Virginia Woolf

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Re: Virginia Woolf

Beitragvon steffi » Di 12. Jul 2011, 14:06

Ich habe auch nur die deutsche Übersetzung. Und ich bin gespannt, was Rachel berichtet.

@JMaria: Gerne lese ich deinen Bericht über "Die Fahrt hinaus". Ja, Mrs Dalloway kommt vor :lol: Die Szenen auf dem Schiff haben mir sehr gefallen, sie sind so anschaulich beschrieben.
Gruss von Steffi

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Re: Virginia Woolf

Beitragvon JMaria » Di 12. Jul 2011, 14:49

steffi hat geschrieben:Ich habe auch nur die deutsche Übersetzung. Und ich bin gespannt, was Rachel berichtet.

@JMaria: Gerne lese ich deinen Bericht über "Die Fahrt hinaus". Ja, Mrs Dalloway kommt vor :lol: Die Szenen auf dem Schiff haben mir sehr gefallen, sie sind so anschaulich beschrieben.



du kennst mich, bei VW (oder ThM) kann ich einfach nicht ruhig sein 8-)

amüsiert habe ich mich über die Einschätzung zu Wagners Walküren:

Mrs. Dalloway zu Rachel:

(...)

"Und dann geht Tristan weg - so - , und Isolde - ach! -, wie aufregend das alles ist! Sind Sie schon in Bayreuth gewesen?"

"Nein", sagte Rachel.

"Dann haben Sie das also noch vor sich. Ich werde meinen ersten Parsifal nie vergessen - ein brütend heißer Augusttag und dann
kommen diese ganzen dicken alten deutschen Frauen mit ihren wallenden, hochgeschlossenen Gewändern und dann das dunkle Theater, und die Musik setzt ein, und man mußte einfach schluchzen....

(...)



die ganzen dicken alten deutschen Frauen ... :lol:

aber auch die typische Sichtweise von VW kommt bereits in diesem ersten Roman zu tragen. Diese besondere Perspektive in einen Mikrokosmos hineinsehend...


Die Menschen auf den Schiffen gewannen jedoch eine gleichermaßen eigenartige Vorstellung von England. Es erschien ihnen nicht etwa nur als Insel, und zwar als sehr kleine Insel, sondern es war vielmehr eine schrumpfende Insel, auf der die Menschen gefangensaßen. Erst stellte man sie sich als ziellos umherschwärmende Ameisen vor, die einander fast über den Rand hinausdrängten; und dann, während das Schiff sich immer weiter entfernte, stellte man sich vor, daß sie vergeblich Lärm schlugen.... Schließlich , als das Land außer Sicht war, wurde offenkundig, daß die Mensch in England völlig stumm waren....


wahrlich, ich genieße VW sehr.

Wenn auch Sätze darunter sind, wo überbordernd erscheinen. Aber das macht nichts.

Liebe Grüße
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Re: Virginia Woolf

Beitragvon steffi » Mi 13. Jul 2011, 08:37

Ja, an diese "Inselsicht" kann ich mich noch gut erinnern. Es spiegelt sehr schön, dass man Distanz schaffen muss um das Wirkliche zu erkennen.
Gruss von Steffi

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Re: Virginia Woolf

Beitragvon Rachel » Mi 13. Jul 2011, 14:26

Hallo Maria,

kannst Du die Stelle vielleicht noch ein bisschen eingrenzen? Ich habe gerade die letzten paar Seiten des ersten Teils überflogen, sie aber nicht gefunden.
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Re: Virginia Woolf

Beitragvon JMaria » Mi 13. Jul 2011, 14:41

Rachel hat geschrieben:Hallo Maria,

kannst Du die Stelle vielleicht noch ein bisschen eingrenzen? Ich habe gerade die letzten paar Seiten des ersten Teils überflogen, sie aber nicht gefunden.


Hallo Rachel,

toll, du schaust gerade nach :-)

Hermione Lee: Virginia Woolf:
Die Aussage befinde im Teil I: 1882 - 1904 - Kapitel 3 väterlicherseits

1 1/2 Seiten bevor das Kapitel 4 "Mütterlicherseits" beginnt.

der Abschnitt beginnt wie folgt:

(...) Virginia Woolf bemerkt in ihrem Nachruf ausdrücklich, daß es oberflächlich sei, sie als sentimental abzutun, wie ihr Vater es so oft getan habe. Es ist, als ob sie laut mit ihm stritte. Und zu der Zeit, da sie dies niederschreibt, macht sie sich über Exzentrizität Gedanken. Eine Bemerkung vom Januar 1919 in ihrem Tagebuch ("Ich glaube, ich werde eines Tages ein Buch über >Exzentriker< schreiben") geht einem Essay mit dem Titel "Die Exzentriker" voran, der in enger zeitlicher Nachbarschaft zu dem Nachruf auf Anny entstand....(..)


