Ernestam, Maria: Der geheime Brief

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Ernestam, Maria: Der geheime Brief

Beitragvon Binchen » Di 24. Mai 2011, 12:45

Maria Ernestam
Der geheime Brief
-BTB- 9.Mai 2011
ca. 380 Seiten

Meine Wertung ***+ von *****
Inhalt
Inga ist erfolgreich als Fotografin, immer auf der Suche nach Perfektion.
Ihre Galeristin ist der Ansicht, dass ihre Fotos zu perfekt seien um noch Leben zu beinhalten. Mit dieser Kritik im Kopf ist Inga auf dem Weg zurück nach Hause. Sie sucht Zuspruch von ihrem Gefährten, ihrem Mann. Die beiden lieben sich, haben sich ihr zukünftiges Leben ausgemalt – bis, ja bis, die Nachricht eintrifft, dass der Mann nicht mehr lebt.

Inga ist am Boden zerstört, der Unfall ihres Mannes beendet auch ihr Leben, wie sie es gekannt hat, sie versucht jedoch zu überleben. Letztendlich landet sie im Sommerhaus der Familie auf Marstrand. Dort trifft sie auf ihre eigene Vergangenheit und die ihrer Familie. Kann die Beschäftigung mit den alten Kisten der vorherigen Familiengenerationen dabei helfen einen neuen Platz im Leben zu finden?

Meine Meinung
Ein neuer Ernestam, der wird es schwer bei mir haben, weil die Röte der Jungfrau ein so einschlagendes Leseerlebnis für mich war, die Folgeromane jedoch schwächelten.

Wie hat sich diese Geschichte bewährt? Wieder einmal zaubert Ernestam für mich mit Bildern, ihre Sprache ist anschaulich, sanft und doch stark. Ich mag ihre Art Landschaften und Gefühle zu beschreiben. Das ist ihr auch in diesem Roman gelungen.

Beschrieben wird die Geschichte aus zwei Sichten, einmal aus der Sicht von Rakel, der Großmutter, ein Bericht aus ihrer Sicht als sie schon krank ist im Jahre 1959, quasi ihre Lebensbeichte, und aus der Sicht von Inga, die sich dem Familiengeheimnis nähert und damit nicht mehr ständig nur an das denken muss, was sie verloren hat.

Dies gelingt mal besser und mal schlechter, vor allem wird es glaubhaft geschildert. Vor dem Hintergrund der Entbehrungen des 1. Weltkriegs, wird die Geschichte von Rakel und Lea geschildert, wobei der gefundene Brief mit einem 'GELIEBTE …' beginnt. Die Schilderungen, wie die Zeit um 1916 rund um den Skagerak zu erleben war, haben mich berührt, die verknoteten Schicksale haben mich zudem früh zu Vermutungen hingerissen, die auch nicht alle falsch waren.

Die Trauerarbeit von Inga fand ich glaubhaft und einfühlsam beschrieben, wie oben erwähnt, sind es die treffenden Bilder von Ernestam, die dem Roman damit dann einen nicht gar zu trostlosen Anstrich verleihen, den man bei Themen wie 'Tod eines geliebten Menschen' , 1. Weltkrieg, Hunger und Dienstboten vermuten könnte.

Briefe, die nach dem Tode von jemandem ein Geheimnis enthüllen lösen bei mir einen Suchtreflex aus, damit hatte das Buch einen guten Start bei mir und hat auch mit 7 von 10 Punkten eine Bewertung in den höheren Regionen erreicht, allerdings kein 'Überragend' wie damals ihr Überraschungserfolg.

Ich habe 'Der geheime Brief' gerne gelesen, kann aber nicht verleugnen, dass ich mir spektakulärere Wendungen erhofft hatte.

Rezi von Doris von 'Röte der Jungfrau'
Meine Rezi zu Caiphirinha mit dem Tod
Meine Rezi zu Mord unter Freunden
Winke Binchen
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Kein Lesen ist der Mühe wert, wenn es nicht unterhält.” William Somerset Maugham (1874-1965)
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