Hörerlebnisse 2013 - Ich höre gerade...

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Re: Hörerlebnisse 2013 - Ich höre gerade...

Beitragvon Petra » Mi 1. Mai 2013, 15:30

Hallo Elke,

wie immer habe ich Deinen ausführlichen Hörbericht mit großem Interesse gelesen.

Besonders spannend fand ich, was Du über „Er ist wieder da“ von Timur Vermes berichtet hast. Und ich kann auch gut Deine Scheu verstehen, bzw. dass Du selbst so irritiert warst. Das wäre mir gewiss auch so gegangen. Wirklich fraglich, ob man sowas schreiben darf. Aber ich sehe es so wie Du: Einen bereits überzeugten Rechtsextremen braucht für seine Überzeugungen solch einen Roman wohl nicht. Und die anderen wird es nicht zu Rechtsextremen machen. Dennoch eine sehr gewagte Perspektive! Wir werden uns sicher innerhalb der nächsten Monate darüber austauschen können, denn es befindet sich bereits auf meinem Player, und ich möchte es eigentlich demnächst hören. Und durch die von Dir aufgeführten Aspekte, bin ich nun noch neugieriger darauf, und auch ein wenig vorgewarnt, was es womöglich mit einem macht. Christoph Maria Herbst war übrigens auch mit ein ausschlaggebender Punkt, warum ich den Roman als Hörbuch hören wollte. Ich finde Deine Gedanken zu dem Hörbuch sehr gut. Besonders, dass solch ein Roman auch aufzeigt, wie verführerisch jemand wie Hitler auf das Volk wirken kann. Das war damals so, und die Gefahr dass das wieder passiert, ist aus den von Dir genannten Gründen, absolut denkbar. Deshalb ist diese Perspektive vielleicht gar nicht so verkehrt. Denn wir heute denken ja gern ganz empört, wie das nur hat passieren können. Wie verführbar wir vielleicht selbst wären, übersehen wir dabei ganz bestimmt oft.

Vielen Dank für Deine Gedanken zu dem Hörbuch – sehr wertvoll!

Auch fand ich interessant, was Du über Linwood Barcleys „In Todesangst“ berichtet hast. So weiß ich, dass ich es besser erst mit „Kein Entkommen“ versuchen sollte, wenn der doch noch einen Tick besser ist. „Ohne ein Wort“ habe ich damals auch gern gehört – war spannend.

Dir nun ganz viel Vergnügen mit „Northanger Abbey“! Ich bewege mich auch gerade wieder einmal in Jane Austens Welt, allerdings lesender Weise. Bei mir ist es „Mansfield Park“, der mir wieder ausgezeichnet gefällt. Und auch auf mich hat Jane Austen wieder einmal eine beruhigende Wirkung, die ich in der gerade beruflich sehr stressigen Zeit gut gebrauchen kann. Und ein wenig wundert es mich, dass ich mich auf ihren so beschaulichen Stil einlassen kann, wenn ich selbst gerade innerlich ganz hektisch bin. In ihren Welten kann ich mich immer fallen lassen, was ich sehr schön finde! :-)

Ich hatte längere Zeit im Kopf, dass jetzt frisch als Hörbuch „Mansfield Park“ bei Argon herauskommt. Das war natürlich ein Irrtum – „Northanger Abbey“ ist es. Keine Ahnung, wie ich darauf gekommen bin. Ich werde mir das Hörbuch auch kaufen, denn es fehlt mir in meiner Sammlung der Jane Austen-Lesungen von Eva Mattes. Da ich den Roman noch nicht kenne, werde ich dann aber mit dem hören warten, denn ich möchte sie alle zuvor unbedingt lesen, und höre sie dann im Anschluss immer gern. Dass Du das Hörbuch als Alternative zum Buch ausnahmsweise zulässt, kann ich aber gut verstehen, denn die Lesungen von Eva Mattes sind absolut grandios, und so schön, dass sie auch alle ungekürzt sind.
Liebe Grüße,
Petra


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Re: Hörerlebnisse 2013 - Ich höre gerade...

