Levy, Andrea - Das lange Lied eines Lebens

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Levy, Andrea - Das lange Lied eines Lebens

Beitragvon Doris » Di 15. Mär 2011, 08:12

Gebundene Ausgabe: 368 Seiten
Verlag: Deutsche Verlags-Anstalt (8. März 2011)
ISBN: 978-3421044839
Preis: € 19,99

Kurzbeschreibung
Vom Kampf einer Frau um Freiheit – mit Leichtigkeit und Leidenschaft erzählt.
Jamaika, Mitte des 19. Jahrhunderts. Sie war einst Haussklavin auf der Zuckerplantage Amity und hat bewegte Zeiten hinter sich. Nun, viele Jahre nachdem sich ihre Brüder und Schwestern die Freiheit mit Blut erkauften, drängt es die inzwischen betagte Miss July ihrem Sohn, einem angesehenen Verleger, die Geschichte ihres Lebens zu offenbaren – und ihm zu erklären, warum sie gezwungen war, ihn als Säugling auf den Stufen einer Pfarrei auszusetzen. So beginnt sie mit großer Lust am Fabulieren von jener Zeit zu erzählen, als sie die rechte Hand der Missus auf der Plantage war. Bis der junge Goodwin seine Arbeit als Aufseher aufnahm und für July ein Leben unter anderen Vorzeichen anfing. Die unvergessliche Geschichte einer Emanzipation und zugleich ein erschütternder Bericht über die letzten Tage der Sklaverei, dargeboten von einer Ich-Erzählerin, die uns aufschreien lässt gegen die Unmenschlichkeit, die uns aber immer auch mit ihrem Lachen versöhnt. Denn sie führt uns vor Augen, welche Kräfte der Glaube an Veränderung wecken kann, welche Kraft die Freiheit birgt.

:arrow: Das lange Lied eines Lebens


Meine Meinung:
Gleich zu Anfang des Buches bittet uns July, die Ich-Erzählerin, die Geschichte erst garnicht weiter zulesen, wenn wir eine Beschreibung davon wollen was für eine wunderschöne Insel Jamaika ist, mit welch üppiger Vegetation sie ausgestattet ist und wieviele lärmende Vögel sich hier verweilen.
Sie richtet ihren ungeschönten Blick auf Jamaika Mitte des 19. Jahrhunderts als die Insel die letzten Tage der Skalverei zu erdulden hatte.

Ihr Schicksal wird schon recht früh besiegelt als der Besitzer der Zuckerrohrplantage mit seiner Schwester über das Anwesen reitet um ihr seinen Besitz zu zeigen. Als Caroline die kleine July an der Hand ihrer Mutter sieht und ihr Entzücken (Ach ist die niedlich) kaum verbergen kann, darf sie sie einfach mitnehmen. So einfach ging das. Ab diesem Tag war sie ihre Haussklavin und wächst nun im Schatten des Herrenhauses auf.
Ihre Mutter wird sie erst viele Jahre später wieder sehen.
Erniedrungen, Bestrafungen, Unmenschlichkeit sind an der Tagesordnung und nach einem versuchten Aufstand der Skalven am Weihnachtsabend ist Carolines einzige Sorge dass das Leinen auf ihrem Tisch nichts anderes war als ein ordinäres Bettlaken.

Die Lage für July ändert sich als der junge Robert Goodwin, Sohn eines Pfarrers aus England, zum Aufseher der Plantage ernannt wird. Den Negern Freundlichkeit entgegen zu bringen, sich um ihr Seelenheil zu kümmern, kurz Mitleid mit ihnen zu haben, das hat sich Robert auf seine Fahne geschrieben....


Fazit:
Ein erschütterndes Buch, völlig ohne Pathos erzählt. Das macht es zu etwas ganz besonderem und absolut lesenswertem.
Andrea Levy legt ihren Finger ganz direkt auf offene Wunden ohne darin herumzurühren; es tut auch so schon weh.
Die Autorin hat ihrer Protagonistin eine unverwechselbare, humorvolle Stimme gegeben und es ist trotz der schweren Kost, eine Freude ihr zuzuhören.(dk)

Note: 1
"Das richtige ist das intensive Buch. Das Buch, dessen Autor dem Leser sofort ein Lasso um den Hals wirft, ihn zerrt und nicht mehr los läßt - bis zum Ende nicht, lies oder stirb! Dann liest man lieber." Kurt Tucholsky
Doris
 
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