Martin, Charles: Wohin der Fluss uns trägt

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Martin, Charles: Wohin der Fluss uns trägt

Beitragvon sassenach » Mo 9. Feb 2009, 19:28

1. Meinung:

Der Weg ist das Ziel

Noch nie habe ich ein Buch gelesen, bei dem diese Redewendung so zutreffend war. „Wohin der Fluss uns trägt“ ist schon früh klar und das im doppelten Sinne. Doch was zählt, ist die Reise auf dem im Titel genannten Fluss, die Zeit, die dort gemeinsam verbracht wird.
Gemeinsam, das bedeutet Abbie und ihr Mann Chris. Die Herkunft der beiden hätte unterschiedlicher nicht sein können. Abbie gehört zum Südstaaten-Adel von Charleston und arbeitet erfolgreich als Model. Chris ist bettelarm und lebte mit seiner Mutter in einem Trailerpark am St. Mary´s River. Dank eines Stipendiums studiert er Kunst in Charleston. Abbie arbeitet erfolgreich als Model. Die beiden lernen sich zufällig kennen, verlieben sich ineinander und heiraten gegen den Willen von Abbies Vater.
Nach zehn Jahren Ehe wird bei Abbie Krebs diagnostiziert, der sich trotz jahrelanger Behandlung nicht besiegen lässt. Als die Ärzte ihr höchstens noch zwei Wochen geben, beschließt Abbie, das Krankenhaus zu verlassen. Denn sie möchte die ihr verbleibende Zeit nicht im Krankenhaus oder einem Hospiz verbringen, sondern gemeinsam mit Chris. So fahren die beiden an den St. Mary´s River, um dort mit dem Kanu zur Mündung des Flusses zu fahren.

Das klingt sehr kitschig, vorhersehbar und deprimierend – ist es aber erstaunlicherweise kaum. Sicher weiß der Leser von Anfang an, wie das Buch ausgehen wird. Aber der Weg dorthin ist eher positiv und verläuft anders als erwartet.

Die Geschichte wird aus der Perspektive von Chris erzählt, der sich ein Leben ohne Abbie nicht vorstellen kann. Abbie hingegen hat mit dem Leben fast abgeschlossen und sich mit dem nahenden Tod abgefunden. Obwohl beide wissen, was am Ende der Fahrt steht, versuchen sie den Rest ihres gemeinsames Weges so gut wie möglich zu nutzen, statt in Depressionen zu versinken. So strahlt das Buch trotz des bedrückenden Themas einen gewissen Optimismus aus.

Besonders schön fand ich die Stelle, an der Chris den Fluss offen als Metapher für den Lebensweg nutzt: "Der Fluss war ein magischer Ort. Man konnte sich beeilen (...) soviel man wollte, letztendlich bestimmte der Fluss das Tempo. (...) Das machten Flüsse ganz natürlich. Das Ziel war ihnen völlig gleichgültig, nur der Weg zählte." Deshalb finde ich den deutschen Titel etwas unpassend, denn es geht gerade in diesem Buch um den Weg und nicht das Ziel.

Die Landschaft wird sehr ausführlich beschrieben, teilweise allzu detailliert. Hier wäre manchmal weniger mehr gewesen. Dafür hätte ich mir eine Karte des Flusslaufs gewünscht. Auf der Homepage des Autors habe ich einige Fotos und weiterführende Informationen gefunden.

Die Kapitel spielen abwechselnd in der Gegenwart (d.h. beschreiben hauptsächlich die Reise auf dem Fluss) und in der Vergangenheit (hauptsächlich vom Kennenlernen der beiden bis zur Gegenwart). Auf der einen Seite zeigt so fast die Hälfte des Buches das Leben von Chris und Abbie vor der Krankheit, auf der anderen Seite stören diese häufigen Perspektivwechsel den Lesefluß.

Insgesamt ist das neuste Buch von Chris Martin ein empfehlenswerter Roman, der zum Nachdenken anregt. (sassenach)

2. Meinung:

Eine letzte Reise voller Leben & Liebe

Abbie & Chris sind seit 14 Jahren verheiratet und lieben sich von ganzem Herzen. Doch ein dunkler Schatten schwebt über dem Paar: Abbie hat Krebs.
Die Ärzte geben ihr nur noch wenige Tage z u leben, Abbie's einflussreicher Vater möchte sie in ein Hospiz verlegen lassen. Doch Abbie hat eine Liste mit 10 Wünschen erstellt, den wichtigsten davon will Chris ihr noch erfüllen: Den Fluss St. Mary's runterfahren.
Chris & Abbie fliehen gemeinsam und begeben sich auf eine letzte Reise voller Leben & Liebe...

