Letelier, Hernán Rivera: Die Filmerzählerin

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Letelier, Hernán Rivera: Die Filmerzählerin

Beitragvon Doris » Mi 23. Feb 2011, 11:55

Gebundene Ausgabe: 104 Seiten
Verlag: Insel Verlag; Auflage: 1 (20. Februar 2011)
ISBN 978-3458174950


Kurzbeschreibung

"Während ich meinen Tee trank und mich bereitmachte, den Film im Stehen vor der weißen Wand zu erzählen, versicherte mein Vater seinen Gästen unermüdlich, der Film könne schwarzweiß sein und bloß die halbe Leinwand füllen, seine Kleine hier würde ihn in Technicolor und Cinemascope erzählen. »Gleich seht ihr es selbst, Kumpels.«" Etwas Aufregenderes als Kino gibt es nicht in dem Minendorf inmitten der chilenischen Wüste. Die Männer arbeiten im Salpeterabbau, die Frauen sollen vernünftig wirtschaften und haben die zahlreichen Kinder am Hals. Da bieten die Hollywoodfilme mit Marilyn Monroe, John Wayne oder Charlton Heston und die mexikanischen Melodramen mit viel Gefühl und Musik eine willkommene Abwechslung und den Abglanz einer anderen Welt. Doch eines Tages erlebt die Siedlung etwas noch Schöneres als Kino: María Margarita, ein zehnjähriges Mädchen, kann Filme so anschaulich und dramatisch nacherzählen, daß die Leute herbeiströmen, um sie zu hören. Bald drängt sich die halbe Siedlung in der engen Stube ihrer Familie, wo sie mit kindlicher Freude das Leinwandgeschehen zum Leben erweckt. Als sie eines Tages jedoch einem alleinlebenden Mann in dessen Haus einen Western erzählen soll, widerfährt ihr etwas schrecklich Verstörendes. Kräftig, mit viel Sinn für Komik, aber auch für das Schlimme im Leben, erzählt der chilenische Bestsellerautor Hernán Rivera Letelier vom harschen Leben in der Atacamawüste und den Glücksmomenten seiner Hauptfigur als gefeierte Filmerzählerin. Eine Liebeserklärung an das Kino und die Kunst der Imagination.

:arrow: Die Filmerzählerin

Meine Meinung:
"Weil daheim das Geld zu Pferd unterwegs war und wir zu Fuß, kratzten wir, wenn in der Siedlung ein Film gezeigt wurde, den mein Vater (nur wegen des Hauptdarstellers oder der Hauptdarstellerin) für sehenswert hielt, unsere Münzen zusammen, bis es für eine Eintrittskarte reichte, und ich wurde hingeschickt, um den Film anzuschauen.
Wenn ich dann aus dem Kino kam, musste ich ihn im Garniturzimmer der vollzählig versammelten Familie erzählen."


Das ist das erste Kapitel, dieses schmalen, wuchtigen Romans und gleich hier habe ich mein neues Lieblingswort gefunden: Garniturzimmer

Der Vater nach einem Arbeitsunfall von der Hüfte abwärts gelähmt, im selbst gezimmerten Rollstuhl sitzend kann nicht mehr selber ins Kino gehen und schickt sein Kinder. Eins nach dem anderen und da er ein gerechter Mann ist, fällt seine Entscheidung letztendlich auf die 10jährige Maria. Sie kann die Filme am besten nacherzählen. Sie hat das nötige schauspielerische Talent, die Grazie, die Schönheit. Genau wie ihre Mutter die schon lange nicht mehr bei der Familie lebt. Die eines Tages einfach abgehauen ist.
In der armen Siedlung mitten in der Wüste, in der es für die Menschen nicht viel Zerstreuung gibt, wird Maria immer bekannter und die Leute kommen zu der Familie nach Hause wo sie ihr gebannt beim Erzählen zuhören. Das Garniturzimmer wird zum Kinosaal umgebaut.
Auch Maria genießt ihren Ruhm der immer weiter wächst und es dauert nicht lange und sie wird zu den Siedlungsbewohnern nach Hause eingeladen.....und damit beginnt alles anders zu werden.

Eine berührende Geschichte voller Wärme und Humor erzählt und keinen Satz zu lang.

Schulnote 1
"Das richtige ist das intensive Buch. Das Buch, dessen Autor dem Leser sofort ein Lasso um den Hals wirft, ihn zerrt und nicht mehr los läßt - bis zum Ende nicht, lies oder stirb! Dann liest man lieber." Kurt Tucholsky
Doris
 
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