Hallo Hörende,
ein Monat mit überwiegend guter bis sehr guter Hörkost liegt hinter mir, einzig einen absoluten Totalausfall gab es. Leset und dann erzählet auch ihr:
Val McDermid „Echo einer Winternacht“, gelesen von Dietmar Bär. Vor 30 Jahren hatten vier ehemalige Freunde die schwer verletzte Rosemary im Wald liegend gefunden. Noch bevor ein Arzt kommt stirbt Rosemary – die vier Freunde geraten in Verdacht. Nun, also dreißig Jahre später, wird das unaufgeklärte Verbrechen wieder aktuell weil irgendjemand Rosemarys Mörder bestrafen will – der Alptraum beginnt für die vier Freunde von neuem...ein Erster-Klasse-Krimi mit einem Top besetzten Sprecher Dietmar Bär, so etwas wollen lange Herbstabende hören...
Gisbert Haefs „Das Triumvirat spinnt“, Hörspiel des WDR aus dem Jahre 1996 mit Hans Korte, Harald Leipnitz und Heinz Trixner. Es ist immer mal wieder toll einem der insgesamt drei produzierten „Triumvirat“ Hörspiele zu lauschen. Köstlicher mitunter auch schwarzer Humor und Stimmen deren Besitzer wirklich etwas von ihrem Handwerk verstehen...
N.N. „Das Felsenkloster am Mont Saint Michel“, ein Feature des DLF 2008.
Ebbe und Flut bestimmen das Leben in der Bucht des Mont-Saint-Michel an der Grenze zwischen Normandie und Bretagne. 13 Meter beträgt der Tidenhub, und mitten in diesem Naturschauspiel ragt die Felseninsel empor mit ihrem kleinen Dorf und der kühnen Abtei. Wer sich ein Bild von diesem beeindruckenden Kloster machen möchte – im Indernetz wird er fündig – ein Ort an dem ich gerne einmal eine kalte Winternacht am warmen Fenster einer Kloster-Zelle verbringen möchte (wenn denn da geheizt wird
Tess Gerritsen „Blutmale“, gelesen von Mechthild Großmann. Heiligabend in Boston. Pathologin Maura Isles und Detective Jane Rizzoli haben wieder alle Hände voll zu tun: Schwarze Kerzen, umgekehrte Kreuze und das lateinische Wort „Peccavi“ (ich habe gesündigt) an der Wand bilden den makabren Rahmen für eine übel zugerichtete Leiche – es ist also angerichtet und es kann gethrillert werden Spannung bis zum großen Schlussfinale und mit Mechthild Großmann's rauchiger Stimme ein wahrhafter Hörgenuss. Wie, Mechthild Großmann kennt mann/frau nicht? Kennt ihr doch, zumindest der/die gemeine Tatort Gucker unter uns: Frau Großmann spielt die Staatsanwältin im Münster-Tatort (das ist der mit Liefers als Leichenaufmachdoktor). Ich weiß das nur, weil ich ihre Stimme da erkannt habe und somit meine Tine mal wieder nerven konnte mit „Beulchen, die Schauspielerin heißt Mechthild Großmann weil die hat Blutmale gesprochen und...“ und dann winkt Tine ab „ja,ja so was kannst du dir merken, aber....“ - nun schweige ich Stille...
Dörte Hinrichs und Hans Rubinich „Die Vertreibung deutscher Wissenschaftler im Nationalsozialismus“, Feature des DLR 2008. Am 7. April 1933 beschlossen die Nationalsozialisten das "Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums". Klingt harmlos gell? Hatte es aber in sich: Bis Ende Mai war alles was jüdisch oder anders denkend war „entfernt“. Tja, wenn deutsche Beamte etwas machen dann machen sie das gründlich, auch wenn sie sich bewusst damit auch geschadet hatten, zum damaligen Zeitpunkt gab es nämlich auch noch „unerwünschte Deutsche“ die durchaus dem Herrn Hitler gerne gedient hätten wenn man sie denn gelassen hätte. Interessant auch: Viele gute Wissenschaftler die nicht sofort ins Ausland gegangen sind hatten dann in späteren Jahren Probleme einen Job in der Fremde zu finden – es gab einfach zu viele kluge deutsche Köpfe die im eigenen Lande nicht mehr wirken durften...
