Nürnberg, Christian: Mutige Menschen

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Nürnberg, Christian: Mutige Menschen

Beitragvon Jogl Bauer » So 28. Sep 2008, 21:41

Christian Nürnberger MUTIGE MENSCHEN

256 Seiten, 14.90 € (D), gebundenGabriel Verlag
ISBN: 978-3-522-30158-9
Bewertung: ****

Die Lebensgeschichten von sieben Frauen und fünf Männern dienen Christian Nürnberger, um sich dem Phänomen Mut anzunähern. ei den meisten handelt es sich um ZeitgenossInnen.
Manche davon zählen zur Prominenz in der Geschichte der Menschenrechte. Wer Nelson Mandela ist, wissen wahrscheinlich die meisten zu beantworten, und vielen fällt wohl auch in groben Zügen die Nacherzählung seines Lebens ein. Alice Schwarzer wird wahrscheinlich nach wie vor polarisieren, aber in deutschsprachigen Regionen auch einem großen Teil der Menschen bekannt sein. Bei Ayaan Hirsi Ali nehme ich an, dass es vielen ähnlich wie mir ergeht: auch durch nachgrübeln ist mir nicht eingefallen, um wen es sich hierbei handelt. Spannend ihr Weg, der sie aus ihrem Geburtsland Somalia in die Niederlande führt, wo sie für die rechtsliberale Partei VVD einen Abgeordnetensitz im Parlament einnimmt.
„Nicht immer zahlt sich Mut aus. Nicht immer setzten sich Mutige durch. ..... Viel größer dürfte die Gruppe derer sein, die .....verloren haben. Und weil sie verloren haben ..... ehe sie die Chance gehabt hatten ..... berühmt zu werden, ..... können wir nur vermuten, dass es wahrscheinlich viele sind.“ Das Buch handelt nicht nur von SiegerInnen und Siegen. Die zitierten Sätze finden sich am Beginn des Kapitels über Anna Politkowskaja, jener russischen Journalistin, die ihren Einsatz schlussendlich mit dem Leben bezahlte. Zwischen den Zeilen klingen die Geschichten der vielen an, die ihren Kampf vergeblich aufgenommen haben.

Christian Nürnberger schreibt in einer unkomplizierten und einfach zu verstehenden Sprache. Texten angemessen, von denen man in erster Linie wünscht, dass der angebotene Inhalt verstanden wird. „Mutige Menschen“ erinnert an bekannte Persönlichkeiten, regt dazu an, sich von deren Lebensweg für die eigene Zivilcourage inspirieren zu lassen. Und es macht, in gleicher Weise inspirierend, mit weithin unbekannten ProtagonistInnen der Geschichte des Mutes bekannt.
Das Buch ist geeignet, es am Stück zu lesen, man kann es aber auch gut über längere Zeit in Leseportionen aufteilen, um die einzelnen Geschichten in sich wirken und nachklingen zu lassen. Wahrscheinlich eignet es sich auch gut zum Verschenken, weil durch die große Verschiedenheit der beschriebenen Lebensgeschichten unterschiedliche Geschmäcker angesprochen werden.
Zwei Dinge aus „Mutige Menschen“ habe ich in meine kopfeigene Einfach zum Nachdenken Schatulle gelegt, um sie in nächster Zeit bei mir zu haben, zu bedenken, und mich vielleicht von ihnen reifer machen zu lassen. Im Kapitel über den Anwalt Peter Benenson, dem Gründer von amnesty international wird Voltaire zitiert: „Ich teile keine deiner Auffassungen, aber ich werde alles in meinen Kräften stehende tun, damit du sie vertreten kannst.“ Das zweite ist eine Ironie der Geschichte, auf die bei Bertha von Suttner hingewiesen wird: einige ihrer Reisen zu Friedenskongressen und Hotelaufenthalte während internationalen Kriegsgegnerkonferenzen zahlt der Dynamiterfinder Alfred Nobel mit dem Geld, das er bei den Generälen des Militärs verdient hat. Weil er ein Freund Bertha von Suttners war.
Jogl Bauer
 
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