Verkauf gebrauchter Hörbücher Strafbar??????

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Verkauf gebrauchter Hörbücher Strafbar??????

Beitragvon Peter » Mi 26. Aug 2009, 10:40

Liebe Hörende,
per Zufall bin ich über diesen Beitrag gestolpert:

http://www.heise.de/tp/r4/artikel/30/30985/1.html

Danach besteht beim Weiterverkauf legal erworbener Hörbücher ein ernstzunehmendes Risiko abgemahnt zu werden. Scheinbar versuchen einige aus nicht exakt formulierten Gesetzen Kapital zu schlagen.

Meine Meinung zum Gesetzgeber und Advokaten verkneife ich mir hier mal.......

Meinungen ???

Liebe Grüße
Peter ;)
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Re: Verkauf gebrauchter Hörbücher Strafbar??????

Beitragvon Hermy » Mi 26. Aug 2009, 11:53

Peter hat geschrieben:Meine Meinung zum Gesetzgeber und Advokaten verkneife ich mir hier mal.......

Meinungen ???

Ja, lieber Peter, genau die selbe wie Du.

Da ich aus beruflichen Gründen im Internet inseriere (unumgänglich, der Markt hat sich eben von den Printmedien ins Netz entwickelt), bin ich wieder und wieder im Gespräch mit meinem RA zum Thema Abmahnung. Er entschuldigt sich dann immer bei mir über seine indelikaten KollegInnEn. Sie sind eine Plage. Aber wie hieß doch schon das alte Sprichwort: „Es kann der Beste nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt.“

Verrückte Welt!
Beste Grüsse
Hermy


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Re: Verkauf gebrauchter Hörbücher Strafbar??????

Beitragvon Trixie » Mi 26. Aug 2009, 12:23

Hallo Peter,

das ist grotesk. Schlicht und einfach. Wenn man sich ganz genau an solche Vorgaben der Rechtsanwälte halten wollte, müßte man schon selber Jurist und die ganze Zeit nur mit Recherchen zu allen Artikeln beschäftigt sein, die man zu erwerben oder wiederzuveräußern plant, um auszuschließen, daß irgendwann in den vergangenen Jahrzehnten die Rechte an der legal erworbenen CD bei anderen Parteien als den zum Verkauf berechtigten lagen oder auch nur ein rechtlicher Zweifel bestanden hat. Also wirklich - das wird ja wohl keiner ernsthaft von dem gewöhnlichen Käufer erwarten, schon gar nicht Gerichte, die hoffentlich noch genug gesunden Menschenverstand haben, um -schon im eigenen Interesse- solchen Schwall an Prozessen, denen dann Tür und Tor geöffnet wären, gleich entgegenzuwirken.

Außerdem - was käme als logische Folgerung? Ich will keine hier mitlesenden Anwälte auf Ideen bringen, aber es gibt ja schließlich auch die Rechte des Urhebers am Schriftgut, sprich: Bücher. Dürfen dann demnächst keine Bücher mehr gebraucht verkauft werden? Wie steht es mit dem Recht des Modeschöpfers auf die von ihm entworfenen Kleidungsstücke? Sind die dann als nächstes dran? Das Gemälde oder die Photographie, die für einen bestimmten Auftraggeber angefertigt wurde - oje, da müssen sich Auktionshäuser aber demnächst vorsehen, ganz zu schweigen von den tausenden Käufern, die irgendwann mal ein Warhol-Poster erworben haben und dieses jetzt auf dem Flohmarkt veräußern!

Mal so als Laie überlegt: Wofür hat der Käufer dann eigentlich gezahlt? Nur für die Gelegenheit, die gekaufte CD zu hören, aber nicht für das Eigentum an ihr? Was, wenn ihm diese CD gestohlen wird? Logischerweise dürfte er dann keine Ansprüche gegenüber dem Dieb haben...?

