Rose Tremain: Und damit fing es an

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Rose Tremain: Und damit fing es an

Beitragvon Didonia » Do 25. Aug 2016, 11:34

Wir schreiben das Jahr 1947 und befinden uns in Matzlingen, Schweiz.
Der kleine Gustav lebt mit seiner Mutter Emilie in einer kleinen Wohnung. Der Vater lebt nicht mehr, Gustav kann sich gar nicht an ihn erinnern. Die Mutter ist verbittert, sie hatte schon bessere Zeiten erlebt. Ja, es kommt so weit, dass sie für Samstagvormittags noch einen Job annehmen muss. Zu dem begleitet Gustav seine Mutter. Sie putzen in der Kirche für die Wochenendgottesdienste.

1948, Gustav besucht die Vorschule, kommt auch Anton in diese Schule. Er traut sich gar nicht richtig ins Schulzimmer, bleibt vorne stehen und fängt unaufhaltsam an zu weinen. Die Lehrerin beauftragt Gustav, mit Anton nach draußen in die Sandkiste zu gehen und eine Burg zu bauen.

Und damit fing es an - wunderbar passt hier der Buchtitel.

Die beiden Jungen freunden sich an. Anton besucht Gustav sogar zu Hause. Doch Emilie will ihn danach nicht mehr in der Wohnung haben. Er ist ein Jude. Gustav kann damit nichts anfangen.

"Ach", sagt Emilie. "Die Juden sind die Leute, wegen denen dein Vater gestorben ist, als er sie retten wollte."


So geht Gustav öfter zu Anton. Er hört ihn Klavierspielen, sie spielen mit der Eisenbahn und gehen mit Antons Mutter auf die Eisbahn.
Solange, bis Gustav wegen schlechter Noten gerade an dem Eisbahntag Nachhilfe bekommen soll. Das zieht sich über Monate hin und Anton findet derzeit jemand anderen, der auf dem Eis mitläuft.

Zu Beginn des Jahres 1950 arbeitet Gustav nun schon drei Monate jeden Sonntag mit Max Hodler. Er vermisst seine Eisenbahn. Sie war das einzige Spielzeug, das er hatte und hat es kaputt gemacht, als er Nachhilfe nehmen musste. Seine Mutter hat sie dann weggeschmissen.
Bis zum Frühjahr dauert die Nachhilfe noch. Und als Max Hodler einmal das Wort Scheiße entschlüpft, hat er in Gustav einen Freund gefunden.
Emilie verliert ihre Arbeit und wird krank. So sehr, dass sie ins Krankenhaus muss. Eine Nachbarin soll sich um Gustav kümmern, doch viel hat er von ihr nicht gesehen. Von ihrem Sohn Ludwig sieht er allerdings mehr, als er will. Holt der doch sein Geschlechtsteil aus der Hose und verlangt von Gustav, dass er ihn anfassen soll.

Von Anton erfährt Gustav, dass sein Klavierlehrer ihn in Bern für den Nationalen Kinderklavierwettbewerb angemeldet hat. Gustav hofft, dass er die Mutter überreden kann, mit ihm dahin zu fahren. Doch die muss erst mal wieder gesund werden. Er fährt zu ihr in die Klinik und sitzt an ihrem Bett. Wieder zu Hause, verbarrikadiert er die Wohnungstür aus Angst, Ludwig könnte versuchen, in die Wohnung zu kommen.

Zu Beginn des Sommers kommt Emilie wieder nach Hause. Sie findet eine neue Arbeit in einer Apotheke und verdient wenigstens so viel, dass sie am Wochenende nicht mehr putzen gehen müssen. - Ja, Gustav darf Anton sogar zu seinem Konzert begleiten.

1952 laden die Zwiebels Gustav zu einem Urlaub nach Davos ein. Den Ort, wo Emilie eine kurze Zeit mit ihrem Mann glücklich war. Bevor Gustav auf der Welt war.

Und gerade, als ich dachte, nun müsste doch mal was passieren, endet der erste Teil des Buches. Ohne Frage, die Geschichte ist toll geschrieben. Rose Tremains Schreibstil trägt mich von Satz zu Satz, Kapitel zu Kapitel, Seite zu Seite. Aber irgend etwas fehlte mir langsam, und als ob sie meine Gedanken erraten hätte, beginnt der zweite Teil des Buches damit, mir Gustavs Mutter näher zu bringen. Das wird dann schon mal interessanter.

Obwohl es ja im Klappentext heißt:

Ein bewegender Roman, der davon erzählt, dass es manchmal fast ein ganzes Leben dauert, bis man das Glück findet - in dem einen Menschen, den man zum Leben braucht."


Ihr dürft also gespannt sein, wenn ihr das Buch denn lest.
Lesende Grüße, Anne

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