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Diana Rosie - Albertos verlorener Geburtstag

BeitragVerfasst: Sa 20. Feb 2016, 00:32
von Sodom
Alberto offenbart seinem Enkel, dass er nicht weiß, wann er Geburtstag hat. Eigentlich weiß Alberto nichts mehr aus seiner frühen Kindheit, denn er hat als Kind im spanischen Bürgerkrieg sein Gedächtnis verloren. Sein Enkel überzeugt Alberto, auf die Suche nach seinem Geburtstag zu gehen. So ziehen Großvater und Enkel los zu den Orten der Vergangenheit.

Der Plot lässt eine Road-Trip-Story vermuten und tatsächlich geht es auch um die Reise an verschiedene Orte der Vergangenheit. Im Vordergrund steht allerdings in erster Linie Albertos Geschichte. Rosie bedient sich dabei erzählerisch dem Trick, dass die Gegenwarts-Story und die Vergangenheits-Story zeitlich gegenläufig erzählt werden. Während die Gegenwarts-Story vorwärts erzählt wird, läuft die Vergangenheits-Story rückwärts. Das heißt, dass die Geschichte von Albertos Kindheit mit jedem Mal ein Stück weiter zurück in die Vergangenheit führt. Dadurch werden dem Leser die Zusammenhänge der Geschichte Stück für Stück nahegeführt. Interessant ist darüber hinaus, dass Rosie die Erzählzeiten ebenfalls entgegenläufig nutzt. Während die Gegenwart in der Erzählzeit Imperfekt geschrieben ist, wird die Vergangenheit im Präsens erzählt. Dies lässt die Geschichte den kleinen Alberto für den Leser noch wirklicher erscheinen und fesselt den Leser zusätzlich. Dies wird noch dadurch verstärkt, dass die Vergangenheit aus der Ich-Perspektive einer Person in Albertos Vergangenheit erzählt wird. Zu Beginn des Buches nutzt Rosie zudem eine interessante Verknüpfung, indem sie im Gegenwartsteil bestimmte Verhaltensweisen Albertos darstellt und im Vergangenheitsteil erklärt, wie es dazu gekommen ist. Diese Verlinkungen unterlässt Rosie aber relativ schnell wieder, was die Vermutung zulässt, dass es sich um eine Idee der Autorin handelte, die sie leider über das gesamte Buch nicht durchhalten konnte.

Historischer Hintergrund des Plots ist der Spanische Bürgerkrieg. Eine Thematik, die für deutsche Leser eine eher wenig behandelte Materie darstellt und daher nicht abgegriffen wirkt. Tatsächlich wird dem Leser auch die Situation zu Zeiten des Bürgerkriegs in Spanien dargelegt. Letztlich bleibt es aber dabei, dass es sich lediglich um eine Rahmenhandlung handelt. Der Schwerpunkt liegt darin nicht, was auch der Tatsache geschuldet sein mag, dass nur die Hälfte des Buches in dieser Zeit spielt.

Fazit: Als Fazit lässt sich festhalten, dass Rosie durchaus ein packendes Buch geschrieben hat, das vielleicht mehr durch die Darstellung der Charaktere als durch die eigentliche Handlung brilliert. Aber auch der Plot wird in interessanter Weise erzählt und lässt einen Abfall des Spannungsbogens nicht erkennen. Alles in allem handelt es sich meiner Meinung nach um ein „spitzen“ Buch, das absolut empfehlenswert ist.