Okay, ihr seht, solche Dinge regen mich auf. Schlimm, denn wenn die Angelegenheit nicht so empörend wäre, könnte man über ihre Lächerlichkeit nur den Kopf schütteln. Leider gibt es aber immer irgendwelche Parteien, die ihren persönlichen Reibach machen wollen - ganz egal, auf welche Art und Weise (und damit meine ich jetzt nicht den Verkäufer, der eigentlich nur eine alte CD loswerden wollte)...

Gruß,
Trixie
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Re: Verkauf gebrauchter Hörbücher Strafbar??????

Beitragvon Petra » Mi 26. Aug 2009, 13:05

Hallo Peter,

vielen Dank für den interessanten, wenn auch sehr ärgerlichen Beitrag! Und ich schließe mich Euch allen an: Ich bin auch empört!

Und man fragt sich schon wirklich, ob alles noch verrückter werden wird... wahrscheinlich! Da muss man erst mal drauf kommen... traurig!

Trixie hat geschrieben:Leider gibt es aber immer irgendwelche Parteien, die ihren persönlichen Reibach machen wollen - ganz egal, auf welche Art und Weise (und damit meine ich jetzt nicht den Verkäufer, der eigentlich nur eine alte CD loswerden wollte)...


Aber wirklich - Du sprichst mir aus der Seele!
Liebe Grüße,
Petra


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Re: Verkauf gebrauchter Hörbücher Strafbar??????

Beitragvon steffi » Do 27. Aug 2009, 22:29

Ja, das regt mich auch auf ! Ist ja eigentlich unglaublich, dass man, wenn sich irgendwie die Lizenzen geändert haben, plötzlich eine illegale CD besitzt. Irgendwie ist das nicht mehr zu verstehen.

Und diese Abmahnmasche sollte auch geändert werden - kann ja auch nicht sein, dass das immer weitere Blüten trägt.
Gruss von Steffi

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Re: Verkauf gebrauchter Hörbücher Strafbar??????

Beitragvon Peter » Fr 28. Aug 2009, 09:47

Hallo zusammen,
ich teile natürlich Eure Meinung, dass diese Abmahnungen absolut daneben sind. Um vor dieser neuen Masche zu warnen habe ich den Link hier ja auch gepostet. Da solche Sachen im EDV Bereich schon des längeren bewegt werden (z. B. Handel mit gebrauchten Betriebssystem Lizenzen, patentgeschützter Software) ist der Artikel wohl auch bei einer Webseite mit EDV Hintergrund (Heise Verlag) erschienen.

Bei den Überlegungen von Trixie (Wofür zahlt der Kunde eigentlich?) muss man im EDV Bereich (Da sind wir leider automatisch, da es um digitale Medien geht.) allerdings wirklich aufpassen. Man erwirbt letztendlich nur ein Nutzungsrecht in der vorgegebenen Form. In wie weit dieses Recht dann übertragbar ist (neben den Feinheiten auf der Anbieterseite wie unzureichende Lizensierungen, Markenrechte usw.) ist der strittige Punkt.

Bei unzureichender Lizensierung, fehlenden Markenrechten usw. wäre sogar die Frage zu stellen in wie weit man überhaupt Eigentum / Nutzungsrechte erwerben kann (An illegaler Ware (gleich ob man es wusste oder nicht) kann man kein Eigentum / Nutzungsrecht erwerben. Stichwort - Hehlerei). :shock:

Klar kann man auf eine gerichtliche Klärung setzen aber alle Kosten dazu darf man dann zunächst selber tragen und wenn die Gegenseite (Abmahn - Anwalt / Kanzlei) den Weg durch die Instanzen beschreitet, dazu mit Gutachten um sich wirft, Autorenrechte ggf. im Ausland liegen, ist das Ergebnis eben nicht vorhersehbar. Dazu laufen dann von Instanz zu Instanz immer weitere Kosten auf, die einen Einzelnen schnell überfordern können. Recht haben und Recht bekommen ist eben auch in unserem Staat immer noch zweierlei und so bitter das auch klingt, letztendlich eine Frage des Geldes. Man kann dazu nur an den alten Spruch erinnern: „Vor Gericht und auf hoher See……“. :evil:

Mir ging es in meinem Ursprungspost nur darum zu informieren und das Problem bzw. die neue Masche bewusst zu machen. Bezeichnenderweise gibt es ja auch von den Verlagen / Verbänden keine eindeutige Klarstellung oder kennt jemand eine Veröffentlichung mit allgemeingültiger Aussage, die dies eindeutig für die Branche regelt und rechtlich abschließend anerkannt ist? :?:

Liebe Grüße
Peter
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Re: Verkauf gebrauchter Hörbücher Strafbar??????

