Chessex, Jacques: Der Vampir von Ropraz

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Chessex, Jacques: Der Vampir von Ropraz

Beitragvon Petra » Mo 9. Mär 2009, 15:05

Chessex, Jacques
Der Vampir von Ropraz

Bild

Genre: Erzählung / Wahre Begebenheit
Seitenzahl: 96 Seiten
Verlag: Nagel & Kimche
Preis: 12,90 €
ISBN: 9783312004164
Bewertung: ***/****
(* schlecht / ** ganz gut / *** gut / **** spitze)

Klappentext:

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts treibt im kleinen Dorf Ropraz im waadtländischen Jorat ein bestialischer Leichenschänder sein Unwesen. Die Bevölkerung des ganzen Landstrichs ist in Aufruhr; Angst und Wut brauchen einen Schuldigen. Jacques Chessex hat mit einer so akribischen wie stilistisch geschliffenen Rekonstruktion des historischen Falls einen erstklassigen Schauerroman geschrieben.

Meine Meinung:

Wenn man über ein verschneites abgelegenes Schweizer Dorf Anfang des 20. Jahrhunderts schreiben will, das dicht an dunklen Tannenwäldern oben auf einer Anhöhe gelegen ist, dann wird man das nicht viel besser können als es Jacques Chessex hier tut.

Sowohl die Abgelegenheit des Dorfes, als auch die Wesensart der Menschen in solch einer Einöde sind vortrefflich geschildert. Und man fragt sich mit welchen Worten überhaupt. Denn noch kürzer kann man sich mit Beschreibungen kaum fassen. Und doch entsteht so ein komplexes Bild im Kopf.

Die Beschreibungen der Leichenschändungen sind eklig. Die Vorstellung, dass ein Mensch so etwas wirklich (freiwillig) tut ist allein schon widerlich! Aber auch das sehr auf den Punkt gebracht und mit dem nötigen Grausen geschildert. Denn immerhin beruht das ganze ja auf einem wahren Ereignis und das wird nicht minder eklig gewesen sein.

Was unterdrückte Sexualität verursacht (welch düstere Seiten das hervorrufen kann) und was (sehr schlimme) Kindheitserfahrungen aus einem Menschen machen können, vermittelt Jacques Chessex in dieser kurzen Erzählung ebenso eindringlich, wie auch die Tatsache, wie die Menschen in dieser Abgeschiedenheit auf diese erschreckenden Ereignisse reagiert haben. Lieber an das Unmögliche (einen Vampir) glauben, als akzeptieren, dass ein Mensch so etwas getan hat. Noch dazu einer aus der Dorfgemeinschaft. Oder auch die Vorurteile und die Heftigkeit, mit der man auf solch einen Täter regagiert hat. Wie wenig man die Gründe dafür erfahren und verstehen will (im Gegensatz zum Autor). Lieber flüchtet man sich in den Aberglauben und holt sogar das Kreuz hervor, obwohl es in dem schweizer Bergdorf längst nicht mehr Symbol des Glaubens ist, als sich dem wahren Täter (einem Menschen) und den Gründen dafür zu stellen.

Zum Ende hin nimmt der Autor sich zwei dichterische Freiheiten heraus, die ich sehr interessant finde und die es wert sind, durchdacht zu werden.

Fazit: Ein kleines Buch, in dem kein Wort zu wenig, aber eben auch keines zu viel steht. Bewundernswert, wie es dem Autor gelingt, in so wenigen Worten ein ganzes Dorf, die grausamen und unheimlichen Geschehnisse dort und die Abgründe der Menschheit darzustellen, ohne wirklich ins Detail zu gehen. (Petra)

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Liebe Grüße,
Petra


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