Cha, Aly - Schnee im April

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Cha, Aly - Schnee im April

Beitragvon Doris » Mi 27. Jul 2011, 08:15

Gebundene Ausgabe: 432 Seiten
Verlag: Kein & Aber; Auflage: 1 (1. Juli 2011)
ISBN: 978-3036956022
Preis: € 22,90


Kurzbeschreibung
Dem Sog dieses Romans kann man sich nicht entziehen: In lakonischem Stil, aber mit großer emotionaler Wucht zeichnet Aly Cha das Leben von vier Frauen nach, die alle tapfer versuchen, dem Schicksal, das für sie vorbestimmt scheint, zu entkommen. Die sechsjährige Yuki wird von ihrer Mutter eines Nachts in Osaka abgeliefert, bei ihrer Großmutter, die sie nie zuvor gesehen hat. Miho verspricht, zur Kirschblütenzeit zurück zu sein und ihre Tochter Yuki dann mit nach Amerika zu nehmen. Als jedoch im Garten die blassrosa Blüten zu fallen beginnen, wird Asako klar, dass sie ihre Enkelin von nun an für immer bei sich hat. Schon vorher ahnte sie, dass Miho nie wieder einen Fuß in ihr Haus setzen würde. Dabei wollte Asako immer nur das Beste für ihre Tochter und wollte ganz anders sein als ihre eigene Mutter. Und doch kann sie nicht verhindern, dass sich das Schicksal erbarmunglos wiederholt.

:arrow: Schnee im April


Mein Eindruck:
Als Asako in einer stürmischen Winternacht von ihrer Tochter quasi auf der Türschwelle ihre Enkeltochter in Empfang nimmt, ist diese völlig überrumpelt.
Vor vielen Jahren hat die Tochter das gemeinsame Heim im Streit verlassen und zu tief ist die Kluft zwischen den beiden Frauen als dass sie auch nur einen Schritt in das Haus setzen würde.
Nun soll sie sich um Yuki, ihre 6jährige Enkeltochter kümmern bis ihre Tochter (nach eigenen Worten) im Frühling zurückkommt um das Kind wieder abzuholen.
Die Gründe hierfür bleiben zunächst offen, werden aber durch Rückblenden in die Anfänge der Familiengeschichte immer deutlicher:

Michiko, Tochter eines armen Fischers und einer Taucherin, kommt in den 1880er Jahren auf einer kleinen Insel zur Welt. Das Leben dort ist hart, die Einwohner leben allesamt vom Fischfang und richten ihr Tun und Handeln nach alten Überlieferungen und Sagen aus. Die Beziehung zum Vater ist so eng und intensiv dass die Mutter eifersüchtig auf das Leben ihrer ältesten Tochter blickt. Als ihr Ehemann eines Tages nicht vom Fischfang zurückkommt, verkauft sie Michiko an eine reiche Pensionswirtin in Kioto. Eine Entscheidung die sie bald bitter bereuen wird.
Das Leben in der Pesnion wird für Michiko zur Hölle. Von der Inhaberin geschlagen und gedemütigt verliebt sie sich nach einigen Jahren in einen Gast.

Kenzaburo, Sohn eines alten und stolzen Kriegerclans, ist mit dem Einverständnis des Vaters nach Kioto gekommen um seinem juristischen Studium nachzugehen. Lieber hätte er allerdings, seinen Neigungen entsprechend, einen spirituellen Weg eingeschlagen um Mönch zu werden. Aber es ist nicht die Zeit in der sich ein Sohn den Wünschen des Vaters widersetzt....

...und nun begegnen sich diese beiden Menschen und eine schmerzliche Familiengeschichte nimmt ihren Lauf.....

Fazit:
Ich habe das Buch vor wenigen Tagen ausgelesen und musste es erst einmal verdauen. Die ganze Dramatik zeigt sich mir jetzt und wirft viele Fragen auf.
Ist es tatsächlich so, dass wir die "Fehler" unserer Mütter und Großmütter übernehmen? Dauert es solange an bis eine das Schweigen bricht? Verfallen Frauen aus einer Familie über Generationen immer wieder in gleiche Verhaltensmuster und Schicksale?

Solange bis eine nicht mehr sagt: "Alles geht vorbei. So oder so!"

Eine Geschichte die mich tief berührt hat!
"Das richtige ist das intensive Buch. Das Buch, dessen Autor dem Leser sofort ein Lasso um den Hals wirft, ihn zerrt und nicht mehr los läßt - bis zum Ende nicht, lies oder stirb! Dann liest man lieber." Kurt Tucholsky
Doris
 
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Registriert: Fr 10. Okt 2008, 14:38

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