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Hamsun, Knut: Hunger

BeitragVerfasst: So 3. Jul 2011, 14:47
von Didonia
Klappentext
"Mit ,Hunger' gelang Knut Hamsun 1890 der literarische Durchbruch. Nie wurde menschliches Leid so schonungslos und genau geschildert wie in diesem weltberühmten Roman über einen zerlumpten, halbverhungerten Künstler."

Dieses Buch erschien zwar schon 1890, ist aber bis heute absolut aktuell geblieben. Überall auf der Welt gibt es Menschen, die hungern müssen. Selbst in so reichen Ländern wie Deutschland. Da brauchen wir gar nicht so weit weg schauen.

Im Sommer 1888 war Knut Hamsun per Schiff auf der Rückfahrt von seinem zweiten Amerikaaufenthalt nach Kopenhagen. In Kristiania wurde ein Zwischenstopp eingelegt. Diese Stadt ist ihm noch sehr gut in unangenehmer Erinnerung, durchlebte er hier doch 1886 arbeitslos eine schwere Hungerzeit. Er verließ das Schiff nicht und in der Nacht schrieb er die ersten denkwürdigen Zeilen:

"Es war in jener Zeit, als ich in Kristiania umherging und hungerte, in dieser seltsamen Stadt, die keiner verlässt, ehe er von ihr gezeichnet worden ist."

Als er in Kopenhagen angekommen war, schrieb er in einer gemieteten Dachkammer weiter. Wieder unter Hunger.

Edvard Brandes, Feuilletonredakteur der Zeitung "Politiken", war von dem noch unfertigen Manuskripot tief ergriffen. Er überredete Carl Behrens, es in der dänischen Zeitschrift „Neue Erde“ im November in Bruchstücken anonym zu veröffentlichen. Und es erregte sofort Aufsehen. Zwar lüftete die "Dagblad" bald das Geheimnis des Autoren, aber das fertige Werk wurde 1890 immer noch anonym herausgegeben. Im selben Jahr schon veröffentlichte Samuel Fischer es in deutscher Übersetzung.

"Hunger" ging mir ganz schön unter die Haut. Die Geschichte wird in der Ich-Form erzählt. Und ich erlebe hautnah mit, wie sich der arme Redakteur durchs Leben schleicht. Ein Zimmer zur Miete, das er sich nicht mehr leisten kann, die erste Nacht, die er in einem Wald geschlafen hat, wie er hungrig durch die Stadt streift. Und was ihm dabei alles so durch den Kopf geht, ist unbeschreiblich. Und oftmals für mich unverständlich.
Als Leser leide ich mit diesem Menschen. Dabei kenne ich diese Person, die da erzählt gar nicht. Er bleibt namenlos. Ich weiß nicht, ob er Familie hat. Ist er verheiratet, hat er Kinder, Geschwister, Eltern? Nichts von dem habe ich erfahren. Nur dass er vergeblich versucht, seine Schreibereien an den Mann zu bringen und weitere neue Sachen zu schreiben, um damit Geld zu verdienen. Um sich etwas zum Essen kaufen zu können, um ein Dach über dem Kopf zu haben.
Er versucht aber nicht, sich anderweitig Arbeit zu verschaffen. Wartet nur darauf, dass ihm die Geschichte gelingt. Ganz am Ende lässt mich dieser namenlose Journalist irgendwie nachdenklich, verwirrt und ratlos zurück.