Fine, Anne: Feuer und Asche

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Fine, Anne: Feuer und Asche

Beitragvon Barbara » So 2. Jan 2011, 19:28

Fine, Anne: "Feuer und Asche"

Zur Autorin:
Anne Fine ist vielen bekannt durch das Buch bzw. dessen Verfilmung: Mrs. Doubtfire – Das stachelige Kindermädchen“ mit Robin Williams in der Hauptrolle.


Erzählt wird die Geschichte der sehr eigenen, selbstbewussten und sehr selbständigen Tilly. Sie ist Ingenieurin und arbeitet in einer Männerdomäne – auf den Ölplattformen dieser Welt. Trotz bestehender Beziehungen sucht sie sich regelmäßig ihre Auszeiten und Affären. Eines Tages lernt sie zufällig Geoffrey kennen. Dieser Mann scheint alles zu haben, was ihren Traummann ausmacht, wären da nicht seine geschiedene Frau, deren gemeinsamen Kinder (Minna und Harry) und jede Menge Heimlichkeiten. Da sie es nicht scheut auch nur der geringsten Auseinandersetzung aus dem Wege zu gehen und jeder Wahrheit auf den Grund gehen möchte, sind die Probleme in dieser Beziehung vorprogrammiert.

Nach den ersten 30 Seiten dachte ich noch: schön, endlich wieder ein leichtes Sommerbuch für den Garten. Aber mit zunehmender Seitenzahl, nahmen aber die komplizierten Gepflogenheiten der Beziehungen innerhalb dieses Buches zu. Jeder scheint sein eigenes Ding durchzuziehen und es nicht für nötig zu halten, die anderen darüber zu informieren. Solch eine Ansammlung von egozentrischen und kommunikationsgestörten Personen auf einem Fleck, das kann nicht gut gehen. Und auf Dauer kracht es auch regelmäßig zwischen Tilly und Geoff. Tilly, die von Anne Fine sehr differenziert und mit ihren ständigen inneren Kämpfen sehr authentisch gezeichnet wird, geht einem als Leser zwar hier und da mächtig auf die Nerven, aber im Laufe der Entwicklung kann man ihr Verhalten durchaus verstehen. Je mehr sie in die Familie von Geoff eindringt und je deutlicher ihr bewusst wird, dass sie nur eine Außenstehende und für die unangenehmen Dinge des Alltags zuständig zu sein scheinende Besucherin ist, desto mehr flüchtet sie sich in Ihre Arbeit und in zahlreiche Affären. Irgendwann, nachdem sie realisiert hat, dass Geoff ihr die wichtigen Dinge seines Lebens vorenthält und sie nie in persönliche Entscheidungen einbeziehen wird, trifft die für sich die Entscheidung zum endgültigen Ausbruch aus dieser Beziehung. Rational und gut geplant geht sie diesen Schritt an. Allerdings tauchen immer wieder unvorhergesehene Ereignisse auf, die es ihr schließlich unmöglich machen, genau zu diesem Zeitpunkt zu gehen. Schließlich schiebt sie ihren Weggang immer mehr auf. Sie setzt mit Geoff sogar eine Art Vertrag auf, dessen Inhalt besagt, dass er nie wieder Heimlichkeiten oder eigenständige Entscheidungen treffen darf, die beider Leben betreffen. Dieser Vertrag ist Geoffs letzte Chance, seine Beziehung zu retten.
Eine zeitlang scheint alles gut zu laufen und Tilly hat den Vertrag schon fast vergessen, als es bei der Hochzeit von Harry zur Entlarvung einer weiteren Heimlichkeit von Geoff kommt. In ihrer Tasche stößt sie zeitgleich auf den Vertrag und nun gibt es kein Zurück. Minutiös und mit ebenso vielen Heimlichkeiten plant sie nun den endgültigen Schluss. Und am Ende zahlt sie Geoff schließlich alles zurück: 20 Jahre ihrer gemeinsamen Zeit verrechnet sie mit 20 Jahre seiner Lebenszeit.

Psychologisch nicht schlecht gemacht, auch wenn das Buch sehr überladen ist mit Problemfällen, Problemmenschen und problematischen Situationen. Alle Personen sind trotz der Fülle ihrer Erscheinung klar von einander abgegrenzt und psychologisch vielschichtig gezeichnet. Die kommunikativen Schwierigkeiten, die ich als Hauptursache all dieser Probleme sehe, lassen deutlich werden, dass wohl solch eine geballte Stimmung aufgebaut werden muss. Denn nur dann kann sich all das aufgestaute Potenzial auch adäquat entfalten. Und es entfaltet sich sehr viel.
Ich bin mir sicher, dass sich der eine oder andere Leser hier sehr gut wiederfinden kann und sicherlich auch dazu angeregt wird, mal über sich und seine eigenen kommunikativen Fähigkeiten nachzudenken. Ob jeder jedoch diesen konsequenten letzten Schritt von Tilly gehen muss, um sich aus all dem zu befreien, das lasse ich mal dahingestellt.

Alles in allem kann ich diesem Buch durchaus 4-5 Sterne geben.
"Das Lesen eines Buches ist die Zwiesprache mit der eigenen Seele!"
B.H.

Liebe Grüße
Barbara
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Barbara
 
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