Beitragvon Wolf » Sa 29. Aug 2009, 11:55

Hallo zusammen,

Trixie hat geschrieben:Wie steht es mit dem Recht des Modeschöpfers auf die von ihm entworfenen Kleidungsstücke? Sind die dann als nächstes dran?

Kleidungsverkäufe wurden auch schon abgemahnt. :-( Ein solcher Fall wird in diesem Artikel geschildert.

Das Grundproblem liegt zunächst mal im deutschen Abmahnrecht, wonach man jemanden auch dann kostenpflichtig abmahnen kann, der unwissentlich und unabsichtlich eine Urheberrechts- oder Markenrechtsverletzung begangen hat. In Österreich ist das beispielsweise anders geregelt, deshalb hat dort das Abmahnwesen nicht diese Auswüchse wie in Deutschland, obwohl in Österreich natürlich ebenfalls Verstöße gegen Urheber- und Markenrechte verfolgt werden. Aber das geschieht eben in einer Weise, die keinen großen Spielraum für "Abzockanwälte" läßt, in Deutschland nutzen einige Anwälte das hiesige Abmahnrecht skrupellos aus, um damit Geld zu scheffeln. Derartige Abmahnungen werden dann oft auch mit sehr kurzen Fristen versehen und so verschickt, daß sie an einem Freitag ankommen, damit der Abgemahnte wegen des Wochenendes selbst keinen Anwalt konsultieren kann.

Beim Verkauf von gebrauchten (Musik-)CDs gibt es im wesentlichen vier Möglichkeiten wegen Urheberrechtsverstößen abgemahnt zu werden:

1. Wenn man Raubkopien verkauft (das dürfte klar sein).
2. Wenn man sog. Bootlegs verkauft, das sind illegale Konzertaufnahmen.
3. Wenn man bestimmte importierte oder im Ausland gekaufte CDs verkauft, da kann es nämlich sein, daß für einen Verkauf in der EU keine Erlaubnis des Rechteinhabers vorliegt, sondern nur für bestimmte Länder außerhalb der EU. Eine legal in der EU gekaufte Musik-CD kann man dagegen in der EU auch wieder problemlos verkaufen, außer wenn der vierte Fall vorliegt:
4. Das ist eine wirkliche fiese Falle: Es gibt einige wenige Musik-CDs (meist Sampler), die in normalen Geschäften (u.a. bei Discountern) in Deutschland verkauft worden sind, die aber Aufnahmen enthalten, für die laut Rechteinhabern keine Genehmigung zur Veröffentlichung vorliegt.

Die ersten drei Fälle kann man zumindest einigermaßen gut erkennen und vermeiden, denn man weiß meistens, ob man Raubkopien oder Bootlegs besitzt, und ob man eine CD aus einem Nicht-EU-Land importiert hat, weiß man meistens auch. Wenn man derartige CDs nicht wieder verkauft, ist man auf der sicheren Seite. Der vierte Fall - CD in Deutschland legal gekauft, Wiederverkauf aber trotzdem verboten - ist dagegen wirklich fies, aber bei Hörbüchern gab es da, glaube ich, noch keinen solchen Fall, nur bei einzelnen Musik-CDs.

Schöne Grüße,
Wolf
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Re: Verkauf gebrauchter Hörbücher Strafbar??????

Beitragvon steffi » Sa 29. Aug 2009, 15:04

Hallo Wolf,

danke für deine Erklärungen, jetzt blicke ich besser durch - das ist ja schon der Hammer, dass das in Österreich anders und besser geregelt ist.
Gruss von Steffi

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