Kopierschutz bzw. Leute gibt es........

[Peter]

Kopierschutz bzw. Leute gibt es …...

Hallo zusammen,
mir ist eine Geschichte passiert die ich so wirklich nicht für möglich gehalten hätte. Da ich meine Hörbücher vorwiegend auf der Bahnfahrt von und zur Arbeitsstelle höre, ist es für meine jeden Morgen gleichen Mitfahrer ein gewohntes Bild das ich den MP3 Player auspacke und mir die Ohrstöpsel aufsetze. Ein, zwei weitere Leute in der Bahn verkürzen sich jeden Tag auf gleiche Art und Weise die Fahrt. Einer von denen hat mich dann angesprochen und gefragt was ich da so höre. Schnell hatten wir festgestellt das keiner Musik, sondern wir beide Hörbücher hören.

Fast von selber kam dann der Vorschlag doch einmal gegenseitig durch die vorhandenen Hörbücher zu schauen und ggf. zu tauschen. Bei einem jeden sammelt sich ja schließlich etwas an, dass dann doch nicht so der Knaller war........ und was für den Einen ein Flop ist, kann für den Nächsten ein Volltreffer sein. Also wurden die E-Mail Adressen ausgetauscht und vereinbart, dass man sich gegenseitig eine Liste über die vorhandenen Bücher zusendet. Die Geschmäcker schienen ebenfalls halbewegs gleich zu sein und das Ganze machte einen für beide Seiten erfolgversprechenden Eindruck.

Also habe ich meine Bestandsliste auf Vordermann gebracht und abgeschickt. Danach hörte ich dann erst einmal nichts mehr und bei den morgendlichen Begegnungen wurde auf fehlende Zeit usw. verwiesen, allerdings wäre die von mir gesandte Liste hoch interessant. Ja so interessant, dass die Frage kam ob ich denn nicht schon einmal im Vorgriff etwas zur Verfügung stellen könnte. An der Stelle wurde ich dann das erste mal stutzig und habe daran erinnert das von Tausch die Rede sei!

Weitere Tage später schlugen dann die Listen des Gegenübers ein. Die Listen aufgemacht, gelesen und dann kam ich aus dem Staunen nicht mehr heraus. Ich hatte mir bis dato eingebildet schon relativ gut bestückt zu sein aber das ging in der Menge mehr als deutlich darüber hinaus. Seltsam fand ich zunächst das in der Sammlung des Gegenübers keinerlei Struktur zu erkennen war. Da stand beispielhaft Jane Austen neben Perry Rhodan, Schätzing neben Schiller, Böll neben Tanja Kinkel usw. Kurz und gut, aus jeder Ecke wirklich jede Menge Knochen, von einer Vorliebe oder Interesse für eine bestimmte Richtung war nichts zu erkennen. Da dämmerte mir so langsam, dass mein Gegenüber wohl weniger den physikalischen Tausch der Hörbücher im Sinn hatte und seine Dateien mit ziemlicher Sicherheit aus zweifelhaften Quellen stammten. Darauf angesprochen hat er dann zwar alles abgestritten aber für mich war die Sache damit erledigt.

So etwas hätte ich bis jetzt nicht für möglich gehalten. Durch solche Leute wird unser Hobby ziemlich kaputt gemacht. Das sich gegen solche „Sammler“ die Verlage und Autoren wehren ist wohl selbstverständlich.

Dazu passend ist mir diese Nachricht aufgefallen: http://www.golem.de/0910/70275.html Hiernach werden Download Dateien untrennbar mit den Daten des Käufers versehen und wenn solche Dateien im Internet auftauchen ist der Übeltäter schnell erkannt.

Eure Meinung dazu?

Liebe Grüße
Peter

[Wolf]

Hallo Peter,

aha, Du wolltest die physischen Hörbücher tauschen, die Du nicht mehr brauchtest, der andere aber nur die kopierten Dateien, also ein echtes Mißverständnis.

