Hallo Hörende,
der Februar hat mir viel gutes, einiges mittelmäßiges aber auch ein Hörwerk der Kathegorie „eher unhörbar“ gebracht. Nicht wirklich überrascht war ich mal wieder über das gute Angebot des öffentlichen Rundfunks in diesem Monat...
Sebastian Fitzek „Das Kind“, gelesen von Simon Jäger. Anwalt trifft hellsehendes Kind. Oder doch nicht? Jedenfalls weiß „das Kind“ von jeder Menge Leichen...ja ich mag den Fitzek-Still, immer mehr, weil immer gut – und das ist auf die Dauer wohl nicht einfach zu bewerkstelligen. Der Fitzek-Sprecher Simon Jäger macht seine Sache auch wie immer – überzeugend gut...
Mechthild Müser „Miss-Geschicke - Der Tanz um das Goldene Kalb "Schönheit", ein Feature des BR aus dem Jahre 2007 unter anderem mit Jochen Striebeck als Sprecher. Im Märchen wird die Allerschönste selbst in den armseligsten Kleidern erkannt. Anders bei der Wahl zur Miss Germany. Die Vorbereitung kostet Zeit und Geld. Wie inszeniere ich mich am besten vor der Jury? Wie verwandele ich mich in eine "Königstochter", wenn ich eigentlich als Erzieherin arbeite? Ich war „live“ dabei im Trainingscamp der Schönen, leider nur mit den Ohren...
Ulrike Janssen und Norbert Wehr „Feindbeobachtungen - Niederländische Freiwillige der Waffen-SS erzählen“, Feature des Deutschlandfunk 2009. 1967 hat der niederländische Schriftsteller, Künstler und Filmemacher Armando gemeinsam mit dem Journalisten Hans Sleutelaar ein aufsehenerregendes und höchst umstrittenes Buch publiziert: "De SS'er. Nederlandse vrijwilligers in de Tweede Wereldoorlog". Den Autoren war es gelungen, sieben Männer und eine Frau zu finden, die bereit waren, über ihre Motive zu sprechen, als Niederländer freiwillig der deutschen Waffen-SS beigetreten zu sein. Das Buch rührte an ein Tabu. Denn nur ungern ließ das Land sich daran erinnern, dass es während der deutschen Besatzung nicht nur mutigen Widerstand, sondern auch Kollaboration gegeben hatte. Die Täter reden hier Klartext, ein erschütterndes Dokument der Zeitgeschichte...
Rainer Schnocks und John Weller „Mafia - Eine Analyse“, Hörwerk gesprochen von Bert Stevens und René Wagner. Ei verbibscht wer liest da? Rischdisch unser geschätzter René höchstselbst und noch dazu recht gut, aber der Reihe nach Ich bin mir nicht sicher ob ich das Hörwerk mehr dem Hörspiel oder dem Feature zuordnen sollte, sicher könnte man es eine Dokumentation nennen. Ich habe vieles interessantes über die Mafia erfahren und am Rande auch dieses: Die italienischen Nazis haben auch gutes getan! Wenn ich eine ehemalige Tagesschausprecherin wäre und über Halbwissen des Autobahnbaus verfügte würde ich das jetzt über drei Seiten ausbreiten aber als gemeiner Peka....nun ja, die Mussolinis haben es während ihrer Zeit anscheinend geschafft die Mafia klein zu halten. Da hat dann ein Verbrecherring den anderen einfach umgebracht und im umbringen sind die Nazis halt unschlagbar...ich erwähne das hier stellvertretend für viele viele kleine und große Kleingroßigkeiten die das Hörwerk durchaus interessant zu erzählen vermag. Aber: Erstens waren das für 60 Minuten etwas zu viele „Kleinigkeiten“ und zweitens wurden sie teilweise so theatralisch rübergebracht das es manchesmal mehr peinlich als interessant klingt. Sorry aber René passt mit seiner ruhigen und sachlichen Stimme viel besser zum Thema als die des Schauspielers Bert Stevens der etwas zu viel des guten in seine Stimme legt und eindeutig übers Ziel hinausschießt....aber nichtsdestotrotz kurzweilige Unterhaltung meine ich...