Beitragvon steffi » Fr 3. Mai 2013, 12:14

Richard Yates: Easter Parade habe ich beendet. Es war sehr faszinierend, dem Leben der beiden Schwestern zuzuhören und am meisten hat mich überrascht, dass es nicht so trostlos war, wie ich vermutet hatte sondern dass sie einfach zwei ganz normale Menschen sind, die das Leben ohne zu Hinterfragen leben. Dadurch sieht man aber die Möglichkeiten, die beide verpasst haben und das ist dann der Punkt, an dem das Ganze doch sehr traurig wird. Yates taucht sehr subtil in die Charaktere ein und schildert sie sehr objektiv, aber mit viel Mitgefühl. Ein wunderbares Buch, auch wenn mir Zeiten des Aufruhrs doch noch besser gefallen hat.


Elke, dein Hörbericht habe ich sehr interessiert gelesen. Interessante Sachen hast du da gehört. Ich kann verstehen, dass
Timur Vermes, Er ist wieder da ein etwas zwiespältiges Erlebnis war, aber die Macht der Verführung scheint sehr gut rübergekommen zu sein. Ich finde es auch sehr wichtig, dass man sich diesen Verführungen immer mal wieder bewusst wird.

Susan Beth Pfeffer, Die Welt wie wir sie kannten klingt auch sehr interessant. Das werde ich mir mal näher anschauen.

Viel Spaß mit Northanger Abbey, ich kenne nur den Film. Aber von Eva Mattes gelesen und ungekürzt, besser geht es wohl nicht !
Gruss von Steffi

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Re: Hörerlebnisse 2013 - Ich höre gerade...

Beitragvon NatiFine » Fr 10. Mai 2013, 09:57

Hallo meine Lieben,

ich möchte mich hier nur mal kurz aus dem Urlaub zurück melden.
Die Auswahl meiner letzten Hörbücher überließ ich einfach mal dem Zufallstreffer auf meinem Player.
Das Ergebnis waren 6 Hörbücher von großer Intensität und einem abgebrochenen Hörspiel. Abgebrochen aber nur, weil ich die perfekte Lesung des Buches schon gehört hatte.

Im Moment stelle ich Euch nur eine Liste vor, denn ich schreibe erst mal in meinem BLOG einen Reisebericht über die letzten Wochen. Im Anschluß daran komme ich hier und dort auf meine Hörereien zu sprechen.

Der Trinker von Hans Fallada, ungekürzt gelesen von Christian Melchert

Alibi von Agatha Christie, ungekürzt gelesen von Martin Maria Schwarz

Verrechnet von Dick Francis als Hörspiel

Schiffsmeldungen von Annie Proulx, gelesen von Matthias Brandt

Der Junker von Ballantrae
von Robert Louis Stevensen, gelesen von Gert Westphal

In Zeiten des abnehmenden Lichts von Eugen Ruge, ungekürzt gelesen von Ulrich Noethen

Sturmhöhe
von Emily Bronte als Hörspiel

Dir, liebe Petra, wünsche ich einen schönen und erholsamen Urlaub.

Viele Grüße
NatiFine :)
Liebe Grüße
Renate

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Re: Hörerlebnisse 2013 - Ich höre gerade...

Beitragvon JMaria » So 12. Mai 2013, 13:42

Hallo zusammen,

tolle Sachen habt ihr in letzter Zeit gehört; Jane Austen, Richard Yates, Robert Louis Stevenson....

Ich habe beendet:

John Updike: Der verwaiste Swimmingpool / Transaktion, gelesen von Christian Brückner

zwei beinfruckende Kurzgeschichten, in der kurz aber intensiv die Vorgänge menschlichen Handels vorgeführt wird. Der Zustand des Swimmingpool als Motiv für das Scheitern einer Ehe herzunehmen, hat mir sehr gut gefallen. Christian Brückner nimmt sich in dieser Lesung sehr zurück und gibt der Melancholie mit spröder Stimme Raum, auffallend die Pausen die er zwischen den Sätzen macht und so das Tempo herausnimmt.

Nun habe ich zu einem Krimi gegriffen, "Fahr zur Hölle" von Kathy Reichs, gelesen von Ranja Bonalana, sie liest eine Spur schneller und knapper als Hansi Jochmann, die ich zuvor in "Blut vergisst nicht" gehört habe.
Schöne Grüße, Maria
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Re: Hörerlebnisse 2013 - Ich höre gerade...