Nun ist es ja so, daß es unter bestimmten Umständen durchaus erlaubt ist, sich eine sog. Privatkopie eines Hörbuches zu machen und diese Kopie dann auch an Verwandte oder Freunde weiterzugeben, die dann wiederum davon eine weitere Privatkopie machen können, die sie dann ihrerseits an Freunde weitergeben können. Die wichtigsten Voraussetzungen dafür sind (in Deutschland):

1. Die Kopie stammt von einer Vorlage, die nicht offensichtlich rechtswidrig hergestellt oder offensichtlich rechtswidrig öffentlich zugänglich gemacht worden ist (d.h. insbesondere: wenn man etwas illegal aus dem Internet heruntergeladen hat, dann kann man daraus keine legale Privatkopie machen).

2. Man darf Privatkopien nur in geringer Zahl weitergeben (die Höhe ist nicht genau festgelegt, aber ein einzelnes Hörbuch darf man vielleicht an 5 bis 7 Personen weitergeben, mehr wird schon sehr kritisch; allerdings dürfen diese Personen ihrerseits wieder von der erhaltenen Kopie neue Privatkopien erstellen und weitergeben).

3. Privatkopien darf man nur ohne Entgelt weitergeben und nur im engen privaten Kreis (Freunde und Verwandte).

4. Es darf kein Kopierschutz umgangen werden (spielt bei Hörbüchern kaum eine Rolle, ist aber beispielsweise bei Filmen relevant).

All diese Punkte müssen erfüllt sein, bei Deinem Zugbeispiel wären eventuell sogar drei Punkte verletzt worden, denn womöglich hat Dein Gegenüber die Dateien unrechtmäßig aus einer Internettauschbörse heruntergeladen. Derartige Dateien darf man dann natürlich auch nicht weitergeben. Zweitens hat er einzelne Hörbücher womöglich schon zu vielen Personen weitergegeben, als daß es sich noch um eine erlaubte Privatkopie handeln würde. Drittens gilt eine flüchtige Zugbekanntschaft normalerweise nicht als eine Person, der man erlaubterweise eine Privatkopie zur Verfügung stellen dürfte.

Diese Voraussetzungen sind natürlich auslegungsfähig, es kommt auf das Gesamtbild an, notfalls muß das ein Richter entscheiden. Es geht einfach nur darum, daß nicht im großen Stil kopiert werden darf, etwa auf einer Party, wo dann jeder der Gäste seine Festplatte mitbringt, die dann von 20 oder 30 Leuten kopiert wird. So etwas ist nicht erlaubt.

Ansonsten hast Du natürlich recht: wenn nur noch kopiert wird, dann gibt es bald keine Hörbücher mehr, weil die Verlage und Sprecher kein Geld mehr bekommen. Außer "harten Maßnahmen" wie dem Kopierschutz (der dann trotzdem umgangen wird) gibt es noch die Möglichkeit, die Hörbücher so gut auszustatten, daß man sie gerne physisch besitzen möchte: es gibt sehr schöne Hörbücher mit liebevoll gemachter Verpackung und Beibüchern, so etwas stellt man sich gerne ins Regal oder nimmt es während des Hörens in die Hand. Oder man versucht als Hörbuchverlag, mit den Kunden in engem Kontakt zu bleiben, denn je enger und besser die Bindung zum Hörer ist, desto mehr ist er auch bereit, Geld zu bezahlen, nicht einfach nur, weil er es muß, sondern weil er es wirklich einsieht, daß der Sprecher und alle sonstigen an der Hörbuchproduktion Beteiligten gute Arbeit leisten, für die sie auch eine angemessene Entlohnung verdienen.

Schöne Grüße,
Wolf

[Peter]

Hallo Wolf,
glaube mir die Dinger waren schwarz wie die Nacht. Es war sogar min. 1 in Deutschland verbotener Autor dabei. Ich sage min. 1, da die Menge wirklich riesig war.

Ich sehe auch den Zusammenhang zwischen solchen „Sammlern“ und der Gegenreaktion der Hersteller, indem bei Downloads Wasserzeichen eingefügt werden. Dabei könnte dann der Erstkäufer „gehangen“ werden, wenn ein Anderer die weitergegebene Privatkopie ins Internet stellt.

Letztendlich sind diese Typen, die das offene System missbrauchen, es schuld wenn es für die Ehrlichen immer unbequemer wird. Eine Spirale, bei der stets das Eins das Andere gibt.

