Leserunde: John Cowper Powys - Der Strand von Weymouth

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Re: Leserunde: John Cowper Powys - Der Strand von Weymouth

Beitragvon steffi » Di 10. Dez 2013, 10:12

Interessante Liste, da wäre man ein Weilchen beschäftigt !
Aber es scheint, Yvonne und Sahftoe brauchen so eine Hilfe gar nicht ... :lol:

Heute habe ich das 1. Kapitel beendet. Es gefällt mir immer besser - Magnus wird seinem Namen nicht gerade gerecht, seine Taten sind nicht als groß zu bezeichnen, da er im Grunde ängstlich und feige ist. Sehr schön gemacht, dass er seine Umwelt bzw. den Salon als braun empfindet, obwohl er lila-rosa-grün ist, naja, zusammengemischt eben braun ;) Er versucht ja, das Wesen des Lebens zu erfassen, aber diese Gedanken schläfern ihn buchstäblich ein. Er muss wohl noch manchen Sumpf (muir) durchqueren.

Im 1. Kapitel werden gleich mehrere kommende Themen angesprochen.
Wie wird sich Perdita (lat: die Verlorene, griech: die Willkommene - passt ja für Magnus perfekt) Wane (engl: verschwinden) einleben. Schon über diese Namensgebung muss ich schmunzeln !
Was hat es mit dem Streit zwischen Adam Skald "Jobber" und Dogberry Cattistock auf sich ?
Wird Magnus sich überwinden und Curly Wix heiraten ?
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Re: Leserunde: John Cowper Powys - Der Strand von Weymouth

Beitragvon JMaria » Di 10. Dez 2013, 19:25

steffi hat geschrieben:Im 1. Kapitel werden gleich mehrere kommende Themen angesprochen.
Wie wird sich Perdita (lat: die Verlorene, griech: die Willkommene - passt ja für Magnus perfekt) Wane (engl: verschwinden) einleben. Schon über diese Namensgebung muss ich schmunzeln !
Was hat es mit dem Streit zwischen Adam Skald "Jobber" und Dogberry Cattistock auf sich ?
Wird Magnus sich überwinden und Curly Wix heiraten ?


Und dazwischen wunderbare Sätze, besonders die, die in der Magnus Erinnerungen heraufbeschwören.

Nach dem 1. Kapitel würde ich Powys irgendwo zwischen Proust und Doderer ansiedeln. Es kommt mir so vor als ob Powys einer eigenen Philosophie folgt, was mit der Natur zu tun haben könnte. Es ist zwar noch zu früh sein ihn einzuordnen, doch der Eindruck kam in mir auf.
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Re: Leserunde: John Cowper Powys - Der Strand von Weymouth

Beitragvon Shaftoe » Di 10. Dez 2013, 20:19

JMaria hat geschrieben:
Es kommt mir so vor als ob Powys einer eigenen Philosophie folgt, was mit der Natur zu tun haben könnte.


So hab ich ihn auch immer eingeschätzt, also: so irgendwie gehört alles zusammen, nichts ist verloren, nicht mal ein einzelner Gedanke. Und der Mensch dazwischen auf der Suche, fragt sicht nur nach was ? Spielball des Schicksals oder Selbstbestimmt ?

Grüße
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Re: Leserunde: John Cowper Powys - Der Strand von Weymouth

Beitragvon steffi » Mi 11. Dez 2013, 10:34

Shaftoe hat geschrieben:So hab ich ihn auch immer eingeschätzt, also: so irgendwie gehört alles zusammen, nichts ist verloren, nicht mal ein einzelner Gedanke. Und der Mensch dazwischen auf der Suche, fragt sicht nur nach was ? Spielball des Schicksals oder Selbstbestimmt ?


Geht auch in die von mir gedachte Richtung. Bezeichnenderweise fallen beide Protagonisten der ersten beiden Kapitel (Magnus und Perdita) immer wieder in eine Art Tagtraum - Gedanken, die etwas erfassen wollen, was (noch?) nicht ganz klar ist.