Beitragvon Petra » Mi 15. Mai 2013, 13:30

Hallo zusammen,

mein Mammutprojekt mit Haruki Murakamis “Mister Aufziehvogel” habe ich beendet. Es ist eigenartig mit diesem Hörbuch. Einerseits mag ich fantastische Elemente in Romanen gar nicht gern. Ich kann damit nicht so viel anfangen, mag es lieber direkter, als das man mir durch mystische Sinnbilder etwas vermitteln möchte, das man auch in einer realistischen Erzählform herüber bringen könnte. Und mit diesen mystischen Elementen treibt es Murakami in diesem Roman auf die Spitze. Eine surreale Szene reiht sich an die andere, alles vermischt sich, und ergibt doch keinen absolut auflösbaren Sinn. Ich weiß, dass ich das Buch nicht zu Ende gelesen hätte. Selbst lesend hätte mir die Geduld gefehlt. Und trotzdem habe ich das Hören genossen und habe mich nicht 1 der 1720 Minuten gelangweilt. Ich frage mich, woran das liegt. Einerseits an Ulrich Matthes, da bin ich mir sehr sicher. Er zieht mich mit seiner Stimme immer vollkommen in seinen Bann. So auch hier. Doch das allein kann es nicht sein. Da ich von Murakami schon „Die gefährliche Geliebte“ gelesen habe, weiß ich, dass auch er etwas an sich hat, das mich ungemein fesselt, selbst in den belanglosesten Szenen seiner Geschichten. Dennoch möchte ich denen unter uns (z. B. Steffi) empfehlen, die Murakami noch kennenlernen möchten, mit „Die gefährliche Geliebte“ zu beginnen. Hier sind die mystischen Elemente nicht so auf die Spitze getrieben. „Mister Aufziehvogel“ ist sicher einer seiner extremeren Romane.

Sollte ich nun meine Gedanken zu „Mister Aufziehvogel“ zusammenfassen, täte ich mich schwer. Es sind viele lose Gedanken und Gedankenfragmente die dadurch ausgelöst wurden. Aber sowenig die Geschichte in sich logische Zusammenhänge aufweist, so wenig logische Zusammenhänge sind auch bei mir beim hören entstanden. Ein faszinierendes Gefühl jedoch, das Murakami in seinen Büchern ausdrückt, hat mich auch hier ergriffen: Alles hängt mit allem zusammen. Und wenn man auf das reale Leben schaut, durchschaut man die Zusammenhänge auch oft nicht. Man spürt sie, man weiß dass sie da sind. Aber man kann sie nicht immer erklären. Alles verbindet sich mit allem. So ist es auch in Mister Aufziehvogels Welt, die den Hörer tief und immer tiefer ins Unterbewusstsein der Hauptfigur entführt. Ein unergründliches Feld. Und hier setzt meine Faszination ein. Ich wüsste nicht, wie sollte ich dieses weite unergründliche Feld des Unbewussten schildern. Mir fiele da nicht viel zu ein. Murakami kann damit weit über 700 Seiten füllen – ohne dass es einem langweilig wird, in dieser abstrusen Welt. Darin liegt für mich Murakamis Kunst. Und auch darin, dass man nicht anzweifelt und in Frage stellt, was man da liest/hört. Man nimmt die Umstände als gegeben hin.

Bei langen Hörprojekten passiert es mir, dass ich gegen Ende eine Ermüdung feststelle, und wünsche, dass es dann nun zu Ende geht. Dieses Gefühl hatte ich hier merkwürdiger Weise nicht, trotz der zerfließenden Handlung, die nicht ganz greifbar wurde. Das verdanke ich gewiss Ulrich Matthes. Er hat sich in den Stoff derart eingefühlt, dass er in jeder einzelnen Szene und Figur vollends aufgegangen ist, und das auf den Hörer übertragen hat. Tolle Leistung, zumal über diese lange Strecke!

Meine Lieblingsfigur bleibt May Kasahara. Ich werde sie und ihre kindliche (unreife aber auch unschuldige) Denkweise vermissen.

Als nächstes habe ich mich nun für ”Der Tod kommt nach Pemberley” von P. D. James entschieden. Ich bin sehr gespannt darauf, wie P. D. James hier Jane Austens Figuren und Schauplätze von „Stolz und Vorurteil“ mit der Krimihandlung vermischt. Die ersten 20 Minuten bildeten eine Rückschau auf die Handlung von “Stolz und Vorurteil”, damit man die Zusammenhänge der einzelnen Figuren und ihre Ausgangssituationen vor Augen hat. Ich denke in Kürze geht dann die eigentliche Handlung los. Eva Michaelis schlägt sanfte und leise Töne an, die gut zum beschaulichen Alltag auf Pemberley passen. Gefällt mir bisher. Ich werde weiter berichten.

