Bambaren, Sergio: Die Bucht am Ende der Welt

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Bambaren, Sergio: Die Bucht am Ende der Welt

Beitragvon Jogl Bauer » Mi 29. Okt 2008, 23:00

1. Meinung:

Das Buch für das Ende des Regals

Ein Mann fliegt auf die karibische Insel Tobago. Sein Wunsch ist, dort seiner Passion, dem Surfen, nachzugehen. Das Wetter scheint ihm anderes vorzuschlagen, in dem es das wunderschöne Meer in den Tagen seiner Anwesenheit lediglich sanft kräuselt. Es ergibt sich, dass er sich dem Tauchen hingibt, bislang eher ein Angstsport für ihn. Ein guter Lehrer, ein sanftes Meer, friedliche Haie und schließlich der Unterwasserflug mit dem Manta, verwandeln die Angst in Begeisterung. Die Natur und die Fische sprechen zu ihm. Wenn auch auf andere Orte dieser vielerorts schönen Erde übertragen, kann ich solches Geschehen durchaus nachempfinden.
Von ein paar zwischenmenschlichen Plaudereien, zum Beispiel mit dem Fahrer des Flughafentaxis, die mich ziemlich banal anmuten, wird als die Begegnung mit tiefer Weisheit erzählt.
Sergio Bambaren erlebt für ihn unbeschreibliches und versucht es in der „Bucht am Ende der Welt“ zu beschreiben. Vielleicht ist gerade das das Problem des Buches: der Versuch unbeschreibliches zu beschreiben macht es noch nicht beschreibbar. Vielleicht ist es aber auch die Übersetzung, die sich zwischen die mögliche Intention des ursprünglichen Textes und meine Leseohren stellt. Die jedenfalls finde es unerquicklich, z. B. innerhalb weniger Zeilen viermal das Wort Leben vernehmen zu müssen. (S. 117) Ein schönes und kräftiges Wort an und für sich, dass hier durch die Art seines Gebrauches von mal zu mal schwächer wird.
„Die Bucht am Ende der Welt“ berührt meine Seele lediglich in sehr weit äußeren Schichten. Sie lässt mich mit zwei Fragen zurück. Zum einen, ob die Verwendung einer Sprache, die mit wenigen Worten auskommt, einen vielleicht gehaltvollen Inhalt seines Substrates berauben kann. Und zum anderen diese: „Was ist es, FreundInnen, das Euch an Sergio Bambarens Büchern begeistert?“ Die letzte Frage, also die Ehrfurcht vor Menschen, deren Meinung ich schätze, ist es, die meine Wurfhand zurückhält, die in gleicher Weise zuckt, wie Denis Schecks berüchtigte ab in den Kübel Hand. (Jogl Bauer)

2. Meinung:

Ich habe noch nie ein Buch von Sergio Bambaren gelesen und muss zugeben, das ich dieses Gerne eigentlich auch gar nicht lese. Aber "Am Bucht am Ende der Welt" hat mir gut gefallen und konnte mich überzeugen.
Ein paar Worte zum Inhalt: Sergio Bambaren fliegt nach Tobago um seinem Hobby, dem Wellenreiten, nachzugehen. Doch dann ist es windstill und an wellenreiten ist nicht zu denken, also begibt er sich auf Erkundungstour und entdeckt noch viele, andere schöne Seiten der Insel.
Was sich am Anfang wie ein simpler Reisebericht anhört, hat viel mehr zu bieten. Man lernt im Buch die Kultur, Lebenseinstellung, Essgewohnheiten und den Glauben der Inselbewohner kennen.
Von den Menschen auf Tobago kann man noch viel lernen, sie leben ruhig, lächeln immer, sind immer freundlich und respektvoll. Die Menschen nehmen sich noch Zeit und konzentrieren sich auf die Dinge, die wirklich wichtig sind. Ihre Einstellung ist einfach vorbildhaft, so denken die Einwohner zum Beispiel: "Angst ist nicht angeboren, Angst ist erlernt. Andere bringen uns bei Angst zu haben" (S. 30) oder "Zeit ist eine Erfindung des Menschen. Leben ist eine Erfindung des Universums" (S.20). Die Sprache des Buches ist idyllisch und malerisch, man kann sich die Erfahrungen und Abenteuer des Autors gut vorstellen und taucht selbst in die tolle Atmosphäre des Buches ein. Man bekommt selbst Lust gleich nach Tobago zu fliegen und selbst einen tollen Urlaub zu verbringen. Etwas zuviel Gewicht bekommen vielleicht die zahlreichen Tauchgänge, aber auch dort überträgt sich die Ruhe auf den Leser und er kann sich entspannen. Etwas unglaubwürdig ist vielleicht auch das Gespräch mit dem Manta beim letzten Tauchgang, aber das mag man dem Autor gerne verzeihen. Schöne Illustrationen runden das Bild einer traumhaften Insel ab. Alles in allem ist das Buch wirklich viel mehr als ein normaler Reisebericht. Das Buch zeigt einem, das man auch mal altbekannte Dinge oder Wünsche hinter sich lassen muss, um die wahre Schönheit und den wahren Reiz einer Sache zu erkennen. Man sollte sich nie nur auf eine Sache versteifen, sondern für alles offen sein. Ich werde mich jetzt nach weiteren Büchern von Bambaren umsehen, denn er hat mich mit seinem Buch von dem Gerne überzeugt. (keksigirl)

