Friedrich, Sabine: Familiensilber

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Friedrich, Sabine: Familiensilber

Beitragvon Binchen » Mo 31. Mär 2008, 17:15

Friedrich, Sabine
Familiensilber

Inhalt:


Barbara bereitet die Feier zu ihrer Silberhochzeit vor. Sie hätte natürlich auch das Angebot annehmen können im Restaurant zu feiern, doch die Scheune und ihr eigenes Ambiente sind ihr lieber.

Die ganze Verwandtschaft wird kommen und die alten Themen werden sich auch diesmal nicht vermeiden lassen. Wie war es damals vor der Flucht in Danzig? Für die Erwachsenen sind es Erinnerungen für die Kinder spannende alte Geschichten. Dabei tritt das aktuelle Leben der Familienmitglieder in den Hintergrund.

Aus der Sicht der einzelnen Festteilnehmer - vom Enkelkind bis zur Oma, erfahren wir von den alltäglichen Gedanken und nehmen auch an den Erinnerungen teil.

Meine Meinung:

Barbara fühlt sich überfordert und missverstanden. Zwar wollte sie die Silberhochzeitsfeier selbst ausrichten, doch derzeit überkommen sie Zweifel, ob sie überhaupt eine Feier im Familienkreis möchte – Am Gedanken über das traute Heim kommen ihr Zweifel.

Sicherlich mit Recht, wenn man die anderen Familienmitglieder ebenfalls berücksichtigt. Es werden uns Einblicke in das Leben der zentralen Figuren gewährt und die sind aufschlussreich. Innen und Außensicht unterscheiden sich da gravierend.

Ich fühlte mich gerade vom Anfang her, an Mrs. Dalloway erinnert. Dort ist es ein Tag, den wir erleben können – hier ein Wochenende. Die melancholische Stimmung beschlich mich und verließ mich nur als ich auf Amöbe traf, meiner Lieblingsfigur im Roman.

Viele Familien, mit denen ich zu tun habe/hatte, haben sicher ähnliche gelebte Leben und Existenzen, es ist ein Spiegel, der hier vorgehalten wird. Besonders einige Nebenfiguren wurden interessant angerissen und deren Bühnenpart war auch besonders liebevoll ausgestattet.

Nach ca. 2/3 wurde mir klar, dass es nicht zu einem echten Ende kommen wird. Es werden Lebensperspektiven und Einstellungen und Stimmungsaufnahmen geschildert, die einem Familien-Fotoalbum gleichen, dessen Bilder nicht bis zum Ende eingeklebt werden. Es ist ein Lebensabschnittsdoku mit Rückblicken, der die Zukunftsdefinition fehlt. Lediglich Andeutungen für den Fortgang sind eingearbeitet.

Alle Zweige bleiben unbeendet, für mich ist solch ein Ende unbefriedigend, ich brauche klarere Aussagen, aber mir ist bewusst, dass es vielen Menschen gibt, die sagen werden, so ist es doch, das Leben. Und dem kann ich zustimmen. Für mich blieb es wegen dieser fehlenden Enden unbefriedigend, obwohl ich diversen Zweigen gerne gefolgt bin.

Diese Menschen kann man überall treffen, hier lernt man, dass hinter diversen Fassaden missverstandene Geschöpfe stecken. (Binchen, Juni 2007)

Bewertung: ***

( * schlecht / ** ganz gut / *** gut / **** spitze)

Infos: HC und aktuell auch TB erhältlich (DTV), ca. 570 Seiten.
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Binchen
 
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