@Steffi: Für mich war es sehr interessant Deine Einschätzung zu “Easter Parade” zu lessen, da ich es ja kürzlich las. Mir hat auch imponiert, wie Richard Yates hier zwei ganz normale Lebensläufe schildert. Zwei Frauen, die – jede für sich – einen Weg einschlagen, der sie irgendwann in eine Sackgasse führt, ohne dass sie es recht bemerken, und somit die Möglichkeit haben, den eingeschlagenen Weg in Frage zu stellen, und noch mal eine neue Richtung einzuschlagen. Sehr realistisch, denn wie Du schon sagst: Von außen sieht man vieles, von innen heraus oft nicht. Mir hatte der Roman auch sehr gefallen. Da ich „Zeiten des Aufruhrs“ noch vor mir habe, freue ich mich nun noch mehr darauf. Zumal Du auch sagst, dass er Dir noch ein bisschen besser gefallen hat.

@Maria: Du hast aber ein tolles Hörbuch gehört. Die beiden Kurzgeschichten von John Updike habe ich auch noch vor mir, und freue mich nun noch mehr darauf. Für mich ist er ja ein großartiger Erzähler.

Die Krimis von Kathy Reichs sind auch bestimmt spannend. Wie gefallen sie Dir? Hansi Jochmann höre ich sehr gern. Ranja Bonalana hingegen kenne ich nicht.

@NatiFine: Deine Liste der gehörten Hörbücher beeindruckt mich. Du hast Dir wirklich Juwelen ausgesucht! „Der Trinker“ fand ich sehr authentisch, und sehr gut gelesen. Und „Alibi“ ist einer meiner Lieblings-Christies, besonders in der Lesung von Martin Maria Schwarz. Bei Dick Francis muss ich leider sagen, dass mir das Hörspiel nicht gefallen hat, was aber daran liegt, dass ich „Verrechnet“ gelesen hatte. Nichts von dem, was die Bücher von Dick Francis ausmacht, kam in dem Hörspiel herüber. Ich liebe (besonders in „Verrechnet“) seine Helden, die unfreiwillig in diese Rolle gedrängt werden. „Schiffsmeldung“ hatte mir als Buch sehr imponiert. Diese karge und doch so kraftvolle Sprache – toll! Ich muss demnächst unbedingt wieder was von Annie Proulx lesen. Und Matthias Brandt hat die Lesung bestimmt ganz toll bestritten – ich höre ihn sehr gern! Schade nur die Kürzungen, denn in dem Roman hätte ich keine Zeile missen wollen. „Der Junker von Ballantrae“ habe ich noch als Hörbuch vor mir. Darauf freue ich mich schon. Und „In Zeiten des abnehmenden Lichts“ werde ich vermutlich lesen. Das Hörbuch hätte ich alternativ aber auch. Und „Sturmhöhe“ werde ich demnächst als Hörspiel auch noch mal erleben können – mich stört hierbei nicht, dass ich das Buch schon kenne, denn ich liebe diese Geschichte, und erlebe sie auf diesem Weg sicher gern nochmal.

Auf Deine Berichte zu den aufgelisteten Hörbüchern bin ich überaus gespannt. Ich hoffe Du hast Dich zu Hause gut wieder eingefunden, ich werde dann mal auf Deinem Blog schauen, welche Eindrücke Du aus dem Urlaub mitgebracht hast. Und vielen Dank für Deine lieben Urlaubswünsche für mich. Ich konnte recht schnell abschalten und genieße die freie Zeit, die so herrlich zwanglos ist. Das tut gut und das war gerade sehr nötig! :D
Liebe Grüße,
Petra


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Re: Hörerlebnisse 2013 - Ich höre gerade...

Beitragvon JMaria » Do 16. Mai 2013, 16:02

Hallo Petra,

Ranja Bonalana ist auch die Synchronstimme von Dr. Tempence Brennan in der TV Serie Bones.
Schöne Grüße, Maria
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Re: Hörerlebnisse 2013 - Ich höre gerade...

Beitragvon NatiFine » Do 16. Mai 2013, 19:00

Hallo meine Lieben,

dann will ich jetzt mal loslegen und nach und nach von den Eindrücken berichten, die ich von den gehörten Hörbüchern, der letzten Wochen, gewonnen habe. Beginnen möchte ich mit "Der Trinker" von Hans Fallada, ungekürzt gelesen von Christian Melchert.

