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Dunnett, Dorothy: Spiel der Skorpione (Niccoló 3)

BeitragVerfasst: Di 1. Apr 2008, 21:18
von Christine
Dorothy Dunnett
Spiel der Skorpione
Originalausgabe: Race of Scorpions
Erschienen 2007 bei Klett-Cotta
Aus dem Englischen von Britta Mümmler und Mechthild Sandberg-Ciletti
812 Seiten, 21,50 Euro

Inhalt
Band 3 der Niccoló-Reihe beginnt gleich mit einem Paukenschlag. Nicholas muss Königin Charlotte von Zypern helfen, die mit ihrem Gefolge in Italien in einen Hinterhalt geraten ist. Astorres Söldnern gelingt es sowohl die Königin als auch ihre Handelsware zu retten – Zucker, das weiße Gold, dessen einziges europäisches Anbaugebiet damals Zypern ist. Charlotte möchte Nicholas in ihre Dienste aufnehmen, doch dieser lehnt ab.

Er besucht zunächst das Grab seiner Frau Marian und das Handelshaus Charetty in Brügge, das jetzt seinen Stieftöchtern Tilde und Catherine gehört. In Brügge gibt es für Nicholas jedoch nichts mehr zu tun, unentschlossen über seine Zukunft begibt sich Nicholas nach Italien um mit seiner Truppe bei den jährlichen Kämpfen zwischen dem Papst und Neapel teilzunehmen.

Doch hier passiert Unglaubliches: Nicholas wird entführt und nach Zypern gebracht und schon steckt er mitten im Kampf der Halbgeschwister Zacco und Charlotte von Lusignan um den Thron von Zypern. Beide wollen sein strategisches Geschick und seine Söldner auf ihrer Seite haben, beide bieten Land, Ehren und das Recht mit zypriotischen Zucker zu handeln, quasi eine Lizenz zum Gelddrucken. Für welche Seite wird Nicholas sich entscheiden? Und auf welcher Seite steht Charlottes Hofdame und Kurtisane Primaflora, deren Wege sich immer wieder mit denen von Nicholas kreuzen?

Auf Zypern ist aber auch Katelina van Borselen, Nicholas` ehemalige Geliebte und Mutter seines Sohnes. Sie reist in Begleitung von zwei portugiesischen Verwandten ihres Ehemannes Simon von Kilmirren. Während zwischen Nicholas und Katelina die Dinge noch lange nicht geklärt sind, hat auch Simon Interesse am Geschäft mit dem Zucker.

Falls nun jemand befürchtet ich hätte den gesamten Inhalt des Romans schon verraten, so kann ich ihn beruhigen. Das hier ist wirklich nur ein grober Überblick, alle feineren Handlungsstränge, Aktionen, Intrigen und viele Personen können und sollen hier gar nicht erwähnt werden.


Meine Meinung
Im dritten Band der Niccoló-Reihe entwirft Dorothy Dunnett wieder ein farbenprächtiges Panorama der Renaissance. Diesmal entführt sie uns hauptsächlich nach Zypern und Rhodos. Da dies nicht allzu weit entfernt ist von Trapezunt, dem Schauplatz des zweiten Bandes, tauchen bekannte Figuren wie David Komnemos und Uzun Hasan wieder auf, die historische Fortführung gelingt der Autorin in souveräner Manier. Aber eigentlich bedarf das alles keiner Erwähnung, denn das ist man von Dorothy Dunnett gewohnt und erwartet es.

Was „Spiel der Skorpione“ für mich so besonders macht ist die Hauptfigur Nicholas, die für mich immer glaubwürdiger wird. Ist er in Band 1 nur ein gewitzter, mutiger Färberlehrling, der sich seiner Talente zu bedienen weiß, ist er jetzt in der Lage kühl zu kalkulieren, aus seinen Erfahrungen zu schöpfen und Personen und ihre Handlungen einzuschätzen. Die Autorin gewährt uns – endlich – einen Blick in Nicholas` Kopf, wir erfahren wie er „tickt“. Wir erkennen seine Stärken und Schwächen noch besser und wir erfahren seine Grenzen, die besonders deutlich werden im Umgang mit König Zacco. Den entwickelt Dorothy Dunnett zu einem kongenialen Mitspieler und Widerpart. Hier ist nicht nur spannend was die beiden gemeinsam tun, sondern eben auch was sie nicht tun.

Besonders angetan haben es mir die Schauplätze Zypern und Rhodos, zwei außergewöhnliche Inseln im Mittelmeer, die heute noch die Spuren der Vergangenheit tragen. Wer einmal den Palast des Großmeisters der Johanniter und die Rittergasse in Rhodos besucht, sollte nicht nur einen Blick in den Reiseführer sondern auch ins „Spiel der Skorpione“ werfen. Denn nichts macht dieses eindrucksvolle Gebäude lebendiger als eine Gerichtsszene, bei der für Nicholas und seine Truppe um alles geht.

Schade, dass unsere Bewertung nicht mehr als vier Sterne erlaubt.

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Liebe Grüße,
Christine