Rainer Schnocks und John Weller „UFO“, Hörwerk gesprochen von Bert Stevens und René Wagner. „Spannend wie ein Roman, informativ wie ein Sachbuch: das topaktuelle Hörbuch über ein seit 60 Jahren diskutiertes Phänomen – das der "UFOs" so heißt in der Ankündigung des Verlages zu diesem Hörwerk. Da es mehr oder weniger um Science Fiction geht passt die Stimme des Bert Stevens hier um einiges besser als bei der Mafia-Geschichte. Und auch René Wagner macht seinen Part gut – hier kommt der Gegensatz der beiden Stimmen wirklich zum tragen. Zum Inhalt an sich möchte ich nicht allzuviel sagen, für mich pure Unterhaltung für andere kann das schon Wissenschaft sein...
Wolfgang Büscher "Deutschland, eine Reise“, gelesen von Christian Berkel. Der Autor war drei Monate lang rund 3500 Kilometer an der deutschen Grenze unterwegs: zu Fuß, per Anhalter, mit Bus, Bahn oder dem Schiff. Er durchstreift mythische Orte und vergessene Gegenden, trifft auf Spießertum, Hilfsbereitschaft und Weltoffenheit – ein sehr interessantes Hörstück über blühende und leicht verwelkte deutsche Landschaften, ein Reisebericht der anderen, der besonderen Art. Ich bin jedenfalls begeistert vom Bericht und auch von seinem Vorleser Christian Berkel...
Jilliane Hoffmann „Vater unser“, gelesen von Andrea Sawatzki. Die Geschichte: Gestresste Staatsanwältin will den Mord bzw. das Abschlachten einer ganzen Familie mit drei kleinen Kindern aufklären und wird von ihrer eigenen Vergangenheit eingeholt. Mein Fazit: Nicht ganz neu das ganze und teilweise bekannt und klischeehaft – aber trotzdem hörenswert auch durch eine wie immer gut aufgelegte Andrea Sawatzki...
Noël Calef „Fahrstuhl zum Schafott“, Hörspiel des Südwestrundfunk 1999 mit so klanghaften Namen wie Sylvester Groth, Sascha Icks, Philip Schepmann,
Christian Berkel u. a. Mancheine(r) kennt wohl den Film aber das Hörspiel ist nicht minder gut gemacht und natürlich auch gut besetzt. Der Sender beschreibt die Geschichte so: „Julian ist hoch verschuldet und hofft, das Glück durch ein perfekt geplantes Verbrechen erzwingen zu können. Er ermordet seinen Gläubiger, bleibt jedoch danach im Aufzug stecken. Seine eifersüchtige Frau sucht ihn, sein Wagen wird von einem jungen Paar gestohlen, und mit seinem Revolver wird ein Fremder erschossen. Während man nach ihm fahndet, sitzt er bereits fest im »Fahrstuhl zum Schafott«“...
Francis Durbridge „Kaum zu glauben“, Hörspiel Schweizer Radio DRS, Studio Zürich 1961. Schon die Anmoderation in „schweizerdeutsch“ ist hörenswert, das Hörspiel dann wird aber in verständlichen Hochdeutsch gesprochen Kommissar Wade bekommt nach vielen Jahren Besuch von seinem ehemaligen Kollegen, einem Ex-Polizisten und Möbelfabrikanten. Sie plaudern über alte Zeiten, und – wie unbeabsichtigt – lenkt der Möbelfabrikant das Gespräch auf einen Fall, der damals unaufgeklärt blieb: der Mord an einem steinreichen Privatbankier. Ein schönes „altes“ Hörvergnügen mit mir unbekannten aber guten Sprechern...
Christoph Vormweg "Man braucht immer 'ne Freundin - Mädchen auf der Suche nach Unabhängigkeit“, ein Feature des Deutschlandfunk 2008. Britti hat das schon vor vielen Monden gehört und es für gut befunden – ich schließe mich nun an Die 14 bis 16jährigen Zicken beschreiben sich herrlich gut selbst, eben als Zicken die des öfteren dann halt Zickenalarm auslösen Na da kann ich mich mit meiner Maus ja noch auf was einstellen... Aber nicht nur Zicken kommen zu Wort sondern auch überraschend klar und erfrischend berichtende junge Frauen...