Liebe Grüße
Peter

[JMaria]

Hallo Peter,

auf jedenfall hast du richtig gehandelt. Von illegalen Tauschbörsen und Dateien, die einem angeboten werden, sollte man sich fernhalten, das lohnt sich einfach nicht.

@Wolf,
Es ist von Nutzen mal einen Überblick zu haben, was machbar und erlaubt ist. Vielen Dank dafür. Du hast es mir verständlich gemacht.

Herzliche Grüße
Maria

[Petra]

Hallo Peter, Wolf und Ihr anderen,

endlich komme ich auch dazu hierzu was zu schreiben! Es gibt wirklich Früchtchen! Und Du hast da offentlich eines erwischt, lieber Peter!
Gut, dass Du Dich davon fernhältst! Denn sowas kann echt Ärger geben und außerdem will man solch maßloses Verhalten ja auch nicht unterstützen! Gut gemacht!

Auch gut gemacht, es hier anzusprechen, denn so kamen wir in den Genuss von Wolfs Posting, das ich überaus informativ finde! Danke Dir dafür, lieber Wolf! Ich schließe mich Maria an: Sehr gut solch eine Übersicht über das zu haben was man darf und was nicht! Denn das blickt ja wirklich kaum mehr einer!

Und ich kann beide Seiten verstehen: Die Verlage, die ihre Produkte schützen wollen, aber auch die Konsumenten. Denn es darf auch nicht zu bunt getrieben werden! Ich durfte früher auch eine MC an meine Freundin verleihen. Wenn ich das heute mit einem Hörbuch nicht mehr darf, dann fände ich das sehr schade! Und da die Technik nun mal weiter ist, ist es oft besser, bequemer und sicherer eine Kopie weiterzureichen. Denn warum soll sich bitteschön meine Freundin und meinetwegen auch noch eine zweite oder dritte (auch hier hat Wolf sehr schön angemerkt, dass es in einem gewissen Rahmen ok ist) die CDs alle nochmal in MP3 umwandeln? Da würde man den Hörern das geliebte Medium doch schon irgendwie verleiden, finde ich!

Und es ist ja auch so, dass man sich sowieso nie ALLES kaufen kann, was man gerne hätte - so sehr man das auch wollen mag! Denn das Budget für Hörbücher ist nun mal - wie für alles andere auch - begrenzt! Und so ein Hörbuch kostet schließlich auch. Ich bin fest davon überzeugt, dass jeder Hörbuch-Liebhaber sich die Hörbücher, für die er sich am brennendsten interessiert, sowieso kauft! Besonders wenn die Verlage sich auch noch anstrengen und das Produkt kaufenswert machen. Das können die über die z. B. über die Verpackung (da gibt es ja ganz, ganz reizvolle Designs) oder über booklets, die man ja auch gern hätte. Da schlägt das Hörbuchlieberhaberherz doch direkt höher und man will es haben - ganz und gar! Dass man sich dann mit Freunden austauscht, in dem Rahmen wie das früher mit MCs auch war, muss doch schon erlaubt sein. Sonst ist man ja auch in seinen Rechten dem eigens erworbenen Besitz sehr beschnitten.

Klar kommt das alles nur auf durch Leute, die sich da im illegalen Bereich bewegen. Die machen das alles schwer und für die, die es gut meinen, kaputt! Umso besser, wenn Du Dich von so jemanden nicht becirzen lässt mit verlockenden Hörbuch-Dateien! Gut so!

Wir hatten - im alten Forum allerdings - auch mal eine Diskussion hier über einen Verlag, der sein Produkt so gut gesichert hat, dass es auf normalen Abspielgeräten noch nicht einmal mehr abspielbar war. Das ist dann die andere Schattenseite, die ich wie gesagt genau so wenig richtig finde!

Ich glaube, dass den Verlagen an Menschen, die es in einem gesunden Rahmen (also unter einer handvoll Freunden) machen, kein Cent verloren geht. Denn solche Menschen geben eh jeden freien Cent für ihre Leidenschaft aus. Und mehr geht halt nicht. Warum sollten sie untereinander nicht ihre Hörereien austauschen. Im Grunde erhöht das noch die Hörbuch-Sucht, finde ich!

Soweit meine Meinung zu diesem interessanten und immer wieder hitzigen Thema!