Flynn, Gillian: Cry Baby

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Flynn, Gillian: Cry Baby

Beitragvon Petra » Mi 21. Okt 2009, 13:37

Flynn, Gillian
Cry Baby

Bild

Genre: Krimi / Thriller
Seitenzahl: 420
Verlag: Fischer
Preis: 8,95 €
ISBN: 978-3596173945
Bewertung: ***
(* schlecht / ** ganz gut / *** gut / **** spitze)

Inhalt:

Camille Preaker wird von Frank Curry, Chefredakteur der Tageszeitung für die sie in Chicago arbeitet, nach Missouri geschickt in den Ort, in dem sie aufgewachsen ist. Denn im kleinen Städtchen Wind Gap sind zwei grausige Morde an jungen Mädchen verübt worden. Curry verspricht sich davon eine Exklusiv-Story, die dem Image der Zeitung gut täte.

Widerwillig reist Camille zum Ort ihrer Kindheit, dem sie am liebsten auch weiterhin den Rücken kehren würde. Denn ihre Kindheit wurde überschattet vom Verlust ihrer Schwester und einer absolut lieblosen Mutter. So gestaltet sich nicht nur die Arbeit an einem Artikel schwierig, da den Einheimischen nicht viel zu entlocken ist, sondern auch der Aufenthalt dort an sich. Denn das erneute Zusammentreffen mit ihrer Mutter und Amma, ihrer Halbschwester, hält auch wenig erfreuliches bereit. Nicht umsonst ist Camille damals psychisch erkrankt und hat sich selbst Wörter in die Haut geritzt. Sich selbst zu schneiden war ihr ein Ventil, mit der Lieblosigkeit und den unguten Dingen um sie herum fertig zu werden…

Meine Meinung:

Dieses Buch besteht aus zwei Elementen: Dem Kriminalfall, in den Camille durch ihren Beruf verwickelt wird und ihrer eigenen familiären Geschichte. Welche Geschichte grausiger ist, lässt sich schwer sagen – wahrscheinlich die der Familie. Unfassbar, was ein kaltes Elternhaus anrichten kann. Wie kleine Kinderseelen zerstört werden können. Wie sich solch ein Erbe über die Generationen hinweg fortsetzt. Das alles ist psychologisch glaubhaft geschildert und jagt einem mindestens so viele Schauer über den Rücken wie die grausamen Mädchenmorde.

Auch das psychologische Bild, das der Täter letztendlich abgibt, ist erschreckend und zugleich faszinierend. Ein interessantes Thema hat sich Gillian Flynn ausgesucht und es mit leichter Hand erzählt. So bleibt die Geschichte jeder Zeit anschaulich und unterhaltsam – allem Schrecken zum Trotz. Auch die Atmosphäre des Ortes Wind Gap hat die Autorin gut eingefangen. Ebenso die Bewohner. Ob Camilles ehemalige Klassenkameradinnen auf die sie dort stößt, die Clique um ihre Halbschwester Amma, die Freundinnen ihrer Mutter oder aber ihre Mutter selbst, nebst ihres zweiten Ehemanns Alan – alle sind gut und lebensnah gezeichnet. Mit all ihren Empfindlichkeiten, kleinlichen Boshaftigkeiten und Intrigen. Welche Ausmaße diese kleinstädtischen Verschwörungen angenommen haben, erfährt der Leser natürlich erst ganz zum Schluss.

Sofort zieht Gillian Flynn den Leser in die Geschichte und wickelt ihn ein und führt ihn bis zum entsetzlichen hintersten Winkel verletzter Seelen, in denen sich das Grauen schleichend wie Gift ausgebreitet hat.

Wer lieber einen blanken Thriller liest, dem könnten die Nebenelemente (Camilles eigene Geschichte) hier zu viel werden. Mich stört so etwas überhaupt nicht. Ganz im Gegenteil: Ich empfinde es als Bereicherung. Somit habe ich mit Spannung verfolgt, wie Camilles Konfrontation mit ihrer Vergangenheit verläuft. Und je mehr sich die Lage zuspitzte, umso atemloser wollte ich ihrer ganzen Kindheit und deren Verletzungen auf den Grund gehen. Das fand ich beinahe spannender als die eigentliche Thrillerhandlung. Zum Schluss hin, nimmt diese jedoch auch noch mal Fahrt auf und überrascht zum Ende hin unerwartet doch noch.

Gefallen hat mir übrigens auch Gillian Flynns Danksagung am Ende, in der sie Humor beweist! Sie dankt dort u. a. ihrer Familie, die sie glücklicher Weise nicht zu diesem Buch inspiriert hat. Wer Camilles Geschichte gelesen hat, erleichtert dieses Geständnis ebenso wie die Autorin selbst.

Fazit: Gute und spannende Unterhaltung, kurzweiliges Lesevergnügen - nicht überragend, aber doch wirklich gut! (Petra)

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Liebe Grüße,
Petra


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