Austen, Jane: Emma

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Austen, Jane: Emma

Beitragvon Petra » Do 28. Apr 2011, 15:05

Austen, Jane
Emma

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Genre: Klassiker
Seitenzahl: 463
Verlag: Reclam
Format: TB
Preis: 8,95 €
ISBN: 978-3379200080
Bewertung: 10 Punkte
(von 10 möglichen Punkten)

Inhalt:

Seit ihre Gouvernante Mrs. Taylor sich verheiratet hat, lebt die verwöhnte Emma Woodhouse mit ihrem Vater allein auf dem Familiensitz. Sie sind angesehen in Highbury, und so kann Emma manchen Einfluss nehmen. Ihr Betätigungsfeld ist der Heiratsmarkt. Seit Mrs. Taylor so eine gute Partie gemacht hat, wie Emma meint nicht ohne ihr Zutun, möchte sie weitere Ehen stiften. Umso mehr, da sie für sich selbst keinen Ehemann sucht. Sie ist vermögend und klug, zudem schön – es gibt für sie keinen Anlass nach einem passenden Ehemann Ausschau zu halten. Für andere jedoch sehr wohl. In ihrer selbstbewussten, und oft selbstüberschätzenden Art schmiedet sie für ihre Mitmenschen Heiratspläne. Doch sie verursacht damit vor allem Verwirrung und Liebeskummer. Bis sie schließlich einsehen muss, wie sehr sie sich in allem geirrt hat…

Meine Meinung:

Ein großartiger Roman. Witzig, spritzig, und wieder einmal nicht frei von einer feinen Gesellschaftskritik. Mit ihrer ironischen Art nimmt sich Jane Austen hier das sog. „matchmaking“ vor, das zu ihrer Zeit ein großes Thema war. In Zeiten als es noch von größtem Interesse war (außer für wohlhabende Frauen wie Emma) eine gute Partie zu machen, lag das Ehestiften nahe. Wie falsch es jedoch sein kann, sich in Gefühlsdinge mit dem Verstand einzumischen, bekommt Emma zu spüren.

Man mag denken, dieses Thema ist heute nicht mehr von Interesse. Doch man darf nicht vergessen, dass es noch viele Länder gibt, in denen die Familie darüber entscheidet, wer mit wem verheiratet wird. Darüber hinaus können auch wir für unser Leben lernen, dass Ansehen und Geld nicht immer das wichtigste ist. Das Gefühl sollte in Liebesdingen siegen. Das Gefühl lässt sich nicht beschwichtigen oder besänftigen. Es ist oft stärker und setzt sich meistens gegen alle Vernunft durch. Und das ist auch gut und richtig so.

Und lässt man diese Dinge weg, die diesen Roman auch heute noch Aktualität geben, so bleibt eine wunderbare Liebeskomödie, in der sich am Ende alles so findet, wie es gehört. Denn niemand kann und sollte Schicksal spielen. Die Liebe sucht sich ihren Weg schon von ganz allein.

Jane Austen sagte über ihre Heldin selbst, dass außer ihr niemand Emma mögen wird. Da irrte sie. Emma ist mit all ihren Fehlern eine liebenswerte Person, der man alles nachsieht. Weil sie nichts dafür kann, dass sie verzogen wurde. Und da sie es nur gut meint, und sie überdies gelehrig ist. So ist dieser Roman auch ein Entwicklungsroman. Emma mag hochmütig und manchmal überheblich sein, aber sie ist nicht uneinsichtig. Sie sieht und bereut Fehler, die sie gemacht hat. Und so wird die geläuterte Emma ein besserer Mensch, der die Gefühle anderer respektiert und sich nicht in fremde Angelegenheiten einmischt, sondern sich endlich ihrer eigenen annimmt.

Das übrige Personal des Romans ist, wie man es von Jane Austen gewohnt ist, leicht überzeichnet, was jedoch ein noch klareres Bild der Gesellschaft der damaligen Zeit und ihrer Befindlichkeiten abgibt. Einzig Emma ist facettenreich. Und erstmalig hat eine Heldin die Hauptrolle inne, die mit Fehlern behaftet ist. Sehr erfrischend, und sehr gut gelungen ist diese Emma, die ihren ganz eigenen Platz unter den Jane Austen-Romanen einnimmt.

Mit der Übersetzung von Christian und Ursula Grawe war ich wieder einmal sehr zufrieden. Die Grawe-Übersetzungen werden gern als die besten Austen-Übersetzungen gelobt. Da kann und will ich, trotz fehlenden Vergleichs im Falle von „Emma“, nicht widersprechen. Denn die Grawes verstehen es, der feinen Ironie ihre Feinheit nicht zu nehmen, und die Dialoge zu einem hintersinnigen Hochgenuss zu machen. Ein intelligenter Lesegenuss, ein ums andere Mal. (Petra)

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Liebe Grüße,
Petra


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