Sr. Lea Ackermann / Reiner Engelmann: Solidarität mit Frauen

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Sr. Lea Ackermann / Reiner Engelmann: Solidarität mit Frauen

Beitragvon Didonia » Mi 8. Mär 2017, 10:25

Nein, ich lese nicht nur noch Bücher von Reiner Engelmann. Obwohl sie es allesamt verdient haben, viele interessierte Leser zu finden. Aber dieses passt von der Thematik auf den heutigen Tag.

Am 8. März eines jeden Jahres wiederholt sich der Internationale Frauentag. Zu Zeiten der DDR und der Ostblockstaaten wurde dieser Tag jedes Jahr groß gefeiert. Heute werde ich schief angesehen, wenn ich auf den Tag aufmerksam mache.

1910 schlug Clara Zetkin die Einführung eines internationalen Frauentages vor. Ein Jahr später hat man ihn schon am 19. März in Deutschland, Österreich-Ungarn, Dänemark und in der Schweiz gefeiert. Diesen Tag wählte man, weil der 18. März der Gedenktag für die Gefallenen der Märzrevolution war und auch die Pariser Commune begann im März 1871.

Die Arbeiter- und Soldatenfrauen des armen Stadtviertels Wyborg streikten am 8. März 1917 (entspricht dem russischen Kalender des 23. Februar) und lösten damit die Februarrevolution aus. So wurde der 8. März als internationaler Gedenktag eingeführt.

Je nach Quelle werden noch verschiedene Ereignisse zur Erklärung des Datums genannt. Wer neugierig ist, hier steht noch ein wenig mehr zu diesem Feiertag, der heute immer mehr in Vergessenheit gerät.

Doch nun zum heutigen Buch:

Es wurde herausgegeben von der Organisation SOLWODI e.V.

Weltweit leben immer mehr Frauen in Armut. Bedingt durch traditionelles Rollenverständnis verfügen sie über keine oder nur minimale schulische und/oder berufliche Ausbildung und erwirtschaften ein niedrigeres Einkommen als Männer. Häufig tragen sie aber überwiegend allein die Verantwortung für ihre Familien, weil viele Männer auf der Suche nach einer bezahlten Anstellung die Familie verlassen und in die Städte migrieren.

Ihre einzige Chance, der Verelendung zu entgehen und genug Geld zu verdienen, um ihre Familie zu ernähren, sehen viele Frauen in folgenden Auswegen: der Heirat mit einem „reichen“ Ausländer, einer Arbeit im Ausland oder in der Prostitution.

So geraten sie in die Hände von Menschenhändlern, Schleppern oder kriminellen Heiratsvermittlern. Diese Frauen werden dann oft an Bordellbesitzer verkauft und mit brutaler Gewalt zur Prostitution gezwungen, oder sie geraten in die Abhängigkeit von Ehemännern, die sie körperlich und seelisch ausbeuten.

Die Hilfe von SOLWODI richtet sich an betroffene Frauen in den Bereichen Sextourismus, Heiratshandel und Menschenhandel.


Diese Organisation wurde mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Augsburger Friedenspreis 2014. Gefördert wird sie von unterschiedlichen Ministerien, Firmen, anderen Organisationen und privaten Spendern. Prominente Unterstützer sind unter anderen Alice Schwarzer, Heiner Geißler, Steffi Jones und der Liedermacher Georg Ringsgwandl.

Doris Ahnen schrieb als Ministerin für Bildung, Frauen und Jugend in Rheinland-Pfalz in einem Geleitwort:

Ich empfehle dieses Lesebuch der Aufmerksamkeit von Schülerinnen und Schülern, Lehrerinnen und Lehrern, weil es nicht nur die Schicksale von Menschenhandelsopfern eindringlich beschreibt, sondern auch aufzeigt, mit welcher Kraft Frauen und Kinder mit der entsprechenden Hilfe von Organisationen wie SOLWODI einen Neubeginn zu einem selbstbestimmten und unabhängigen Leben auch im Herkunftsland gestalten können.


Im 1. Artikel, Absatz 1 unseres Grundgesetzes heißt es:

Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.


Für die Abschaffung des Sklavenhandels haben Menschen gekämpft und ihr Leben gelassen. Heute, im angeblich so aufgeklärten Westen, wird moderner Sklavenhandel betrieben, nur, damit Männer ihren sexuellen Neigungen frönen können. Und da wird auch vor Kindern nicht halt gemacht.

Und wir alle wissen darüber Bescheid. Niemand kann sagen, er hätte nichts gewusst. Ganz im Gegenteil, wir scheinen uns daran zu gewöhnen.

Dieses Buch soll uns informieren und uns motivieren, darüber nachzudenken und uns zum Handeln anzuregen. Es darf nicht reichen, zu sagen: „Ach, wie schrecklich!“

Zum Abschluss möchte ich noch einige Zeilen von Petra Kirschstein aufführen:

Überall auf der Welt

Gefesselt…
mit den unsichtbaren Bändern der Verantwortung
für Kinder und Familie.

Gefangen…
im Labyrinth der Pflichten und gesellschaftlichen Normen.

Umzingelt…
von Menschen, die ihre Macht missbrauchen,
nur auf ihren Vorteil bedacht.

Ungehört…
ihr stiller Schrei nach Freiheit.

Ungesehen…
die Spuren der Wut und der Tränen in ihrem Gesicht.

Unbeachtet…
ihr verzweifelter Kampf um Gleichheit und Gerechtigkeit.

Belächelt…
die Versuche, ihren eigenen Weg zu gehen.

Nicht ernst genommen…
die gelebte Solidarität mit Leidensgenossinnen.

Unterschätzt…
die Kraft einer Frau.
Lesende Grüße, Anne

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