Reich-Ranicki, Marcel: Mein Leben

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Reich-Ranicki, Marcel: Mein Leben

Beitragvon Petra » Mo 21. Mär 2011, 10:44

Reich-Ranicki, Marcel
Mein Leben

Bild

Genre: Autobiografie
Seitenzahl: 566
Verlag: Deutsche Verlags-Anstalt - DVA
Format: HC (auch als TB erhältlich)
Preis: 25,00 € (als TB 9,90 €)
ISBN: 9783421051493
Bewertung: 10 Punkte
(von 10 möglichen Punkten)

Inhalt:

Marcel Reich-Ranicki sagt, dass es dieses Buch nie gegeben hätte, wenn ihn nicht Freunde und Verleger, besonders aber seine Frau, dazu gedrängt hätten, seine Erlebnisse aufzuschreiben. Für diese hartnäckige Bitte an ihn dürfen wir sehr dankbar sein.

Denn hier treffen gleich mehrere Wunder zusammen: Ein Mensch, der so viel erlebt hat, so viel interessantes über den Literaturbetrieb und besonders über die Jahre des Nationalsozialismus in Deutschland zu sagen hat, und zudem noch wunderbar erzählen kann, mit seiner ihm eigenen Stimme, schreibt über sein bewegtes Leben. Doch das größte Wunder ist, dass er und seine Frau überlebt haben. Denn beide sind sie Juden, und zwei der wenigen Überlebenden des Warschauer Gettos.

Meine Meinung:

Die Autobiografie ist in fünf Abschnitte unterteilt. Und diese Abschnitte wiederum in Episoden. Sie alle ergeben ein rundes Bild des Lebens Marcel Reich-Ranickis. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf den Jahren des Nationalsozialismus, wofür ich dankbar bin. Aus der Sicht eines jüdischen Überlebenden zu erfahren, wie es war – die Deportation, das Leben und die Angst im Warschauer Getto, die Selektionen und Auslagerungen (bzw. Verfrachtung in die Gaskammern) der meisten Juden – ist ein wertvolles Geschenk. Marcel Reich-Ranicki sagt, dass er sich gescheut habe, seine Erinnerungen aufzuschreiben, weil er diese furchtbaren Erlebnisse in Gedanken nicht noch einmal erleben wollte. Wie gut und wie wichtig, dass er sich überwunden hat. So können wir, die wir den Krieg nicht miterlebt haben, aus erster Hand erfahren, wie es damals war.

Sehr erfreulich, dass er dabei ganz und gar nicht emotional wird. Er erzählt zwar sehr beherzt, aber er schildert mit einer sachlichen Distanz, die er sicher selbst nicht fühlt. Die Szenen entfalten ihre Wirkung von ganz allein, berühren und machen fassungslos, auch wenn man theoretisch längst weiß, was damals geschehen ist. Ein paar geschilderte Erlebnisse werde ich sicher nicht vergessen, so ergreifend waren sie, trotz seiner an diesen Stellen zurückgenommenen Erzählweise.

Auch von seiner Frau Teofila (Tosia genannt) erfahren wir vieles. Wie er sie kennengelernt hat, wie sie geheiratet haben (beides unvorstellbar!), wie sie ein Leben lang zueinander standen, trotz vieler Schwierigkeiten und Verletzungen. Auch die Nachkriegsjahre blieben spannend für Marcel Reich-Ranicki. Seine berufliche Laufbahn zu verfolgen, hat mich fasziniert. Denn die Chancen standen für jemanden wie ihn nicht gerade gut. Was er über den Literaturbetrieb, über seine Begegnungen mit Schriftstellern und über seine Liebe zur Literatur zu erzählen hat, liest sich ausgesprochen spannend. Wer sich für Literatur interessiert, wir hier vielen Größen der deutschen Literatur begegnen. Und der Literaturinteressierte kommt kaum umhin, in Reich-Ranickis Autobiografie auf zahlreiche Bücher und Autoren neugierig gemacht zu werden. Denn wenn Marcel Reich-Ranicki eines beherrscht, dann ist es neugierig machen auf Bücher, aufs Lesen, auf Schriftsteller, die er verehrt. So ist es scheinbar zwangsläufig gewesen, dass er trotz der schlechten Voraussetzungen seinen Weg im Literaturbetrieb geht.

Ich möchte an dieser Stelle auch neugierig machen, und zwar auf dieses Buch. Auch wenn es schon einige Jahre auf dem Markt ist, hoffe ich, dass es nie in Vergessenheit gerät. Denn Marcel Reich-Ranicki hat sehr viel zu erzählen. Interessantes aus seinem Leben, was aber auch vieles beinhaltet, was uns alle angeht. Ich wünsche diesem Buch noch sehr viele Leser! Petra

Anmerkung: Es gibt auch einen :arrow: Auswahlband für die Schule. Dort sind nur die Abschnitte seines Lebens enthalten, die Aufschluss über die Zeit des Nationalsozialismus geben. (Petra)

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Liebe Grüße,
Petra


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