Betrachtet man das Cover von "Wohin der Fluss und trägt" erwartet man ein liebevolles und warmherziges Buch. Beim Lesen bestätigt sich dann dieser Eindruck.
Charles Martin erzählt auf warme, liebenswerte Weise, eine traurige und erschütternde Geschichte. So berührt er den Leser ganz tief im Innern und schafft es, ein so hartes Thema ohne großen Katzenjammer zu übertragen.
Die Reise der beiden Charaktere wird aus Sicht von Chris geschildert. Chris zeigt seine grenzenlose Liebe zu Abbie, in dem er fest hinter ihr steht und ihr hilft wo immer er nur kann. Abbie dankt es ihm, in dem sie stark ist und Chris immer wieder auffängt.
Charles Martin hat zwei starke Charaktere geschaffen, die sich perfekt ergänzen und sehr glaubwürdig erscheinen.
Damit der Leser soviel wie möglich über das Paar erfährt, erzählt er in Rückblenden aus der Vergangenheit des Paares. So erkennt der Leser warum Chris & Abbie dieser Fluss so am Herzen liegt und wie sich die Beziehung so entwickelt hat, wie sie ist.
Zum Ende hin schafft er einen fließenden Übergang und konzentriert sich ganz auf die
Gegenwart.
Durch die detailgenaue (teilweise vielleicht zu genau) Beschreibung der Natur und der Umgebung des Flusses gelingt es dem Autor die Faszination zu übertragen, die auch Chris & Abbie gebannt hat.

"Wohin der Fluss uns trägt" ist ein Buch voller Leben, voller Liebe und zugleich auch voll mit Traurigkeit, das die Gefühlswelt des Lesers durcheinander würfelt und ihn mit einem lachenden und einem weinenden Auge zurücklässt. (keksigirl)

3. Meinung:

Charles Martin erzählt in seinem Buch „Wohin der Fluss uns trägt“ die Geschichte einer bedingungslosen Liebe.
Einer Liebe, die von viel Freude, aber noch mehr Leid geprägt ist.

Chris ein ehemaliger Flussführer und Kunststudent lernt durch Zufall die Tochter einer der angesehensten und einflussreichsten Familien Charlestons kennen und trotz unüberbrückbar scheinender gesellschaftlicher Gegensätze werden beide ein Paar. Nach zehn Jahren unbeschwerten Glücks schlägt das Schicksal erbarmungslos zu. Bei Abbie wird Krebs diagnostiziert und nach langem harten Kampf und erfolglosen Therapieversuchen steht fest, dass Abbie
es nicht schaffen wird, ihre Krankheit zu besiegen. Es bleibt ihr nur noch wenig Zeit und so stellt sie eine Liste mit Wünschen auf, die sie sich noch erfüllen möchte. Einer dieser 10 Wünsche beinhaltet eine Fahrt den Fluss
St. Mary´s hinab, zu der Chris und Abbie entgegen dem Willen ihres Vaters, unmittelbar aufbrechen.

Während der Fahrt auf dem Fluss setzen sie sich einer Vielzahl von Strapazen und Gefahren aus, die sie an die Grenze ihrer körperlichen Möglichkeiten bringen. Ihr unbändiger Lebensmut, ihre Hoffnungen und Träume lassen Chris und Abbie nicht aufgeben. Und so erleben sie eine Zeit, von der sie jede Sekunde auskosten, intensiv und voller Leidenschaft.

„Wohin der Fluss uns trägt“ ist ein leises Buch, das den Leser bewegt und nachdenklich werden lässt. Die Art und Weise, wie Chris seine todkranke Frau voller Hingabe pflegt, wie er versucht, ihr die Schmerzen erträglicher zu machen und jeden Wunsch von den Lippen abzulesen, wird von dem Autor in einer solch faszinierenden Leidenschaft geschildert, dass der Leser gar nicht anders kann, als seinen Gefühlen freien Lauf zu lassen und auch mal nach dem Taschentuch zu greifen.

Schade eigentlich, dass durch die oftmals zu ausführlichen Reisebeschreibungen die Geschichte dieser einzigartigen Liebe immer wieder abrupt unterbrochen wurde. Dadurch wirkte das Buch besonders in der ersten Hälfte langatmig und zäh. Hier wäre weniger wesentlich mehr gewesen. (villawiebke)
sassenach
 
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