Lurie, Alison: Ein ganz privater kleiner Krieg

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Lurie, Alison: Ein ganz privater kleiner Krieg

Beitragvon Petra » Fr 8. Okt 2010, 11:12

Lurie, Alison
Ein ganz privater kleiner Krieg

Bild

Genre: Erzählung
Seitenzahl: 493
Verlag: Diogenes
Preis: 11,90 €
ISBN: 978-3257216141
Bewertung: 7,5 Punkte
(von 10 möglichen Punkten)

Inhalt:

Bei der Familie Tate war noch bis vor kurzem alles in Ordnung: die Ehe so wenig getrübt wie die Freude an den Kindern, das Heim behaglich. Mit einem Mal ist nichts mehr in Ordnung. In der Nachbarschaft entstehen scheußliche Häuser, die Kinder benehmen sich unerträglich, und Erica Tate muß entdecken, daß ihr Mann Brian sie mit einer Studentin betrügt. Sie will klug, großzügig handeln; es gelingt ihr nicht. Was belanglose Episode schien, eskaliert , das Aufbegehren der Frauen gegen die Männerherrschaft, der Protest der Campus-Jugend gegen die scheinbar Etablierten sind bereits Handlungen eines Krieges, eines Generationskrieges, eines Krieges der Geschlechter. Und dieser kleine, private Krieg entspricht dem großen, bösen Krieg im Fernen Osten, dem amerikanischen Trauma.

Meine Meinung:

Der Roman ist in den 70er Jahren geschrieben worden. Eine Zeit, in der die Emanzipation anfing, sich Bahn zu brechen. Liest man diese Episoden der Tates heute, so ist vieles überholt. Doch – und das erschreckt (!) – bei Weitem nicht alles! So kann man diesen Roman aus zwei Gesichtspunkten lesen: Welche Probleme zwischen den Geschlechtern sind immer noch nicht ausgemärzt. Und wie war das Rollenverhältnis in den 70er Jahren. Aus beiden Blickwinkeln ein sehr interessanter Roman.

Alison Lurie ist eine sehr gute Erzählerin. Bis ins Kleinste analysieren ihre Figuren ihre Situation. Wägen ab, kalkulieren – wo stehen sie, welche Möglichkeiten haben sie. Oder in den Szenen, in den Brian zu Wort kommt: Wie rechtfertige ich mich vor mir selber für mein Fehlverhalten. Brian ist eine Figur, die immer mehr an Sympathiepunkten verliert. In mancher Hinsicht entspricht er genau dem Bild, das man von Männern haben mag. Leider gibt die Realität diesem Bild auch allzu oft Recht. Verallgemeinern kann man das natürlich nicht. Aber in Brian vereint sich vieles, was wir von der männlichen Seite her kennen.

Mit Erica geht es nicht besser. Zwar ist sie das Opfer. Aber ebenfalls typisch (auch hier meine ich es nicht gänzlich verallgemeinernd) weiblich. Durch ihre Handlungen und Entscheidungen möchte sie das Bild des Opfers ganz und gar erfüllen. Damit Brian der Böse und sie die Großmütige ist.

Was lernen wir aus der Geschichte der Tates? Wie oben genannt: Es ist ein Porträt der 70er Jahre, in denen der Geschlechterkampf entbrannte. Aber eine Geschichte wie die der Tates zeigt auch auf, dass es nötig war. Und bei näher Betrachtung sieht man auch heute noch Schwachstellen in der Gleichstellung der Geschlechter. Zum Glück aber auch große Fortschritte.

Alles in allem interessant. Und gut erzählt. Wenn mir persönlich auch 400 Seiten ausgereicht hätten. Langweilig war es trotzdem an keiner Stelle. (Petra)

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Liebe Grüße,
Petra


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