Christiane Kaess „Zum Beispiel Feldwebel Jenny“, ein Feature des DLF 2008. Seit dem Jahre 2000 dürfen deutsche Frauen auch an die Waffen – eine Frau hatte das vor dem Europäischen Gerichtshof eingeklagt (seltsam sind manche Frauen ja schon Feldwebel Jenny ist nun eine von mittlerweile vielen freiwilligen Frauen die auch in Krisengebieten wie dem Kosovo ihren Dienst ableisten – warum machen die das? Sind die „blöd“, wollen sie Abenteuer erleben oder sind sie einfach nur „normal“ und ein gewisser Anteil an der weiblichen Gesamtbevölkerung die mal etwas ganz anderes machen wollten...wer mehr über die Motive und auch ihre Folgen wissen möchte sollte sich dieses Feature einmal anhören...
Marcus Heumann „Die DDR und der Prager Frühling", Feature DLF 2008. Beklemmend, informativ, neu (für mich) und deshalb vor allem hörenswert möchte ich dieses Feature nennen. Als 1968 zunächst Hoffnung in der damilgen CSSR aufkeimte, den Sozialismus Stalinscher Prägung verabschieden zu können keimte auch bei vielen DDR-Intellektuellen diese Hoffnung. Wenig später wälzten Panzer Menschen platt und mit ihnen auch diese Hoffnungen – der "Sozialismus mit menschlichem Antlitz" wurde umgebracht und Hechte wie z.B. ein Walter Ulbricht durften weiter „wirken“. Interessant für mich am Rande nachdem ich mit Nachbarn und Bekannten über den Film „Das Leben der anderen“ (mit Ulrich Mühe) gesprochen hatte: Meine Nachbarin ist etwa in meinem Alter (also 40+), hat diese Zeit (also 1968) wohl nicht bewusst erlebt aber bestimmt im Nachhinein dieses und jenes gehört und gelesen. Ich spreche von der DDR als einen Verbrecher-Staat, sie lässt nichts auf diesen ihren ehemaligen Staat kommen – ich bin eingefleischter Hesse, sie wurde in Mecklenburg geboren. Es schlagen immer noch zwei Herzen in manchen Deutschen...
Douglas Preston und Lincoln Child „Burn Case – Geruch des Teufels“, gelesen von Detlef Bierstedt. Gibt es in der Blödzeitung Fortsetzungsgeschichten? Falls ja, dann wäre diese geeignet, Burne Case hat dieses Niveau nämlich. Wie heißt das beim Film doch gleich – B Movie oder so, gell? Oder gibt es am Bahnhofskiosk noch diese Landser-Heftchen von früher, so für 30 Cent? Mehr wäre Burn Case nämlich nicht wert.
Das einzige was bei diesem Hör-Heftchen berichtenswert ist, ist der Sprecher. Detlef Bierstedt ist in meinen Ohren einer der besseren der auch besseres verdient hat. Warum liest der sowas schwaches (andere Ausdrücke spare ich mir hier)? OK, er wurde sicherlich gezwungen, mit Geld, aber auch ein Sprecher sollte eine Schmerzgrenze haben...
Thomas Mann „Die Bekenntnisse des Hochstablers Felix Krull“, gelesen von Boris Aljinovic. Ah, Ohrenschmaus...Die Welt will betrogen werden, Felix Krull erfüllt ihr diesen Wunsch und betrügt sie. Argon schreibt dazu: „Thomas Mann verfasste seinen heiteren Schelmenroman 1922 und arbeitete vielfältige private Bezüge ein. So versteht sich der Meisterbetrüger Krull als Künstler und bringt seine Bekenntnisse mit hoher literarischer Kunstfertigkeit vor. Mann hingegen empfand diebische Freude dabei, seinen Text als parodistische Autobiographie zu konzipieren und sich in der Figur des kriminellen Aufsteigers selbst zu porträtieren. Es handelt sich daher um einen Bekennertext mit doppeltem Boden: einerseits die fiktive Biografie eines verführerischen Verbrechers, andererseits eine kritische Selbstprüfung des verschmitzt resümierenden Autors“. Ja und diesem verschmitzt resümierenden Autor lausche ich immer mal wieder gerne, Thomas Mann's Sprache ist auch heute noch etwas sehr besonderes – ich liebe diese Texte einfach. Absichtlich hatte ich mit Boris Aljinovic die jugendlichere Stimme die der des Sprecherpapstes Gert Westpahls vorgezogen – bereut habe ich es nicht, auch Aljinovics Vortrag ist toll. Und wer es noch besser treffen will sollte sich einige Szenen des Felix Krull in der Original Lesung des Thomas Mann persönlich anhören – dann ist das Kulturfass voll und kann eischentlich nicht mehr übertroffen werden...
Hörende Grüße von
Peka