Jörg Kastner „Teufelszahl“, gelesen von Erich Räuker. Ich hör ihn immer wieder, den Herrn Kastner, und bin dann jedesmal irgendwie unbefriedigt. Ich sage jetzt nicht das dieses Hörbuch richtig schlecht ist, nein es ist einfach nur langweilig und unbedeutend. Einzig vom Sprecher Erich Räuker wurde ich positiv überrascht...
Joy Fielding „Nur der Tod kann dich retten“, gelesen von Hansi Jochmann. Mord an der Highschool und der Dorfpolizist soll aufklären. Aber darum geht es hier gar nicht so sehr, vielmehr handelt es sich um eine Art Sittengemälde amerikanischer Durchschnittsjugendlicher. Für mich persönlich hatte das ganze seinen seltenen Reiz darin, dass ich schon nach vielleicht zwanzig Minuten wusste wer der Täter ist und deshalb der Geschichte ganz entspannt lauschen konnte. Es war wirklich so, wenn es jemanden interessiert sage ich auch noch warum ich das wusste und auch recht behielt – so etwas ist mir erst einmal mit einem MHC-Hörwerk passiert. Hansi Jochmann steht für solide Spannung, Joy Fielding natürlich auch...
ARD Radio Tatort: „Falsches Herz“, SWR 2009 mit Karoline Eichhorn, Ueli Jäggi u.a.
Das ist nun schon der dritte Fall mit dem Profiler-Duo Nina Brändle und Xaver Finkbeiner vom LKA Stuttgart – und ich bin mal wieder begeistert von einem ARD Radio Tatort Zur Geschichte: Zuerst wurde in Bad Mergentheim der 10jährige Niklas getötet. Dann, nur 20 Kilometer weiter, folgte Marius, 8 Jahre, erstickt mit einer Plastiktüte. Das Motiv ist unklar, keine Verdächtigen. Und jetzt wird in Hohenlohe die 12jährige Lara vermisst. Ihr Fahrrad wird im Wald gefunden...und wie sich das dann aufklärt ist schon gut durchdacht meine ich...
Ted Allbeury „Geheime Dienste: «Auch das ist unser Leben»“, Produktion: SR DRS 1988 mit eher unbekannteren Sprechern. Zur Geschichte: Ein Elektronikspezialist der auch in streng geheimen militärischen Anlagen arbeitet. Früher hatte er mit den Sowjets sympathisiert, dies wird durch einen Zufall bekannt. Er wird für die Politik zu einem Sicherheitsrisiko... lustig ist das militärische Abschirmdienstleben auch und gerade wenn es durch die Politik missbraucht werden soll. Aber Spione wären ja keine Spione wenn das alles so einfach wäre...
Cornelia Braun "Albtraum ABC - Funktionaler Analphabetismus in Deutschland“, Feature des DLR 2009. Im Land der Dichter und Denker leben vier Millionen Erwachsene, die in Deutschland in die Schule gegangen sind, ohne ausreichend Lesen und Schreiben gelernt zu haben. Im Alltag scheitern diese funktionalen Analphabeten an Amtsbrief, SMS und Speisekarte, am Arbeitsplatz an E-Mail, Display und Dienstplan.
Wer diese Schwäche zugibt, gilt schnell als doof. Wer das jetzt lesen konnte und darüber mal nachdenkt kommt vielleicht zu einem ähnlichen Schluss wie ich, es stimmt. Das Feature beschreibt die schwierigen Wege raus aus dem funktionalen Analphabetismus...
Heinrich von Kleist „Der zerbrochene Krug“, Hörspiel(-Perle) des HR aus dem Jahre 1951. Die Geschichte ist bekannt: Dorfrichter Adam zerschlägt des Nachts einen Krug als er auf dem Rückweg aus der Kammer der Jungfer Eve ist – und darf hernach als Richter richten über den vermeintlichen Übeltäter...Herrliches Hörwerk, ich bin immer wieder überrascht über Hörwerke aus den Fünfziger Jahren – gut gemacht und gar nicht verstaubt kommt das eine oder andere rüber, so auch hier. Die alte Sprache Heinrich von Kleist's wird genutzt aber das passt durchaus. Die Sprecher sind Profis (wie z.B. Ernst-Walter Mitulski als Adam) und so klingt diese hessische Produktion auch professionell...
Ich hab mal wieder fertig, war dann ja doch wieder ne ganze Menge an Hörereien die da zusammengekommen ist
Hörende Grüße von
Peka