Collins, Wilkie: Die Frau in Weiß

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Collins, Wilkie: Die Frau in Weiß

Beitragvon Binchen » Fr 12. Feb 2010, 22:37

Cover:Bild
ca. 650 Seiten, DTV, Übersetzung von 1994

Bewertung: *** von max.*****
(_furchtbar / *schlecht/** noch ok / *** richtig gut / **** spitze/***** außergewöhnlich)


Inhalt:
Der Kunstlehrer Walter Hartright ist nicht gerade glücklich in seinem Leben, das so dahinplätschert. Am Vorabend seiner Abreise zu seiner nächsten Stellung, hilft er einer rätselhaften Frau in Weiß unerkannt zu verschwinden. Kaum ist sie fort, hört er, sie sei aus einem Irrenhaus entflohen. Eine Vorahnung überfällt ihn, als sie Limmeridge-House erwähnt, denn dorthin führt ihn seine Arbeit.

Zeichenunterricht für die beiden Schwestern Marian und Laura und die Archivierung von Zeichnungen, damit soll er sich sein Geld verdienen. Lustlos tritt er seine neue Aufgabe an, doch bald engagiert er sich sehr stark, weil er sich in Laura verliebt hat und in Marian eine geistreiche Partnerin für einen geistigen Austausch gefunden hat.

Doch Laura ist einem undurchsichtigen Adligen versprochen.
Kurz vor ihrer Heirat bekommt Laura einen anonymen Brief, sie solle Sir Percival Glyde nicht heiraten. Sie begebe sich damit in ihr Unglück. Doch die Vermutungen die sich rund um Sir Glyde ranken, genügen nicht, die Heirat zu verhindern. so trennt sich Walter von seiner Liebe und begibt sich auf eine Expedition nach Mittelamerika.

Nach der Hochzeitsreise sind Marian und Laura zwar wieder vereint. Die Stimmung in Blackwater Park ist jedoch gereizt. Sir Percival ist jähzornig, die Gäste Conte und Contessa Fosco sind undurchsichtig und als die Frau in Weiß auch dort auftaucht und Marian sich um ihre Schwester zu sorgen beginnt, wird Marian so krank, dass Laura auf sich selbst gestellt ist.

Was führen Sir Percival und der Conte im Schilde? Werden sie erfolgreich sein?

Meine Meinung:
1860 erschien das Buch in England. Es gilt als Urmutter der Mystery-Novels und mit diesem Wissen im Hintergrund habe ich es auch gelesen. Bewusst habe ich mich für die aktuellere Übersetzung aus den 1990gern entschieden. Die Variante von Arno Schmidt, ist in der Wortwahl vermutlich noch näher am Original, sie wirkte auf mich jedoch sehr antiquiert und unnötig verschnörkelt. In der Version hätte ich die 650 Seiten vermutlich nicht bis zum Ende gelesen, der Roman erfordert Geduld.

Die Geschichte entwickelt sich langsam und geheimnisvoll, eine Stimmung, die wie Nebel von der Themse den Roman überzieht, ist greifbar, ohne dass dieser je erwähnt würde. Ätherische Frauen und zimperliche Männer sind nicht gerade meine bevorzugten Romanfiguren. Hier nehmen sie großen Raum ein, damit hatte der Roman es nicht leicht, bei mir zu punkten.

Allein der spannende Aufbau und der Spannungsbogen haben mich die ganze Zeit bei Laune gehalten. Für meinen 100%igen Lesegenuss fehlte mir ein Sympathieträger im Roman, den konnte ich in keiner der Figuren erblicken.

Walter Hartright war zu wehleidig, Laura zu launisch, Jähzorn war noch nie eine Eigenschaft, die Sympathie weckt, Unterwürfigkeit genauso wenig wie bedingungslose Liebe, blieb einzig der Conte. Seine Motive waren zumindest spannend genug um die Geschichte gerne zu verfolgen.

Sicher war der Roman in seiner Entstehungszeit eine echte Neuheit, aus heutiger Sicht war ich durch die vielen aktuelleren Romane, auf diverse Wendungen vorbereitet. Ausdauer war gefragt, um bis zum Ende mit Freude zu lesen.

Die langsame Entwicklung und die aktuellen Romane haben für mich den Zauber an diesem Roman genommen. Ich war am Ende froh, wieder einen aktuelleren Krimi lesen zu können, aber genauso froh, dass ich den Roman nun kenne. (c)Binchen, Januar 2010
Winke Binchen
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Kein Lesen ist der Mühe wert, wenn es nicht unterhält.” William Somerset Maugham (1874-1965)
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