3. Meinung:

Menschen lächeln überall auf der Welt in derselben Sprache! aktualisiert
Und vielleicht sollten wir alle - auch hier im Forum - etwas mehr miteinander lächeln? !!! Sergio Bambaren nimmt uns mit in eine glückliche, zufriedene und ruhige Welt. Dort kann man den Alltag vergessen, träumen, neue Menschen kennenlernen und das Leben genießen - und das tut Bambaren auf Tobago mit großer Intensität.
Die Menschen dort sind freundlich und philosophieren mit ihm auf einer Ebene und er fühlt sich geborgen. Sie zeigen ihm Wege auf, den Sinn des Lebens besser zu verstehen und auch das kleine Glück zu genießen - sie bringen ihm die Natur näher und eröffnen ihm ungeahnte Welten. Wer kann schon mit einem Rochen tauchen und dem so nahe sein, dass man sich von ihm umarmt fühlt und Zwiegespräche mit diesem führt? Da muß man schon an einem Punkt der vollkommenen Zufriedenheit und inneren Ruhe angekommen sein, um so intensiv erleben zu können.
Die Menschen werden lebendig charakterisiert - die Landschaft ausschweifend beschrieben und Bambaren offenbart uns seine Gefühle. Er erzählt euphorisch von seinen Tauchgängen und man möchte mit ihm mit dieses Glück erleben und man kann gut nachvollziehen, dass er das Leben dem Tod bei Weitem vorzieht.
Die Bilder von der Landschaft und den Tieren unterstützen den positiven Eindruck von Tobago noch. Es ist ein wirklich wunderschönes, zum Nachdenken anregendes Buch. Sind wir nicht alle viel zu sehr in Hektik und vergessen den Sinn des Lebens? Vergessen wir nicht alle manchmal, dass man Freundschaften pflegen und sich um sie kümmern muss? Wollen wir alle nicht manchmal einfach loslassen und einfach nur zufrieden und glücklich sein und uns geborgen fühlen? Ein Buch für kalte Winterabende, bei Kerzenschein am Kamin, ein Glas Wein und eintauchen - im wahrsten Sinne des Wortes - in Welten jenseits der Vorstellungskraft. Für mich sehr empfehlenswert. (Tista)

3. Meinung:

Sprechende Mantas und Fische, die aussehen wie ein VW-Käfer

Keine Sorge es handelt sich bei "Die Bucht am Ende der Welt" von Sergio Bambaren nicht um eine Autozeitschrift. Vielmehr ist es ein Buch, das von seinen außergewöhnlichen Beschreibungen lebt. Wieso also nicht Fische mit Autos vergleichen, wenn es der Beschreibung der eigenen Gefühle dienlich ist?

Sergio Bambaren beschreibt hier seine Reise nach Tobago. Es handelt sich aber nicht um einen gewöhnlichen Reisebericht - nein, es ist eine Reise in ein neues, noch unbekanntes Land und zugleich eine Reise zu sich selbst.
Auf Tobago, das kein Ort ist, um traurig zu sein, trifft er auf die verschiedensten interessanten Menschen. Schon seine Taxifahrt ist alles andere als gewöhnlich. Denn wie die meisten Menschen dort vermittelt auch der Taxifahrer eine außergewöhnliche Lebensfreude und positive, ja weise Sicht auf das Leben. Die unvoreingenommene Offentheit der Bewohner gegenüber Fremden bzw. Menschen im Allgemeinen ist beispielhaft und zeugt von einer tiefen inneren Zufriedenheit mit sich selbst. So ist es kein Wunder, dass sie Sergio schnell davon überzeugen können, dass es kein Verlust ist nicht surfen gehen zu können, wie er es ursprünglich geplant hatte. Tatsächlich eröffnen sich ihm doch so ganz neue, ungeplante Wege. Schon hat Sergio die Möglichkeit durch den Tauchlehrer André eine neue Seite des Meeres für sich zu entdecken. Diese Entdeckung ist einfach unglaublich und die Beschreibungen Sergio Bambarens zu den einzelnen Tauchgängen lassen einen den Atem anhalten, ob der unfassbaren Schönheit. Die bildhaften Darstellungen von Natur und Tieren, Nachttauchgängen und auch seinen damit verbundenen Gefühlen zeigen wiedereinmal, dass Sergio Bambaren eine meisterhafte Beobachtungsgabe hat.

