von JMaria » Sa 16. Jul 2011, 11:28
Hallo zusammen,
[Die Fahrt hinaus- The Voyage out]
gefällt mir immer besser. VW hat eine genaue Beobachtungsgabe, die ich bereits in ihren anderen Romanen schätzte. In diesem Roman finde ich die kleinen Szenen einer Ehe, die von Helen und Ridley Ambrose, ganz entzückend, ebenfalls die Dialoge in diesem Hotel, so typisch englisch. Mir kommt der Roman sehr entspannt rüber. In diesem Werk benutzt VW noch einen traditionellen Erzählstil. Überhaupt prägt das Britische Empire das Bild im Roman, obwohl es in erster Linie ein Entwicklungsroman ist.
Ihr Tagebuch, das im Januar 1915 beginnt, endet bereits nach 6 Wochen, am 15. Februar 1915. Sie glitt in eine weitere Wahnsinnsphase hinab, schlimmer als die vorherige; Kopfschmerzen, schlaflose Nächte, schmerzerfüllte Tage und Ängste (die Veröffentlichung von "The Voyage out" im März 1915) trieben sie unaufhaltsam in den Wahnsinn, wie Quentin Bell erklärt. Nur langsam trat eine Besserung ihres Zustandes ein; gegen Ende des Jahres 1915 konnte man die Pflegekraft entlassen. An Schreiben war aber vorerst nicht zu denken.
Frühjahr 1917 gründeten die Woolfs Hogarth Press und kauften eine Druckerpresse.
im August 1917 nimmt VW ihr Schreiben im Tagebuch wieder auf, die ersten Wochen sind sehr kurz gehalten, notizbuchartig, dann wird es wieder ausführlicher. Es tat ihr körperlich und seelisch gut mit der Druckerpresse zu arbeiten.
Ich bewundere diese Frau sehr. Zumal es damals keine richtige Behandlungsmethode für Depressionen gab. Entweder absolute Bettruhe und/oder Schockbehandlungen. Da kann man sich vorstellen, dass VW jede weitere Attacke fürchtete.
Gruß,
Maria
Schöne Grüße, Maria
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