bei "Überredung" jetzt wieder: Erst einmal wird das Personal vorgestellt. Und die Ausgangssituation.
Barbara hat geschrieben:Und wenn Ironie und Satire als Stilmittel gewählt wird, dann darf es für meinen Geschmack auch deutlicher werden, als dies bei Jane Austens Büchern "Verstand und Gefühl" und "Stolz und Vorurteil" der Fall ist.
Wobei mir ganz recht war, dass sie ihre Ironie so fein und leise angebracht hatte. Das machte sie für mich geistreicher und weniger plump. Davon abgesehen wäre es mir sonst ZU SEHR in die Satire abgerutscht für einen Gesellschaftsroman, der "Stolz und Vorurteil" ja auch ist, wie ich meine.
Eine große Kritikerin Jane Austens war Charlotte Bronte. Ihr war Jane Austen zu leidenschaftslos. Und sie würde (sinngemäß) ja lediglich die Realität abzeichnen.
Ich schätze sowohl die leidenschaftlichen Geschwister Bronte als auch die zurückhaltendere und sachlichere Jane Austen. Mehr über die Zeit damals verrät mir persönlich Jane Austen. Spannendere und somit unterhaltsamere Geschichten haben sicher die Geschwister Bronte zu erzählen. Aber sie übertreiben halt auch. Treiben das Geschehen auf die Spitze. Das hat was! Aber näher an der Realität bewegt sich m. E. Jane Austen. Charlotte Bronte moniert ja auch genau das: Die Realität abzeichnen.
Hingegen Sir Walter Scott lobte Jane Austen für ihr Können. So sah er in ihrem Jugendwerk noch die direkte (gröbere) Parodie. Hingegen später - so äußerte er sich über sie - verwendete sie feine Pinselstriche auf Elfenbein.
Barbara hat geschrieben:Nachdem, was ich über "Emma" gelesen habe, erhoffe ich mir von diesem Buch noch etwas mehr, da es verspricht noch "anspruchsvoller" (nicht falsch verstehen ) zu sein.
Das kann durchaus sein! Im Film über Jane Austen "Miss Austen regrets" äußert Jane Bedenken über einen ihrer Romane (ich muss den Film noch mal in Ruhe schauen um diese Details genauer verinnerlichen zu können - da stecken viele interessante Aussagen hinter), den sie gerade schrieb. Sie fürchtete, dass er Lesern von (ich meine es war) "Stolz und Vorurteil" zu ernsthaft sei und Lesern von einem ihrer anderen zu wenig ernsthaft.
Darin siehst Du schon, dass sie durchaus sehr unterschiedlich geschrieben hat. Wenn auch in Nuancen. Aber so denke ich auch, werden einige ihrer Romane Dir besser gefallen können. Vielleicht "Emma". Vielleicht "Mansfield Park" (über den wurde im Film glaube ich auch gesagt, dass er sehr ernsthaft sei).
So bleibt die Entdeckungsreise jedenfalls spannend, nicht wahr?
Ich bin jedenfalls schon gespannt, wie weitere Jane Austen-Eindrücke von Dir aussehen werden, wenn Du wieder mal etwas von ihr liest! Und sage Dir an dieser Stelle Danke für Deinen Lesebericht, den ich mit großem Interesse verfolgt habe! Auch oder vor allem weil er so viel Stoff für Diskussionen und Austausch bietet!
Eines noch:
Barbara hat geschrieben:Was die weitere Literatur zu Jane Austen angeht, so habe ich für mich festgestellt, dass mich am meisten die Briefe an Cassandra interessieren. "Jane Austen und ihre Zeit" ist bestimmt auch interessant, aber für mich zurzeit weniger. Nachdem, was ich nun so darüber in Erfahrung gebracht habe, sehe ich dies ähnlich wie Du und gebe Dir da recht, liebe Petra.
Ja, glaube ich auch. Ich kann in nächster Zeit noch näheres zu Deidre le Fayes "Jane Austen und ihre Zeit" sagen. Denn ich habe vor, nach "Überredung" den Teil in dem Buch zu lesen, der Zusammenhänge zwischen "Überredung" und Jane Austens Leben und Zeit zieht. Und vielleicht dann auch noch den zu "Stolz und Vorurteil", wenn ich schon mal dabei bin und mich eingelesen habe. Ich denke das Buch möchte ich lieber in Etappen lesen - immer wenn ich einen ihrer Romane gelesen habe, das entsprechende Kapitel. Ich lasse mir ja ungern was vorweg nehmen und möchte das deshalb lieber immer nur nach einem gelesenen Roman.
Die Briefe interessieren mich auch ganz besonders. ABER: Ich habe es gestern auch nochmal in der Christian Grawe-Biographie gelesen. Viel Aufschluss geben sie leider nicht. Viel weniger jedenfalls als man sich wünschen würde. Denn Cassandra hatte ja gefürchtet, dass die Briefe an die Öffentlichkeit gelangen und sie wusste, dass Jane eher ein zurückhaltender Mensch ist, der das nicht so gern gewollt hätte. Und so hat sie ja einen Großteil der Briefe nach Janes Tod verbrannt.
Außerdem sollen die Briefe eh sehr lückenhaft sein. Christian Grawe begründet das auch sehr nachvollziehbar: Die Schwestern haben die meiste Zeit ihres Lebens zusammen verbracht und hatten deshalb nicht viel Grund sich gegenseitig zu schreiben.
Aber wissen, was sich die beiden ausgetauscht haben (auch wenn es nur die weniger persönlichen Dinge sind), möchte ich auch! Somit freue ich mich auch auf den Juni, wenn der Briefwechsel neu aufgelegt wird. Er steht schon auf meiner Wunschliste.