Schlafende Engel
Genre: Krimi
Seitenzahl: 349
Verlag: btb
Preis: 9,00 €
ISBN: 978-3442736539
Bewertung: 9,5 Punkte
(von 10 möglichen Punkten)
Inhalt:
In einem kleinen Provinznest irgendwo im amerikanischen mittleren Westen wird in der Halloween-Nacht ein kleines Mädchen überfahren. Lawrence, ein frustrierter, von seiner Frau verlassener und hoch verschuldeter Polizist, soll die Ermittlungen führen. Die erste Spur führt ausgerechnet zu einem Baseballstar, der Hoffnung der kleinen Stadt. Seine Vorgesetzten überreden Lawrence, die Spur zu vertuschen, aber dabei gerät er immer tiefer hinein in die dunklen Machenschaften seiner Chefs …
Meine Meinung:
Dieses Buch ist so viel mehr als ein Krimi. Es ist eine Millieu-, aber auch eine Charakterstudie. Sehr passend benennt die Presse Michael Collins als einen Chronisten des amerikanischen Provinzlebens. So ist es!
Michael Collins nimmt sich der Randfiguren an. Sie sind fern jeden Heldentums. Sie sind in der ein oder anderen Weise gescheitert. Lawrences Scheitern fand in mehreren Bereichen statt. Seine Frau hat ihn verlassen, wegen eines Mannes, der mehr Geld hat. Durch seine Verzweiflung, dass ihm dadurch auch der Sohn entrissen wurde, hat er sich eine kleine Dummheit erlaubt, die ihm der Besuchsrechte beraubt hat. Beruflich geht auch nicht viel – in einer Provinz wie dieser darf man froh sein, wenn man noch benötigt wird. Das ist für viele die harte Realität. Und solchen Menschen nimmt sich der Autor an.
Dabei zoomt er das alles für den Leser ganz nah ran. Man meint Lawrence beinahe schwer atmen zu hören, ob seiner seelischen Lasten. Er vermisst seinen Jungen. Ich habe selten erlebt, dass ein Autor das spürbarer werden lässt. Was es heißt, wenn Eltern sich trennen, dass einer von beiden mehr oder minder auf sein Kind verzichten muss. Dabei macht Collins nie den Fehler sentimental zu werden. Er zeichnet einfach nur haarfein menschliche Regungen ab und entwirft wunderschöne, magische Szenen. Allein um der Szenen willen, möchte man, dass das Buch niemals enden möge.
Auch die Nebenfiguren sind von Einsamkeit befallen. So z. B. Lois, mit der Lawrence was laufen hat – sie aber nie wirklich an sich herran lässt. Lois ist selbst einsam. Auch ihre seelischen Wunden sind haarscharf gezeichnet, obwohl sie nur angerissen werden. Man spürt in Michael Collins Romanen mehr wie es in seinen Figuren aussieht, als dass man es deutlich gesagt bekommt. Sie erklären sich durch ihre teils hilflosen und verzweifelten Handlungen.
Und diese Fiugren wirft Collins in ein Intriegenspiel um Machtpositionen und politische Belange. Auch das wird psychologisch meisterhaft erzählt. Ja, so sind sie die Menschen. Jeder trägt eine Maske, jeder spielt im Schauspiel des Lebens mit. Auch die Verzweifelten. Aber sie haben weniger zu verlieren, als die Gewinner. Deshalb droht Lawrence auch für einige gefährlich zu werden, die unbedingt ihre Interessen verteidigt sehen wollen. Eine spannende und interessante Geschichte.
Besonders aber die Figuren machen sie unvergleichlich. Und die wunderschönen Szenen, die Michael Collins für sie entwirft. Und seine glasklare wunderschöne Sprache. Seine Stimme würde ich aus anderen herauserkennen. Dieser Autor ist etwas Besonderes. (Petra)
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