Appanah, Nathacha: Der letzte Bruder

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Appanah, Nathacha: Der letzte Bruder

Beitragvon YvonneS » Mi 22. Jul 2009, 17:00

Nathasha Appanah
„Der letzte Bruder“

Albrecht Knaus Verlag
ISBN: 978-3813503210
192 Seiten
17,95 Euro


Inhalt

Der zehnjährige Raj lebt in einem ärmlichen Dorf am Rand der Zuckerrohrplantagen von Mauritius. Nachdem seine beiden Brüder bei einem Unglück ums Leben kommen, ist er allein der Gewalt seines Vaters ausgeliefert, nur die Liebe seiner Mutter hält ihn aufrecht und ist der Gegenpol zum gewalttätigen Vater. Als er den gleichaltrigen David kennen lernt, scheint es, als habe er endlich wieder einen Freund und Bruder gefunden. David ist in einem Gefängnis eingesperrt, in dem Rajs Vater als Aufseher arbeitet. Als ein Zyklon die Insel verwüstet, gelingt David die Flucht. Aus Furcht vor Rajs Vater beschließen die beiden Freunde wegzulaufen. So beginnt eine Odyssee durch den Dschungel, die für David tödlich endet. Erst als sich Raj nach Jahren seinen Erinnerungen stellt, erfährt er die wahre Geschichte Davids und seiner Familie.

Historischer Hintergrund

Obwohl die Geschichte fiktiv ist, hat sie dennoch einen historischen Kern.
Nach 1945 wurde bekannt, dass es auf Mauritius seit 1940 ein Internierungslager für Juden aus Österreich, der Tschechoslowakei und Polen gab. Diese waren auf der Flucht vor den Nazis nach Palästina, das damals unter britischer Mandatsmacht stand. Sie wurden jedoch im Hafen von Haifa von den Briten am Betreten des Landes gehindert und stattdessen als illegale Einwanderer auf Schiffe verfrachtet und unter unmenschlichen Bedingungen nach Mauritius in das Zentralgefängnis Beau Bassin verbracht, wo sie vier Jahre lang unter katastrophalen Zuständen festgehalten wurden. Es waren ca. 1560 jüdische Flüchtlinge, unter ihnen Kinder, Alte und Kranke. Auf dem jüdischen Teil des Friedhofs St. Martin fanden 127 Häftlinge ihre letzte Ruhe, die anderen wurden 1945 freigelassen.


Meine Meinung

Die Geschichte hat mich sehr berührt. Zwei einsame sensible Kinder aus gänzlich unterschiedlichen Kulturen versuchen gemeinsam in einer grausamen Erwachsenenwelt zu überleben, die sie nicht verstehen. Die Geschichte wird in Rückblenden erzählt, es sind die Erinnerungen eines alten Mannes an seinen kleinen Freund. Nathasha Appanah erzählt ihre Geschichte auf sehr sensible und einfühlsame Art, ohne dabei auf die Tränendrüse zu drücken. Ihre schnörkellose glasklare Sprache ist nicht nur ein Lesegenuss, sondern in ihrer Bildhaftigkeit auch Kopfkino vom Feinsten.
Liebe Grüße
Yvonne



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YvonneS
 
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