Brink, Andre: Die andere Seite der Stille

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Brink, Andre: Die andere Seite der Stille

Beitragvon Doris » Sa 11. Okt 2008, 20:02

Hanna, die Hauptperson des neuen Romans von Andre Brink, wächst in Bremen in einem Waisenhaus auf.
Geschändet an Körper und Geist verlässt sie mit vielen anderen jungen Frauen ihre Heimat um nach Deutsch-Südwest-Afrika zu reisen in der Hoffnung auf ein besseres und würdevolleres Leben.
Aber auch hier erfährt sie nur Folter und Ablehnung.
Nach einer alptraumhaften Zugfahrt von der Küste ins Landesinnere landet sie schliesslich in einem Heim, mitten in der Wüste, für Frauen die keiner haben will, die verstoßen sind.
Dort wendet sich ihr Schicksal und sie macht sich auf den Weg um an all denen Rache zu nehmen die ihren Körper und ihre Seele verstümmelt haben

Es ist historisch belegt, dass zwischen den Jahren 1900 und 1914 von Hamburg Hunderte von Frauen und Mädchen in die entlegene afrikanische Kolonie verschifft wurden, um die Bedürfnisse von Männern zu befriedigen die verzweifelt nach einer Ehe suchten.
Um ausgewählt zu werden, musste man jung, gesund und im gebärfähigen Alter sein(wahrscheinlich war keine der Frauen älter als dreißig) um der Kolonie auch von Nutzen zu sein.

Zitat aus dem Buch:

"Diesseits der Muschel ist nur Stille. Wenn man sie in Armeslänge von sich hält, wird man nie erraten können, was in ihr verborgen ist, ein Meer, eine ganze Welt von Klang, vergangener und gegenwärtiger und -wer weiß- vielleicht auch zukünftiger. Und wenn man ganz genau hinhört und sie ganz dicht ans Ohr hält, dann kann man all das hören. Nicht nur von der anderen Seite der Welt, sondern von der anderen Seite von allem, der anderen Seite der Stille."

Andre Brink erzählt in einer sehr kraftvollen, machmal poetischen und dann wieder erschreckend rauen Sprache.
Aber er erhebt nie den Zeigefinger.

http://www.amazon.de/s?ie=UTF8&keywords ... bucherf-21
"Das richtige ist das intensive Buch. Das Buch, dessen Autor dem Leser sofort ein Lasso um den Hals wirft, ihn zerrt und nicht mehr los läßt - bis zum Ende nicht, lies oder stirb! Dann liest man lieber." Kurt Tucholsky
Doris
 
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