Von der Idee, die hinter dem Roman steckt bzw. die Powys vermitteln will, sehe ich ihn auch in Richtung Proust/Doderer. Wobei Proust ja seine Philosophie anhand des Lesens erlebbar machen will und Doderer für die Richtigkeit seiner kämpft. Bei Powys ist es zumindest jetzt noch unklar, wie weit er sich hinauslehnt.

Sprachlich finde ich noch nicht so richtig heraus, in welche Richtung er geht: modern oder doch viktorianisch ? Manchmal gibt es auch Bezüge zur Romantik, wenn er die Natur beschreibt. Bemerkenswert, wie er alles miteinander verbindet, vorallem im 2. Kapitel. Besonders aufgefallen ist mir dabei, dass er die Ankunft Perditas sehr lange zieht, gefühlt fast noch länger, als sie wirklich gedauert hat - und doch waren es nur ein paar Seiten.
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Re: Leserunde: John Cowper Powys - Der Strand von Weymouth

Beitragvon JMaria » Mi 11. Dez 2013, 10:58

.

Im 1. Kapitel denkt Magnus auch über die unsichtbare Barriere zwischen seiner Innenwelt und der Außenwelt nach. (Vielleicht ein Bestreben diese in Einklang zu bringen...)

Steffi hat geschrieben:Besonders aufgefallen ist mir dabei, dass er die Ankunft Perditas sehr lange zieht, gefühlt fast noch länger, als sie wirklich gedauert hat - und doch waren es nur ein paar Seiten.



vielleicht ein stilistisches Mittel, um die Diskrepanz zwischen Innen- und Außenwelt der Mitspieler dem Leser zu vermitteln?


Magnus öfters suchender Blick zum Kirchturm lässt mich auch an Proust denken (Kirchturm als Phallussymbol oder einfach nur in Verbindung mit der Jubiläumsuhr ein Symbol der verrinnenden Zeit, oder beides ... ? )

ich finde es sehr anregend, wenn bereits in den ersten Kapiteln soviel unklar bleibt, doch man bereits eine Menge dazu fühlen kann.

Ich bin im 2. Kapitel noch nicht ganz durch.
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Re: Leserunde: John Cowper Powys - Der Strand von Weymouth

Beitragvon JMaria » Sa 14. Dez 2013, 11:56

Im 2. Kapitel fallen mir versteckte Hinweise auf, daß alles nicht so idyllisch ist, wie es wirkt, trotz Strandpromenade usw. der Aufstieg zum Haus der Cobbold wird als eine Art Vorhölle bezeichnet, oder auch Jobber der sich mit einer Unterganszeitberechnung ausdrückt (dreieinhalb Zeiten)... auch eine metaphysische Komponente ist zu spüren. Spannend!

Ich bin nun bei "Jobber" im 3. Kapitel.

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Auf fast schon Dickenschen Art lässt er Namen sprechen. Gefällt mir!

Die Beschreibungen der Zimmer bei den Cobbolds haben dir bestimmt gefallen :)
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Re: Leserunde: John Cowper Powys - Der Strand von Weymouth

Beitragvon steffi » Sa 14. Dez 2013, 18:48

JMaria hat geschrieben:Die Beschreibungen der Zimmer bei den Cobbolds haben dir bestimmt gefallen :)


Du kennst mich - ich fand es wunderbar und überhaupt bezaubert mich die Atmosphäre.

Aber auch die Personen sind spannend. Bei Jobber blicke ich noch nicht so durch, kann er wirklich schon in Perdita verliebt sein oder mag er einfach Mädchen. Die Szene mit Daisy auf dem Schoß gab mir zu denken. Dann auch die Briefe zwischen Peg und Daisy, das geht schon eindeutig in eine sexuelle Richtung.

Ich komme zum 4. Kapitel - es könnte weiterhin mystisch werden ;)
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Re: Leserunde: John Cowper Powys - Der Strand von Weymouth

Beitragvon JMaria » Sa 21. Dez 2013, 16:56

Steffi, hier ist noch der Artikel über seine Autobiographie. Interessanterweise heißt die Überschrift: Im Schatten junger Mädchenblüte

http://www.zeit.de/1993/04/im-schatten- ... chenbluete

Die Szene mit Daisy auf dem Schoß gab mir zu denken. Dann auch die Briefe zwischen Peg und Daisy, das geht schon eindeutig in eine sexuelle Richtung.


