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Schacht, Andrea: Kreuzblume

BeitragVerfasst: Di 16. Sep 2008, 07:12
von Binchen
Inhalt:
Nur als Trossbub scheint es sicher, dass Antonia die Kriegszeiten überleben kann, während die Mutter als Marketenderin unterwegs ist. Toni, so wird Antonia während der Zeit genannt, wächst auch entsprechend rau und undamenhaft in Gesellschaft ihrer Brüder auf. Allerdings hat sie vielseitige Interessen, die ihr noch so manches Erlebnis bescheren sollen. Sie mag Bücher, interessiert sich für Politik, Architektur und Technik und rettet so manchem Mann und Krieger das Leben, obwohl sie ein weibliches Wesen ist.

Erst als sie in Köln sesshaft wird, beginnt das Leben nach brutaler physischer Rohheit auch mit hinterlistigen Intrigen aufzuwarten, allerdings auch mit Familie und Freundschaft. Neue Feinde und Freunde treten in ihr Leben – aber sie wird im Leben zu Recht kommen, das ist von Anfang an klar.

Ob die Gesellschaft ihre Art zu schätzen weiß? Die gute Gesellschaft schon, die die sich dafür hält, muss sich vor ihren Streichen in Acht nehmen.

Meine Meinung:

Hosenrollen für Frauen – spätestens seit Iny Lorentz ein gerne gelesenes Thema bei den Historischen Romanen – nun schon wieder ein Roman mit dem Thema? Diese Überlegung hinderte mich lange zu dem letzen historischen menschlichen Schacht – Roman zu greifen, der noch ungelesen bei mir stand. Doch was wäre mir entgangen?

Hier gibt es keine Seiten voller Fragen nach der Aufrechterhaltung des Inkognitos – den Schwierigkeiten eines Mädchens als Mann durchzukommen. Wie erfrischend – genauso wie die Einstellung von Antonia zum Leben und den Gegebenheiten. Keine falsche Scham, Probleme und Figuren der napoleonischen Zeit sind trefflich untergebracht.

Gepaart mit einer Zuneigung zu Architektur, Köln, Büchern und dem Dombau in Köln ist Frau Schacht ein wirklich spannender Roman gelungen. Besonders gefreut habe ich mich darüber, wie sie andere Zeitgenossen aus anderen Romanen unaufdringlich in diesem hier unterbringt. Diesmal war es Valerian Raabe aus dem Lilienring, der nahtlos als Bekannter ins Konzept passte. Auch Göttertrank-Reminiszenzen oder eine alte Tante, die Almut vom Spiegel als Ahnin vorweisen kann, sind nahtlos eingepasst.

Ich habe mich von diesem Roman glänzend unterhalten lassen und bin gerne mit Antonia in Köln und sogar im Krieg unterwegs gewesen.

Bewertung: **** von ****

Bemerkung: Jedes Kapitel wird mit einem Gedichtfragment von Dichtern der Zeit eingeleitet, das den Inhalt widerspiegelt – eine schöne Idee, die den Inhalt abrunden.