Dieses Hörbuch ist mir vor sicherlich schon 2 Jahren "zugelaufen" ;-) und bis jetzt ungehört auf meinem Player liegen geblieben. Diesem Thema wollte ich mich nicht so gerne nähern, denn ich reagiere dabei leicht emotional.

Als ich mich im Urlaub für kein Hörbuch entscheiden konnte, überließ ich es einfach mal dem Zufall, welches Hörbuch angespielt wurde. Es war "Der Trinker"! :-(

Gut, dachte ich mir, wenn es denn sein soll, dann mal los. Es mag sein, oder es ist sogar wahrscheinlich, dass es genau der richtige Zeitpunkt war, mir dieses Hörbuch anzuhören.

Erwin Sommer, verheiratet mit Magda, ein selbständiger Unternehmer, findet in einer geschäftlichen Krise Trost im Alkohol. Immer öfter greift er zur Flasche, wenn er sich überfordert fühlt. Er hat eine unrealistische Selbsteinschätzung und fühlt sich von der tüchtigen Magda, die in die Führungsrolle gedrängt wird, weil Erwin sie nicht mehr ausfüllen kann, "vorgeführt". Erwin empfindet immer mehr Druck, der auf ihm lastet und in gleichem Maße sucht er Trost und Bestätigung im Alkohol. Er setzt sich ins Unrecht, indem er unlautere Geschäfte abschließt, Magda belügt und schlussendlich auch mehrfach bestiehlt.
Magda versucht Alles, um ihrem Mann zu helfen, aber es gelingt ihr nicht. Erwin ist der Meinung, dass er alle Situationen klar durchschaut, dabei hat er schon längst die Kontrolle über sein Handeln verloren.
In der Heilanstalt versucht er zu überleben, hält sich an die falschen Personen und lässt sich von ihnen beraten, erlebt Niederlagen und malt sich die Zukunft aus. Leider kommt es anders, als Erwin denkt.


Ich war bestürzt, zu hören, wie ein Alkoholiker sich selbst wahrnimmt. Dass es ihm nicht möglich ist, Hilfe zu erkennen und anzunehmen. Dass Erwin Sommer absolut nicht klar ist, was er sich selbst, seiner Ehefrau und seiner Firma mit seinem Alkoholkonsum und den daraus resultierenden Konsequenzen, antut.

Wie ich ja schon bei Didonia lesen konnte, gibt es für das Ende keine Hoffnung. Die Form, die Erwin Sommer für sich, als mögliches Ende wählte, fand ich sooo eklig, dass mir bei dem Gedanken echt übel wurde.

Es war gut, dass der Zufall mich genau jetzt zu diesem Hörbuch führte. Die Intensität wurde von Christian Melchert überzeugend gesprochen.

Hans Fallada konnte das Buch wahrscheinlich nur schreiben, weil er selbst betroffen war und die Innenansicht eines Trinkers aus persönlicher Sicht beschreiben konnte.

Ich kann Euch das Buch/Hörbuch sehr empfehlen! ***** :D
Liebe Grüße
Renate

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Re: Hörerlebnisse 2013 - Ich höre gerade...

Beitragvon Petra » Do 16. Mai 2013, 23:12

Hallo Maria und NatiFine,

das Ranja Bonalana die Synchronstimme von Dr. Tempence Brennan in der TV Serie "Bones" ist, wusste ich nicht. Interessante Info! Danke Maria.

NatiFine, was Du über "Der Trinker" schreibst, kann ich absolut so unterschreiben. Besonders auch den Punkt, dass diese Innenansicht nur ein Alkoholkranker hatte schreiben können. Oder aber jemand, der lange, lange Zeit diese Sucht an jemandem beobachtet, und irgendwann ganz und gar verstanden hat. Dieses selbst belügen und verharmlosen und sich etwas schön reden ist so typisch. Und Hilfe annehmen ist auch so ein Thema, denn erstens wissen die meisten nicht, dass sie ein Problem haben (erschreckend, da sie dann oft schon so tief drin stecken, dass es JEDER sieht, nur der Betroffene selber nicht). Und zweitens bedeutet Hilfe annehmen auch dem Alkohol absprechen. Und das ist, wovor sich ein Alkoholkranker am meisten fürchtet: Nicht mehr an Alkohol heranzukommen. Das würde geschehen, wenn man Hilfe wirklich annimmt. Man müsste in Behandlung (Alkoholentzug), und anderen und sich selbst eingestehen, dass man nicht mehr trinken darf. Damit wird es in Zukunft aber umso schwieriger, an Alkohol heranzukommen. Und das kann ein Alkoholiker nicht zulassen, und baut ein Lügengerüst auf. Wahrscheinlich sogar eines, an das er selbst glaubt. Erstaunlich dabei auch die Rolle der Psyche. Hans Fallada hat all dies in der Geschichte der Trinker-Karriere des Erwin Sommer widergespiegelt, in all ihren hässlichen Facetten.

