Starr, Jason: Top Job

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Starr, Jason: Top Job

Beitragvon Petra » Do 24. Mär 2011, 10:41

Starr, Jason
Top Job

Bild

Genre: Krimi / Thriller
Seitenzahl: 316
Verlag: Diogenes
Format: TB
Preis: 9,90 €
ISBN: 9783257231656
Bewertung: 9 Punkte
(von 10 möglichen Punkten)

Inhalt:

Bill Moss hat einen Teiljob als Telefonverkäufer. Nur übergangsweise, bis er wieder einen Job in der Werbebranche bekommt, so redet er es sich ein. Als dann eines Tages zwanzig Prozent der Teilzeitkräfte entlassen werden sollen, macht Bill sich keine Illusionen. Auch er muss gehen. Doch es kommt anders als er denkt. Ihm wird eine Vollzeitstelle im Management angeboten. Jedoch fangen seine Probleme damit erst richtig an…

Meine Meinung:

Bill Moss gerät in eine unaufhaltsame Spirale nach unten. Vom gutbezahlten Job in der Werbebranche zum Telefonverkäufer. Der ihm angebotene Job im Management scheint nun endlich den Aufstieg zu bedeuten. Doch Bill verstrickt sich in kleine Lügen. Nicht nur am Arbeitsplatz. Auch sein Privatleben gerät immer mehr aus den Fugen.

Das ist ganz und gar Jason Starrs Gebiet! Ein stinknormaler Mensch gerät in einen Strudel aus Ereignissen und Lügen, die ihn immer tiefer ziehen und zu Handlungen veranlassen, zu denen er sich unter normalen Bedingungen nie verleiten lassen würde. Schritt für Schritt begeben sich seine Figuren ins Verderben. Wie fein die Linie zwischen Normalität und Wahn ist, weiß Jason Starr ganz selbstverständlich darzustellen. Beinahe zwangsläufig scheint sich eine missliche Handlung an die nächste zu reihen. Beinahe ist der Leser geneigt Starrs Figuren Glauben zu schenken, wenn sie sich selbst einreden, dass ihnen nichts anderes übrig bleibt. Es ist ein Gefühl, als stehe man daneben und schaut zu, wie sich Starrs Protagonisten zugrunde richten. Das ist wahnwitzig, das ist spannend und das ist gut in Szene gesetzt.

Einige Situationen, in die Bill Moss gerät, ließen mir gar den Atem stocken. Man ist eigentlich gar nicht auf seiner Seite. Er handelt nicht recht und zeigt sich auch nicht als guter Mensch. Und doch fürchtet man mit ihm um die Entdeckung seiner Lügen und Taten, in die er sich unaufhaltsam verstrickt. Der Leser hetzt mit ihm durch die Geschehnisse und hofft darauf, davon zu kommen.

Ganz nebenbei bildet der Autor in diesem Buch unsere heutige Arbeitswelt ab, in der Mobbing, Diskriminierung, Wettkampf, Erfolgsdruck auf der Tagesordnung stehen. Was es für das Selbstwertgefühl bedeutet, eine angemessene Arbeit zu haben, die gerecht honoriert wird, verdeutlicht diese Story. Aber auch dass die Arbeitswelt ein Tummelplatz für Machtgehabe ist, in dem Überlegenheit demonstriert und Demütigung erzeugt wird. Fast wundert es einen nicht, wenn jemand diesem Druck nicht standhält und die Nerven verliert.

Aber dieses Verständnis kann man natürlich nur im Buch aufbringen. Was jedoch einwandfrei für die Qualitäten des Autors spricht. Ein Großteil spielt sich in „Top Job“ auf der psychologischen Schiene ab. Doch Jason Starr scheut sich auch nicht Gewalt anzuwenden. An diesen Stellen beschönigt er nichts, es geht hart zu. Aber auch diese (wenigen) Sequenzen sorgen für atemlose Spannung. Man ist paralysiert, kann den Blick nicht abwenden. Starr zieht seine Figur in einen unaufhaltsamen Sog; mit dem Leser verfährt er kaum freundlicher.

Gern wird Jason Starr mit Patricia Highsmith verglichen. Wie bei Highsmith werden auch in Starrs Romanen ganz normale Menschen zu Verbrechern, ja, zu Mördern. Dieser scheinbar unaufhaltsame Strudel, in den die Figuren geraten, ist charakteristisch für die Bücher beider Autoren. Somit ist an dem Vergleich durchaus was dran. Wenn Patricia Highsmith auch unerreicht ist. Sie spielt in einer ganz eigenen Liga. Und doch: Jason Starr gelingt es ebenfalls auf atemberaubende Weise, seine (meist unsympathischen) Figuren ins unvermeidliche Unglück zu stürzen – zum großen Entsetzen und Vergnügen des Lesers. (Petra)

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Liebe Grüße,
Petra


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