Adiga, Aravind - Letzter Mann im Turm

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Adiga, Aravind - Letzter Mann im Turm

Beitragvon Doris » Di 18. Okt 2011, 11:46

Gebundene Ausgabe: 515 Seiten
Verlag: Beck; Auflage: 1 (26. August 2011)
ISBN: 978-3406621567
Preis: € 19,95


Kurzbeschreibung
Eine Geschichte um Geld und Macht, Luxus und Entbehrung, ein breites Gemälde der Menschen in Bombay und nicht zuletzt das Porträt einer brodelnden Stadt - "Der letzte Mann im Turm" wirft einen tiefen Blick in die Herzen und Köpfe der Bewohner einer Mega-City - einfache Menschen, die an einem Ort ohne Grenzen bis an ihre Grenzen getrieben werden.
Wen man in Bombay auch nach der "Vishram Society" fragen würde - Turm A der "Vishram Cooperative Wohnungsbaugesellschaft" -, jeder würde sagen, dass diese Wohnanlage in der Nähe des Flughafens und am Rande von Slums dennoch eine gute Adresse ist. Aber nicht nur Bombay hat sich in den letzten fünfzig Jahren verändert - und heißt jetzt Mumbai -, auch der Immobilienmarkt - überall in Mumbai wird abgerissen, Neues gebaut und viel frisches Geld ist in Umlauf. Als der Immobilientycoon Dharmen Shah den Bewohnern von Vishram Society das Angebot macht, sie rauszukaufen, damit er einen Luxusapartment-Komplex errichten kann, ist sein Angebot mehr als großzügig. Aber nicht jeder ist bereit, auszuziehen und dafür viel Geld mitzunehmen, das Angebot gilt jedoch nur, wenn alle zustimmen! Die Anspannung steigt unter den Bewohnern, und einer, der pensionierte Lehrer Masterji, einst am meisten respektiert, ist nun das Hindernis für diesen Deal. Shah ist ein gefährlicher Gegner, aber auch alte Freunde können zu Feinden werden ...

Über den Autor
Aravind Adiga, geb. 1974 in Madras, wuchs zeitweise in Sydney, Australien, auf, studierte Englische Literatur an der Columbia University und am Magdalen College in Oxford. Er arbeitete als Korrespondent für die Zeitschrift Time und für die Financial Times. Er lebt in Mumbai, Indien.Ilija Trojanow, geb. 1965 in Bulgarien, aufgewachsen in Kenia, studierte und arbeitete viele Jahre in Deutschland. Seit 1998 lebt er in Bombay. Trojanow ist Autor, Herausgeber und Verleger. Er beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit afrikanischer Geschichte, Kultur und Literatur. Der Autor erhielt zahlreiche Preise: 1995 den Bertelsmann-Literaturpreis beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb in Klagenfurt, ein Aufenthaltsstipendium im Künstlerhaus Schloß Wiepersdorf sowie ein Arbeitsstipendium des Deutschen Literaturfonds e.V., 1996 den Marburger Literaturpreis, 1997 den Viktor-von-Scheffel-Preis und Thomas-Valentin-Preis der Stadt Lippstadt und 2000 den Adelbert-von-Chamisso-Preis. 2009 wurde ihm der Preis der Literaturhäuser verliehen und 2010 wurde er als 'poetischer Chronist der großen Exil- und Migrationsphänomene der Moderne' mit dem Würth-Preis geehrt.

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Meine Meinung

Vishram Society ist ein Gebäudekomplex der 1959 gebaut wurde um "anständige Behausungen für anständige Inder" zu schaffen.

Nun viele Jahre später sind die Gebäude marode, nie wurde ausreichend in Reparaturen investiert. Da kommt zu einem Zeitpunkt an dem wieder einmal von der Genossenschaft über Instandhaltungsmaßnahmen und die damit verbundenen Kosten diskutiert wird, ein mehr als großzügiges Angebot eines Bauunternehmers.
Er bietet den Bewohners einen Preis für die Wohnungen der 250 % über dem üblichen Marktwert liegt...
Warum?

In einem Stadtteil Mumbais auf dem pro Einwohner sechs Ratten kommen, aufstrebende Finanzzentren direkt neben den schlimmsten Slums der Welt liegen, sieht er die Zukunft der Stadt. Eine Stadt die sich scheinbar nicht weiter entwickelt, sondern immer nur Neues aufschnappt.

Shah, der Bauunternehmer, will dieses Projekt verwirklichen, zumal sein direkter Konkurent die Frechheit besitzt und direkt vor seiner Nase mit einem spektakulären Bau beginnt.

Das Angebot wird unterbreitet. Bedingung: Alle Parteien müssen unterschreiben! Alle!
Für die meisten der Bewohner ist es die Chance ein neues Leben anzufangen, zum einen weil sie bei dem überaus großzügigen Angebot in der Lage sind sich etwas Neues zu kaufen, zum anderen weil man ein gutes finanzielles Polster für die Zukunft hätte.

Aber warum soll Masterji, pensionierter Lehrer und seit einem Jahr Witwer, ausziehen? Warum soll er eine Wohnung verlassen in der er den größten Teil seines Lebens verbracht hat?

Andere Bewohnter die sich zunächst auch sträuben, werden schließlich überzeugt! Es hat nicht lange gedauert bis der Makler auf deren Schwachstellen gestoßen ist. Geld, viel Geld, macht schwach - der Mensch ist korrupt.
Aber noch haben nicht alle unterschrieben, die Frist läuft ab, die Drohungen nehmen zu und werden immer deutlicher. Dass man sich schlußendlich seitens des Bauunternehmers solcher Maßnahmen bedient ist nicht verwunderlich. Sowohl Polizisten als auch Politker stehen auf deren Gehaltslisten....

Fazit:
Moderne und Tradition prallen aufeinander.
Für die Gesetze der freien Marktwirtschaft ist man genauso empfänglich wie für den Rat eines tamilischen Astrolgen der den Baubeginn bestimmt.
Aravind Adiga hat einen großartigen Roman über die Gier des Menschen, seine Unersättlichkeit geschrieben.
Mit viel Ironie blickt er auf die Millionenstadt Mumbai und seine Bewohner, wobei nicht jeder gut dabei weg kommt.
Ein kurzweiliges Lesevergnügen (die Zeit fliegt geradezu dahin) das ich uneingeschränkt empfehlen kann und das mir noch besser gefallen hat als "Der weiße Tiger"

Volle Punktzahl
"Das richtige ist das intensive Buch. Das Buch, dessen Autor dem Leser sofort ein Lasso um den Hals wirft, ihn zerrt und nicht mehr los läßt - bis zum Ende nicht, lies oder stirb! Dann liest man lieber." Kurt Tucholsky
Doris
 
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