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Storz, Oliver: Die Freibadclique

BeitragVerfasst: Mi 6. Mai 2009, 12:51
von Doris
Klappentext:

Sommer 1944, irgendwo im Schwäbischen: Den Jungs aus der Freibadclique, alle Jahrgang 1929, steht der Sinn nach allem mehr als nach dem nationalen Gedanken. Sie sehnen sich nach Swing und Bigband-Sound, nach Lore im roten Badeanzug und dem Ende des faulen Zaubers Voller Poesie, rauer Jungs-Atmosphäre und ungemein lebendig erinnert sich Oliver Storz an einen denkwürdigen Sommer am Ende des Kriegs.

Über den Autor
Oliver Storz, geboren 1929 in Mannheim, aufgewachsen in Schwäbisch Hall, war Feuilletonredakteur und Theaterkritiker bei der Stuttgarter Zeitung. Ab 1960 bei der Bavaria als Autor, Produzent, Dramaturg, seit 1976 freier Schriftsteller und Regisseur. Seine Filme wurden vielfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Grimme-Preis


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Eigene Meinung:

Ich habe schon viele Bücher über den 2. Weltkrieg gelesen.
Aber dieses hier ist wie kein zweites. Der Autor selbst Jahrgang 1929 erzählt die Geschichte von fünf Freunden die im Jahre 1944 andere Sorgen haben als das was da im Krieg passiert. Nämlich Mädchen und wie man diese erobert. Aber das nahe Ende des Krieges macht auch vor diesen 15jährigen Jungs nicht halt. Angesichts der ernsten Kriegslage kommt dann eines Tages "dieser Wisch vom Gesundheitsamt" ins Haus in dem alle Jungs des Jahrgangs ´29 in knappem "Nötigunsdeutsch" aufgefordert werden sauber gewaschen und in tadelloser HJ-Uniform zwecks Teilnahme einer Röntgenreihenuntersuchung sich auf dem Marktplatz einzufinden.
Alle wurden genommen, auch der kleine Hosenmacher, denn die Kriegsführung war nicht mehr wählerisch, die Vorstellung war noch nicht zu Ende und zum Ende hin kämpften in den Straßen Berlins sogar 12jährige.
Das "Abenteuer" Krieg wird natürlich für alle schicksalsträchtig und selbst als man im Graben sitzt ist man sich der Ernsthaftigkeit noch nicht bewußt und denkt über die Mädels nach. Oder gerade deswegen.
Erzählt werden die Erlebnisse der Jungs während der letzten Kriegsmonate aber auch danach als die Amerikaner kamen, mit ihren Zigaretten und wohlgenährten Körpern. Die die Dörfer besetzt haben und den Einheimischen Zigaretten, Kaffee, Kaugummi und den Schwarzmarkt schmackhaft gemacht haben.
Die aber auch in jedem halbwüchsigem Deutschen der in Besitz einer Waffe war eine blustrünstige Bestie sahen, der auf seine Chance im Untergrund wartete.

An der Stelle möchte ich gerne noch einen Absatz aus dem Buch zitieren, der mich persönlich sehr berührt hat:
"Ein deutscher Junge weint nicht" - zwar hatten wir schon in der HJ gelacht über die Verkünder solcher Kernsätze, verkniffene Turnlehrertypen und braungoldbetuchte Parteiredner mit Schweißgeruch, aber bei all ihrer zackigen Lächerlichkeit: Das Zeigen von Gefühlen haben sie uns doch versaut"

Ein wunderbares Buch über Freundschaft, über die Sinnlosigkeit eines Krieges und was dieser mit den Menschen macht. Geschrieben in einer sinnlich-poetischen Sprache.
Ich werde das Buch sicherlich noch oft empfehlen und verschenken.

Die Freibadclique - Oliver Storz
SchirmerGraf 2008
247 Seiten - € 19,80


Herzlichst, Doris