Es freut mich, dass Du den richtigen Hör-Zeitpunkt für Dich gefunden hast. Ich denke auch, dass der bei diesem Hörbuch wichtig ist. Und es ist ein wichtiges Hörbuch. Die Krankheit ist so verbreitet.
Liebe Grüße,
Petra


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Re: Hörerlebnisse 2013 - Ich höre gerade...

Beitragvon NatiFine » Fr 17. Mai 2013, 02:36

@Petra
Mir fehlt die Erfahrung mit mit dieser Erkrankung. Ich bin mir aber sicher, dass ich die Entwicklung eines Alkoholikers aus Entfernung mit ansah. :(

Ist Dir nicht auch aufgefallen, dass Erwin Sommer in der Heilanstalt nicht mit dem Alkohol-Entzug zu kämpfen hat? Nein, er ist mit dem nackten Überleben beschäftigt. Zum Schluss bleibt nur der ewige Hunger und der Kampf um ein Stück Brot. Es gilt die Macht des Stärkeren!
Liebe Grüße
Renate

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Re: Hörerlebnisse 2013 - Ich höre gerade...

Beitragvon NatiFine » Fr 17. Mai 2013, 21:06

Hallo zusammen, da bin ich schon wieder. :lol:

Um etwas Abstand von "Der Trinker" zu gewinnen, entschied ich mich im Anschluss daran für "Alibi" von Agatha Christie, ungekürzt gelesen von Martin Maria Schwarz.
Da ich vorher die Biographie "Agatha Christie" von Laura Thompson gelesen hatte, wusste ich schon Einiges über die Zeit und die Umstände in denen Agatha Christie den Krimi "Alibi" schrieb.
Ich las in der Biographie auch von der Raffinesse und Besonderheit der "Lösung". Diese Möglichkeit war damals ein Tabubruch und sorgte für große Aufregung!

Mir war der Mörder somit bereits bekannt, als ich das Hörbuch hörte. Es nahm mir aber nicht im Geringsten die Freude an dem Hörbuch, sondern ich konnte mich von Anfang an darauf einstellen und meine Aufmerksamkeit auf Situationen richten, die mir sonst nicht aufgefallen wären. :-)

Das Ende des Buches, bezüglich des Verhaltens von Hercule Poirot, hat mir besonders gut gefallen. Dass ich Martin Maria Schwarz, als Sprecher für die ungekürzten Lesungen, sehr gerne mag, sagte ich an anderer Stelle schon. :D

Sollte ich bei Euch das Interesse für dieses Hörbuch geweckt haben?
Entweder, Ihr möchtet den Mörder vorher kennen, dann geht zu Wikipedia!
Falls Ihr lieber vorerst im Unklaren darüber bleiben möchtet, dann lasst es besser! ;-)
Empfehlen kann ich das Hörbuch auf jeden Fall! :-)



Nachtrag, 18.5.2013:

Mit der Wahl für "Der Junker von Ballantrae" von Robert Louis Stevensen, gelesen von Gert Westphal entschied ich mich nach langer Zeit mal wieder für einen Abenteuerroman.
Gert Westphal trägt den Hörer so wunderbar durch das Leben des Junkers und "Derer von von Ballantrae", dass man gar nicht daran denken mag, dass das Buch ja auch mal enden wird.

