Stewart O'Nan: Abschied von Chautauqua

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Stewart O'Nan: Abschied von Chautauqua

Beitragvon Petra » Mo 13. Jun 2011, 14:34

O’Nan, Stewart
Abschied von Chautauqua

Bild

Genre: Zeitgenössische Literatur
Seitenzahl: 700
Verlag: Rowohlt
Format: TB
Preis: 9,95 €
ISBN: 9783499234910
Bewertung: 10 Punkte
(von 10 möglichen Punkten)

Inhalt:

Emily Maxwells Mann ist gestorben. Nun soll das Sommerhaus am Lake Chautauqua im Staat New York verkauft werden. Ein letztes Mal trifft die ganze Familie dort zusammen - eine alte Tradition. Eine Woche Ruhe will man, aber die Harmonie ist brüchig, mit Emilys Tochter Meg, der Alkoholikerin, deren Bruder Ken, der beruflich vor dem Absturz steht, seinem schwierigen Sohn Sam und seiner Tochter Ella, die sich unversehens in ihre Kusine verliebt. Nicht zu vergessen: Rufus, der Hund, der seine ganz eigenen Sorgen hat ...

Meine Meinung:

Stewart O’Nan zeichnet das Leben nach. So unspektakulär wie die meisten Tage des Lebens sind. Aber in einer Präzision, dass man glaubt, die Tage im Sommerhaus mitzuerleben, anwesend zu sein, wie die Figuren des Romans. Man wird berührt von ihren Gedanken, ihrem Verhalten, ihren Sorgen. Erlebt die Tage, die Sonne, das Wasser des Lake Chautauqua, den Sommerregen, die kleinen Ausflüge, die Zeiten mit allen zusammen auf der Veranda, oder drinnen, wo alle gemeinsam am Tisch sitzen oder fernsieht, oder aber jeder seinen eigenen Dingen und Gedanken nachhängt.

Aber auch eine Woche des Abschied nehmens, der Erinnerung, erwartet alle in Chautauqua. Das geliebte Haus ist bald nicht mehr im Besitz der Familie. Alte Zeiten unwiederbringlich verloren. So ist es, das Leben. Ständig ändern sich die Dinge, werden durch andere ersetzt. Vertrautes weicht. Und solch einem Prozess unterliegt gerade die Familie Maxwell. Eine gewisse Angst vor dem, was vor ihnen liegt, begleitet sie auch leise durch die Woche.

O’Nan wechselt in den Kapiteln zwischen den Figuren. Jede kommt zu Wort. Und in jede Figur versetzt er sich derart intensiv hinein, dass sie an Authentizität kaum mehr zu übertreffen sind. Bis hin zu dem Hund, dem auch ein kurzes Kapitel gewidmet ist. Man sollte denken, das kann nur albern wirken. Stewart O’Nan belehrt uns eines besseren.

Wer eine leise letzte Woche mit der Familie Maxwell im Sommerhaus am Lake Chautauqua verbringen will, teilhaben möchte, an ihren kleinen Alltagssorgen, ihren familiären Verwicklungen, ihren Gedanken, den nimmt Stewart O’Nan dorthin mit, an diesen Ort der Erinnerung und der Sehnsucht.

Eine unnachahmlich dichte Atmosphäre und Authentizität zeichnet diesen Roman aus. Man macht die Erinnerungen der Familie zu den eigenen, und nimmt am Ende ebenfalls schweren Herzens Abschied. Von dem Sommerhaus, dem verstorbenen Henry, an den so vieles in dem Haus erinnert, und von den endlos scheinenden Tagen der Vergangenheit, die nunmehr nur noch eine Erinnerung sind. (Petra)

Hinweis: Ein erfreulicher Lichtblick: Jahre nachdem O’Nan dieses Buch geschrieben hat, hat er sich einer der Figuren aus diesem Roman erneut angenommen. Anfang 2012 erscheint „Emily, allein“. Ich freue mich sehr auf dieses Wiedersehen, und hoffe zu erfahren, was aus den einzelnen Figuren geworden ist, welche Richtung ihr Leben genommen hat.

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Liebe Grüße,
Petra


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