Eindeutig! Teilweise auch autobiographisch. Ich las irgendwo (vielleicht sogar im obigen Artikel), daß Powys gerne Mädchen/Frauen auf den Knien hatte. Auf der anderen Seite ekelten ihn Fortpflanzungsorgane. Eine Biographie über Powys wäre sehr nützlich! aber der Autor ist in unseren Breitengraden noch ein 'weißer Fleck'.


Kapitel 4

Der Höllenpfuhl ist also das Sanatorium. Und der Arzt züchtet Narzissen. Magnus Freundin hinterlässt eine Notiz, daß sie unter einer Buche auf ihn wartet. Narzissen, Buche .... Ob das alles etwas zu bedeutet hat?
Jedenfalls ist alles im Erzählen mit der Natur verbunden!

Was war noch gleich die Vorhölle? Der Aufstieg zur Villa der Cobbolds?

Faszinierend fand ich den Teil wo Magnus auf Dogberry Cattistock (Dickens lässt grüßen) wartet und geht seinen eigenen Gedanken nach, auch als längst Cattistock im Zimmer ist, erfahren wir über ihn nur etwas durch Magnus aus einem inneren Monolog heraus. Nicht mal eine Begrüßung gab es. Grandios irgendwie, oder?!

Kapitel 4 beinhaltet eine Menge, ich weiß garnicht was ich alles aufführen soll, ohne dich zuzutexten.

Ich habe auch den Verdacht, daß der Autor eine Verbindung zwischen belebter und unbelebter Natur herstellen möchte, wie auch eine Verbindung durch Phänomene zu einer Metaphysischen Welt. Es gibt öfters verbindende Elemente, Emphase nennt es der Erzähler (durch Richard Gaul ) auf S. 94/95 , obwohl er hier wieder auf die Natur anspielt. Aber das Verbindende zieht sich schon auch durch die Kapitel.

Wie findest du Richard Gaul ?
Könnte er ein ' alter ego' für Powys sein?
Ein Mann der an einem philosophischen Werk arbeitet, der damit beschäftigt ist, ein eigenes kosmologisches System zu erschaffen?

Dann wäre noch der feine Humor zu erwähnen. Er schleicht sich fast unmerklich ein, ist aber so treffend gesetzt.

S. 104 (Magnus über Cattistock)

in der nunmehr erfolgenden Formulierung seines Urteils über den Finanzier und sein Heim gelangte er zu der Ansicht, daß das, was so sehr auf ihn wirkte, in einer höchst eigenartigen Ursache gründete, ..... , darin nämlich, daß diesen erstaunlichen Zeitgenossen die konzentrierte, schlaflose Geldbesessenheit eines leidenschaftlichen Geizhalses auszeichnete.....


Was für ein toller Satz um jemanden zu charakterisieren.

Was fiel dir so auf?
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Re: Leserunde: John Cowper Powys - Der Strand von Weymouth

Beitragvon JMaria » Di 31. Dez 2013, 12:56

Zwischendurch etwas Sekundäres über Powys:

Was Rolf Vollmann über Powys (und nicht nur über ihn) schreibt:
http://www.zeit.de/2000/19/200019.l-powys_.xml

Und ein weiterer Artikel in der faz...

Die Masken der See
http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/b ... 06222.html

in beiden Artikel fällt der Autorenname Hans Henny Jahnn . Kenn ich jetzt nur von Hörensagen und werde ich mir noch näher betrachten (Fluß ohne Ufer...)
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Re: Leserunde: John Cowper Powys - Der Strand von Weymouth

Beitragvon steffi » Di 31. Dez 2013, 16:43

Danke, JMaria !

Ich hab dich und Powys nicht vergessen und werde im neuen Jahr was dazu schreiben ;) Inzwischen bin ich bei Kapitel 6.
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