Aber ein wenig zwiespältig waren meine Gefühle während des Lesens auch. "Die Buch am Ende der Welt" ist nicht mein erstes Buch von diesem Autor und dementsprechend hohe Erwartungen hatte ich auch daran. Diese wurden leider nicht ganz erfüllt, denn Bambarens Bücher tragen immer auch eine gewisse Weisheit und Lebenserfahrung in sich. Bei diesem Buch kam es mir aber so vor, als wiederhole sich der Autor des öfteren, weshalb ich als Leser mich doch dem Gefühl hingeben musste, dass er zu sehr versucht mich von seinen Ansichten zu überzeugen, sie mir nahezu aufzudrängen. Dabei sagt er im gleichen Zug, dass man Weisheit nur durch selbst Erleben erfahren kann. Dann erscheint es mir doch etwas widersprüchlich, dass er so sehr auf seine Meinung und Sichtweise und auch auf derern Richtigkeit verweist.

Trotzdem kann man dem Buch seine ganz gewisse Sinnlichkeit nicht absprechen. Die Leidenschaft des Autors für das Meer und seine unbändige Lebensfreude und -bejahung reißen den Leser mit. Habe ich selbst doch nun große Lust einmal tauchen zu gehen, obwohl ich einen ziemlichen Respekt davor habe. Aber wie Sergio Bambaren schon richtig sagt, kann man nie etwas Neues erfahren, wenn man nicht seine Ängste überwindet. Denn häufig entwickelt sich gerade daraus ein tiefes Gefühl der Zufriedenheit mit sich selbst.

Die tollen Farbfotos und das schöne feste Papier des Buches, sowie die Unterwasseransicht auf dem Buchvover unterstützen hervorragend den Fluss der Geschichte. Das Buch ist in seiner Gesamtheit stimmig und lässt einen gedanklich in großer Freude auf den nächsten Urlaub (vielleicht ja auf Tobago?) zurück. Denn wie Tobago kein Ort ist, um traurig zu sein, so ist dies ganz sicher kein Buch, um traurig zu sein. (Daniliesing)

4. Meinung:

Nach einer anstrengenden Lesereise will Sergio Bambaren sich erholen und das kann er am besten dort, wo er Wellenreiten kann. Er informiert sich über die orte, an denen dies möglich ist und entschließt sich dafür, nach Tobago zu reisen.
Dort angekommen stellt er allerdings fest, dass aus dem Wellenreiten nichts wird; es herrscht absolute Flaute. Und diese Windstille hält an.
Einige Tage später spricht ihn morgens eine Kellnerin darauf an, dass er so bedrückt aussehe. Tobago sei schließlich kein Ort zum Traurigsein. Er sagt ihr, dass er herkam zum Wellenreiten, doch es gibt einfach keine Wellen. Ein paar Tage werde er aber wohl noch bleiben und hoffen, dass die Dünung doch noch kommt. Die Kellnerin schlägt ihm vor, tauchen zu gehen.
Nach ein bisschen Überlegen beschließt er, dem Rat zu folgen und macht sich auf zur nächsten Tauchmöglichkeit. So lernt er Andre, den Leiter einer Tauchstation kennen, der ihn mitnimmt in die faszinierende Unterwasserwelt.
Sergio ist geradezu überwältigt von dem, was er dabei zu sehen bekommt. Er entdeckt Rochen und Muränen, unzählige Arten an Fischen und die farbenprächtige Landschaft am Grund des Meeres. Und Andre verspricht ihm, dass er bald eine ganz besondere Überraschung erleben wird ...

Sergio Bambaren schreibt in einer sehr klaren, einfachen Sprache. Das stört aber nicht weiter, denn dieser an Reiseberichte erinnernde einfache Stil passt perfekt zu der Geschichte. Gerade diese stilistische Einfachheit ist es, die seine Erlebnisse so hervorhebt. Er braucht keine großen Worte und umständlichen Formulierungen, um Bilder in den Kopf des Lesers zu zaubern.
Man hat beim Lesen das Gefühl, als höre man ihm zu. Unterstützt wird das noch durch einige schöne Fotografien der Insel und ihrer Unterwasserwelt, die farbig im Buch abgedruckt sind. Ein kleines bisschen übertrieben wirken lediglich manche philosophische Einsprengsel, die etwas fehl am Platz erscheinen.
Dennoch ein wirklich schönes, außergewöhnliches Buch, das beim Lesen ein wenig Meeresluft erschnuppern lässt. (Maren)
Jogl Bauer
 
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