Um kurz etwas zum Inhalt des Buches zu sagen, werden zwei Brüder, Henry und James, von ihrem Vater ungleich behandelt. Der jüngere Sohn Henry soll, unter dem eigenen König das "Haus in Schottland", vertreten. Der erst geborene und Lieblingssohn des Vaters, James, wird von ihm als Soldat zum gegnerischen König befohlen. James, der Junker, landet bei Piraten an Bord und kommt weit in der Welt herum. Beide Brüder lieben die selbe Frau. Sie liebt den Einen, heiratet aber den Anderen. In diesen Gegebenheiten liegt für R.L. Stevensen genügend Stoff für einen spannenden Abenteuerroman und was für einer! :D

Beim hören verteilte ich meine Sympathien wechselweise für die unterschiedlichen Personen. Das ist vom Autor wahrscheinlich auch so gewollt. So sehr ich Henry ja auch mochte, aber dass er den gleichen Fehler an seinen Kindern begeht wie sie schon sein Vater an ihm und seinem Bruder beging, das kostete ihn einige Sympathiepunkte bei mir.

Die Brüder werden sich ihr Leben lang bis aufs Messer bekämpfen und Henry stellt den Kampf gegen seinen Bruder sogar über sein eigenes Familienglück. Sir Henry und James der Junker, können und wollen sich weder im Leben, noch im Tod endgültig trennen. Sie werden gemeinsam, in einem Grab, mit ihrem brüderlichen Feind beerdigt.

Mit diesem Hörbuch griff ich mal wieder ganz zufällig zu einer dieser Perlen, die man in der Masse der produzierten Hörbücher nur selten findet. Ich hatte keinerlei Erwartenshaltung an das Buch und wurde auf so angenehme Weise, mit dem großartigen Gert Westphal, überrascht.

Und schon wieder kann ich eine Empfehlung aussprechen.
Absolut empfehlenswert!!! :D :D :-)




Ich weiß nicht woran es liegt, aber bestimmt nicht an Matthias Brandt, dass ich mit diesem Hörbuch nicht so ganz warm werde. "Schiffsmeldungen" von Annie Proulx, gelesen von Matthias Brandt
Nach CD1 fragte ich mich schon, ob dieses Hörbuch momentan die richtige Wahl war. Das ist für mich schon kein gutes Zeichen. :-(

Auf CD2 verfolgte ich die Suche nach dem richtigen Lebensweg für den Vater und seine Töchter, in der kargen Landschaft Neufundland's. Ich hörte dann Sätze, wie:" Wenn man ein Mal einen schlimmen Sturm auf dem Meer erlebt hat, vergisst man das nie und erinnert sich bei Sturm immer wieder daran." Dann noch solche Begriffe, wie: Holländisches Boot, traditionelle "Botter Yacht", Kuttertakelung, Heckspiegel liegt zu tief im Wasser und Boot ist nicht seetüchtig. Diese Begriffe sind mir alle bekannt und ich weiß um was es dabei geht. Aber, die Geschehnisse, die sich hier herum abspielen, die Menschen und ihre Schicksale interessieren mich einfach nicht. Richtig gesagt liegt im Buch das Hauptaugenmerk auf den Menschen und ihren Schicksalen und sie umgibt, dabei eben zunehmend die maritime Szenerie.

Leider konnte das Buch mein Herz nicht wirklich berühren. Obwohl ich schon verspürte, dass das Buch etwas Tröstliches hat. Ich möchte "Schiffsmeldungen" aber keinesfalls schlecht bewerten, es passt nur nicht so gut zu meinem Geschmack.

Sehr positiv möchte ich aber Matthias Brandt hervorheben!
Er traf genau den richtigen Ton für die einzelnen Personen und auch das Spröde, der Geschichte hat er ausgezeichnet vermittelt. *daumenhoch*
Wie schön, dass ich seine weitere, positive Entwicklung als Hörbuch-Sprecher mit diesem Hörbuch verfolgen konnte. :D



Es folgte mal wieder ein Griff zu einem Hörspiel. Meine Wahl fiel auf:
"Verrechnet" von Dick Francis, als Hörspiel
Da ich das Buch nicht gelesen habe, kann ich mir über die Qualität kein Urteil erlauben.
Was ich jedoch sagen kann das ist, dass mir dieses Hörspiel nicht besonders gefallen hat. Wahrscheinlich geht bei dieser Inszenierung und Kürzung, viel vom Inhalt des Buches verloren.
Da ich zwar sehr gerne mit Pferden zu tun habe, aber Pferderennen nicht so Meins sind, passt diese Krimiserie vielleicht einfach auch nicht so gut zu mir. *achselzuckend*
Liebe Grüße
Renate

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