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Barclay, Linwood: Dem Tode nah

BeitragVerfasst: Mo 6. Okt 2008, 21:18
von Jogl Bauer
Inhalt: Teenager wird unnerkannt aber hautnah Zeuge des Mordes an seiner Nachbarfamilie, gerät später selbst unter Verdacht und in Lebensgefahr.


Adams Family grausam ermordet!

Falsche und richtige Schlüsse begleiteten mich durch dieses Buch. Gründlich falsch lag ich nach der Lesprobe mit meiner Annahme, beim Lesen etwas über Kanada lernen zu können. Scheinbar hatte mich der Wohnort des Autors Linwood Barclay, in der Nähe von Toronto, auf diese falsche Fährte gebracht.
Gleich im ersten Kapitel lernte ich aber, dass die Geschichte in Promise Falls im Norden New Yorks spielt. Die überbordende Spießigkeit verschiedener, auf den nächsten 500 Seiten beschriebener Charaktere, lässt mich denken: wenn dann doch einmal eine Reise nach Amerika führt, dann bitte lieber woanders hin.
Die im Prolog verwendete schnoddrige Jugendsprache des Teenagers Derek wird für den Rest des Buches von der glatt gestrickten Erzählsprache seines Vaters Jim Cutter und von sehr viel direkter Rede abgelöst. Die würde zwischendurch durchaus ab und zu einen Schuss Schnoddrigkeit als Würze vertragen. Gut die Hälfte des Buches verleitete mich diese einfache Sprache, immer wieder einmal ein paar Zeilen zu überspringen, zumal dadurch der Verständnisfaden für die Handlung nicht abriss.
Interessanter Weise begann ich genau ab dem Zeitpunkt Wort für Wort zu lesen, ab dem der Böse deutlich sichtbar, aber mit dem Tarnmantel des Hilfreichen bekleidet, ins Bild tritt. Und paradoxer Weise wurde die Handlung für mich nach und nach spannender, je deutlicher wurde, dass ich mit meiner Identifizierung des reichlich brutalen und kaltblütigen Mörders recht hatte.
Viel Spaß hat mir ein Satz gemacht, den ich nach der Lektüre in der im Vorsatz abgedruckten Buchbeschreibung gefunden habe: „. dass der Killer es wahrscheinlich gar nicht auf die Adams Familie abgesehen hatte...“ Nein, liebe Leute es handelt sich keinesfalls um die allseits bekannte Adams Family, (Wer wollte die auch morden?!) sondern viel mehr um die Familie des Adam Langley. So viel sei verraten, weitere Informationen möge sich der gewillte Leser und die thrillergierige Leserin jedoch selbst erschmökern, denn andernfalls wär’s ja schade um den schönen Thrill.

Fazit: Nichts für sprachvirtuose Momente, aber durchaus für ein paar spannende Stunden.