VW spricht hier über ihre Tante Anne Thackeray Ritchie.

danke fürs nachschauen :-)

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Re: Virginia Woolf

Beitragvon Rachel » Mi 13. Jul 2011, 14:54

Hallo Maria,

vielen Dank, jetzt habe ich die Stelle gefunden. Dort heißt es:

"A remark in the diary in January 1919 ('I think one day I shall write a book of 'Eccentrics'')..."

Scheint also kein Fehler in der Übersetzung zu sein...
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Re: Virginia Woolf

Beitragvon JMaria » Mi 13. Jul 2011, 14:58

Rachel hat geschrieben:Hallo Maria,

vielen Dank, jetzt habe ich die Stelle gefunden. Dort heißt es:

"A remark in the diary in January 1919 ('I think one day I shall write a book of 'Eccentrics'')..."

Scheint also kein Fehler in der Übersetzung zu sein...


Hallo Rachel,

nun, leider ein Fehler der Biographin. Die Aussage findet sich in den Tagebücher vom 19. Januar 1915 .
Jetzt weiß ich wenigstens Bescheid. Das sind so Dinge, die mich dann immer wieder beschäftigen.

Vielen Dank fürs Nachschlagen. Toll wie man immer wieder hier im Forum geholfen wird. (((knuddel)))

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Re: Virginia Woolf

Beitragvon Rachel » Mi 13. Jul 2011, 15:13

Hallo Maria,

gerne doch. *knuddel* Ich kenne das, wenn einen solche Kleinigkeiten nicht mehr loslassen
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Re: Virginia Woolf

Beitragvon JMaria » Do 14. Jul 2011, 10:28

Rachel hat geschrieben:Hallo Maria,

gerne doch. *knuddel* Ich kenne das, wenn einen solche Kleinigkeiten nicht mehr loslassen


und ich frage mich, ob das einem Biographen passieren darf.

Natürlich passieren Fehler und man muß es auch in der Relation zu der Fülle an Materialrecherche sehen. Dennoch, für mich ist ein Biograph jemand, den ich für sehr gewissenhaft einstufe und seine Arbeit für sehr wichtig erachte um der Nachwelt eine Lebensgeschichte zu bewahren !

Leichte Enttäuschung macht sich schon in mir breit, zumal ich mich frage, ob sich noch mehr Fehler eingeschlichen haben.

Aber ich möchte mir auch nicht die Freude an der Biographie nehmen lassen, die sehr viel Auskunft über VW birgt.

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Re: Virginia Woolf

Beitragvon JMaria » Sa 16. Jul 2011, 11:28

Hallo zusammen,

[Die Fahrt hinaus- The Voyage out]
gefällt mir immer besser. VW hat eine genaue Beobachtungsgabe, die ich bereits in ihren anderen Romanen schätzte. In diesem Roman finde ich die kleinen Szenen einer Ehe, die von Helen und Ridley Ambrose, ganz entzückend, ebenfalls die Dialoge in diesem Hotel, so typisch englisch. Mir kommt der Roman sehr entspannt rüber. In diesem Werk benutzt VW noch einen traditionellen Erzählstil. Überhaupt prägt das Britische Empire das Bild im Roman, obwohl es in erster Linie ein Entwicklungsroman ist.

Ihr Tagebuch, das im Januar 1915 beginnt, endet bereits nach 6 Wochen, am 15. Februar 1915. Sie glitt in eine weitere Wahnsinnsphase hinab, schlimmer als die vorherige; Kopfschmerzen, schlaflose Nächte, schmerzerfüllte Tage und Ängste (die Veröffentlichung von "The Voyage out" im März 1915) trieben sie unaufhaltsam in den Wahnsinn, wie Quentin Bell erklärt. Nur langsam trat eine Besserung ihres Zustandes ein; gegen Ende des Jahres 1915 konnte man die Pflegekraft entlassen. An Schreiben war aber vorerst nicht zu denken.

Frühjahr 1917 gründeten die Woolfs Hogarth Press und kauften eine Druckerpresse.

im August 1917 nimmt VW ihr Schreiben im Tagebuch wieder auf, die ersten Wochen sind sehr kurz gehalten, notizbuchartig, dann wird es wieder ausführlicher. Es tat ihr körperlich und seelisch gut mit der Druckerpresse zu arbeiten.

Ich bewundere diese Frau sehr. Zumal es damals keine richtige Behandlungsmethode für Depressionen gab. Entweder absolute Bettruhe und/oder Schockbehandlungen. Da kann man sich vorstellen, dass VW jede weitere Attacke fürchtete.

Gruß,
Maria
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