Hallo zusammen,
inzwischen bin ich auf Seite 90. Und ich habe nichts gefunden, was meinen Verdacht aufhebt, wohl aber was, das ihn bestärkt. Im kursiv gedrucktem Text am Ende einiger Kapitel wird der Leser ja in die Erlebnisse und Gedanken des Täters versetzt, die die Ursprünge seiner Faszination für den Tod beleuchten. Und dort wird (beiläufig) erwähnt, dass der Täter mal eine Nasen-OP hatte, und dass sein Geruchs- und Geschmacksinn dadurch nahezu zerstört wurden. Die Stelle soll eher darstellen, dass er sein Sandwich nicht schmeckt. Aber ich vermute hinter diesem Detail mehr. Und zwar fällt mir da wieder Gardner ein, der in der Hütte beim Leichenfund keine Gesichtsmaske trug. David fragte sich, ob er sie abgenommen hat aus Respekt vor Irving, dem Psychiater, der auch keine trug. Die beiden waren die einzigen, die keine getragen haben. Es muss dort am Fundort ja außergewöhnlich gestunken haben. Der Psychiater verlangt immerhin nach Nachschub an Salbe, damit er sich die nochmals unter die Nase reiben kann. Und bei ihm vermute ich eher, dass er dachte, dass er sein Äußeres (auf das er ja großen Wert legt) durch solch eine Maske verschandelt. Aber Gardner, so denke ich, wird seine vielleicht nicht aus Respekt abgelegt haben, sondern weil er eh nichts riecht.
Den Psychiater könnte man ja auch verdächtigen. Aber ich halte das für zu naheliegend. Ich halte ihn eher für einen total arroganten Wichtigtuer, der sich im Laufe der Ermittlungen noch blamieren wird. Aber mal sehen.
Zu Davids Selbstzweifeln. Binchen, im Hörbuch war da die Szene, als er mit Paul (das ist ja der, der Toms Nachfolger werden soll) und dessen Frau Sam und ganz vielen anderen von der Body Farm zum Essen im Steakhouse war, enthalten? Ich könnte mir vorstellen, dass sie - weil sie für den Fall unwichtig ist - herausgenommen wurde. Das ist eine Stelle wo Davids Selbstzweifel und seine depressive Stimmung deutlicher thematisiert werden. Er kämpft mit sich, ob er überhaupt hingehen soll, da er im Moment überhaupt keine Gesellschaft um sich haben möchte, schon gar keine Fremden, mit denen er Smalltalk machen muss, weil er sich mit sich selbst überhaupt nicht im Reinen fühlt. Er kämpft auch dort (beim Treffen) immer wieder mit seinen Selbstzweifeln und Ängsten. Dann hat die Serviererin noch einen Moschusduft an sich, der ihn in Panik versetzt, weil Grace Strachan damals diesen Moschusduft immer getragen hat. Er kann sich nicht mehr sammeln und muss das Restaurrant verlassen. Auf der Straße wird er angesprochen und wittert auch dort wieder Gefahr. Er leidet offensichtlich unter Ängsten und sogar Panik. Kann das, was ihm passiert ist, überhaupt nicht verdauen.
Kommt das so intensiv auch im Hörbuch vor? Wäre mal interessant für den Vergleich der Eindrücke, die Du und die Lucy dazu gesammelt haben.
Mich persönlich stören diese Selbstzweifel und Ängste nicht. Wer weiß, vielleicht nimmt es irgendwann doch Überhand. Aber solange nur ab und zu mal eine längere Szene von seinen Ängsten berichtet und es ansonsten eher kurz (innerhalb eines Satzes - so ist es bisher meistens) erwähnt wird, dann finde ich es nicht störend. Dann finde ich es sehr verständlich und bereichernd. Es gibt der Figur des David mehr Leben und mehr Tiefe, finde ich bisher. Und ich kann mich gut in seine Gefühle reinversetzen. Es muss wirklich traumatisch sein, wenn einem so etwas widerfahren ist. Und ich finde es gut, dass solche Gefühle in einer Krimi-Reihe mal mehr Raum einnehmen. Ich hoffe und denke, dass David sich wieder berappeln wird und er im nächsten Band wieder mehr auf der Höhe ist. Wenn dem so ist, dann empfinde ich seinen Rückschlag hier als Bereicherung.