David Nicholls: Zwei an einem Tag

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David Nicholls: Zwei an einem Tag

Beitragvon YvonneS » Fr 28. Mai 2010, 10:36

Hardcover
Verlag:Kein & Aber
Jahr: 08/2009
Seiten: 560
Preis: 22,90 Euro

Taschenbuch
Verlag:Kein & Aber
Jahr: 05/2010
Seiten: 544
Preis: 14,00 Euro

Wertung:8,5 von 10 Punkten


Inhalt

Sie sind Anfang 20 und haben gerade ihr Studium beendet. Dexter, der Sohn aus gutem Hause, attraktiv, finanziell unabhängig und ein Frauenheld wie er im Buch steht und die etwas zugeknöpfte Emma, kleinbürgerlicher Hintergrund, Studienabschluss mit Bestnoten, Blaustrumpf und Friedensaktivistin, die die Welt verbessern will - und die heimlich in Dexter verliebt ist. Die beiden verbringen eine Nacht zusammen - es ist der 15. Juli 1988 - am nächsten Tag trennen sich ihre Wege, doch Dexter und Emma werden sich in den nächsten Jahren nie ganz aus den Augen verlieren. Der Autor erzählt in den nun folgenden Kapiteln, wo sich Emma und Dexter in den Jahren von 1988 bis 2007 jeweils genau am 15. Juli befinden. Ein kluges stilistisches Mittel, dass dem Autor ermöglicht, die Lebensgeschichte der beiden in zeitlich geraffter Form zu erzählen und sich nicht in überflüssigen Details zu verrennen.

Dexters und Emmas Lebenswege könnten unterschiedlicher nicht sein. Emma landet zuerst als Kellnerin bei einer grauenhaften mexikanischen Fast-Food-Kette, wo sie Ian kennen lernt, einen völlig unbegabten Stand-up-Comedian, und mit ihm zusammenzieht. Sie wird Lehrerin und Geliebte des Schuldirektors, die Beziehung mit Ian geht in die Brüche, doch Emma schafft es schlussendlich, eine erfolgreiche Kinderbuchautorin zu werden.

Dexters Weg dagegen ist geprägt von ständig wechselnden Frauenbekanntschaften, ausschweifenden Trinkgelagen und Drogenkonsum. Eines Tages wird er von einem der neuen privaten Fernsehsender entdeckt und agiert fortan als Moderater in äußerst fragwürdigen drittklassigen Fernsehshows. Er hält sich für einen Star und benimmt sich dementsprechend, er heiratet eine emotional unterkühlte Frau und bekommt eine Tochter. Doch Dexter bleibt ein Dauer-Pubertierender, er versagt nicht nur als Vater und Ehemann, auch seine berufliche "Karriere" steht nach diversen Alkoholexzessen vor dem Aus. Mit Mitte 30 steht Dexter vor den Scherben seines Lebens. Die Seitenhiebe des Autors auf die Schnelllebigkeit und den Jugendwahn in der Medienbranche sind nicht zu übersehen.

Emmas und Dexters Wege haben sich während der ganzen Jahre immer wieder gekreuzt, aus der gemeinsamen Nacht ist eine tiefe Freundschaft geworden, sie hängen aneinander und können nicht ohne einander, sie können aber auch nicht miteinander, denn die Beziehung der beiden funktioniert nur mit dem nötigen räumlichen Abstand.

Meine Meinung

Dieser Roman bietet Unterhaltung auf hohem Niveau. Die Liebesgeschichte zwischen Dexter und Emma kommt hier völlig ohne Herzschmerz-Prosa und rosarote Gefühlsduselei aus. In Ich-Form erzählt, kann der Leser in die Gedankenwelt der Protagonisten eintauchen, was manche ihrer Handlungen verständlicher macht. Es gibt humorvolle Szenen in dem Buch, z. B. wenn der Autor die rasante Entwicklung medialer Technik auf die Schippe nimmt. Die vielen versteckten Anspielungen in diesem Roman werden sich meiner Meinung nach nur den Lesern wirklich erschließen, die die Entwicklungen seit den 80er Jahren miterlebt haben.

Es gibt in diesem Roman auch viel Nachdenkliches. So verfolgt man mit einer gewissen Betroffenheit Dexters Absturz, während auf der anderen Seite Emmas Weg - wenn auch nicht ohne Rückschläge - so doch stetig bergauf führt. Beides ist vom Autor sehr glaubwürdig erzählt.

Und doch nimmt die Geschichte im letzten Drittel eine Wendung, die schwer nachzuvollziehen ist und die absolut nicht stimmig ist. Diese äußerst fragwürdige Wendung hätte es meiner Meinung nach nicht gebraucht und sie schadet dem Gesamtkonzept des Buches mehr, als das sie es aufwertet.
Liebe Grüße
Yvonne



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YvonneS
 
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