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Holt, Anne: Der norwegische Gast

BeitragVerfasst: Sa 30. Jan 2010, 19:05
von Binchen
Autor : Holt, Anne
Titel: Der norwegische Gast
Cover: Bild
Kategorie: gekürzte Lesung
Genre: Krimi
SprecherInnen: Ulrike Grote
Regie:
Medium: 5-CDs
Verlag: Hörbuch Hamburg
Preis: 24,95 €
ISBN: 3899036352

Bewertung: *** von max.*****
(_furchtbar / *schlecht/** noch ok / *** richtig gut / **** spitze/***** außergewöhnlich)

Inhalt:
Ein Zug auf dem Weg nach Bergen verfängt sich in einem Schneesturm, so dass er kurz nach dem Bergdorf Finse nicht mehr weiterkommt. Alle Fahrgäste werden evakuiert und in ein Hotel einquartiert.

Auch Hanne Willemsen, gelähmt in einem Rollstuhl, ist unter den Fahrgästen, Ärzte auf dem Weg zu einem Kongress, Reporter, ein verliebter Teeanager, ein vermutlich kurdisches Paar, und zwei Geistliche gehören zu den ca. 200 Fahrgästen.

Ein Zusatzwaggon erregt Aufsehen, wer mag in dem schwer bewachten Wagen untergekommen sein. Die Königsfamilie? Terroristen? Polizisten? Wilde Vermutungen machen die Runde. Als dann einer der Geistlichen ermordet aufgefunden wird, wächst die Panik unter den Zwangsgästen des Hotels.

Hanne Willhelmsen ermittelt trotz ihres Handicaps und erhält Hilfe von anderen Gästen. Kann sie auch in dieser Einöde einen Mörder überführen?

Meine Meinung:

Wer diesen Roman/dieses Hörbuch zur Hand nimmt und zwischendurch einige Romane von Anne Holt übersprungen hat, wie ich, wird verblüfft sein, wie Hanne Wilhelmsen sich entwickelt hat. Einige Details aus anderen Romanen werden hier verraten, also Vorsicht für alle, die sich die Spannung bewahren wollen.

Ulrike Grote liest die spröde Ermittlerin gekonnt, akzentuiert, genauso gut, wie erwartet. Die versierte Sprecherin beweist ihr Engagement die ganze Geschichte über. So ist es ein Vergnügen ihr zu lauschen.

Die Geschichte ist einerseits klassich, wegen der eingeschlossenen Menge, aber an einigen Ecken auch überraschend. Hanne wird als gute Beobachterin geschildert, ihre Art mit den Menschen umzugehen ist allerdings nicht sehr freundlich, und diese fehlende Freundlichkeit macht viele Dialoge aus. Die 'Ich-Perspektive' verstärkt diesen unfreundlichen Aspekt, es ist offensichtlich, dass ihre Lähmung sie verändert hat, auch wenn sie vorher schon nicht zu den Sonnensternchen zählte.

Der Kriminalfall ist spannend, die verschiedensten Verdächtigungen werden stimmig verfolgt und letztendlich auch aufgelöst. Die letzte Auflösung des allerletzten Details wird nur angedeutet, und das ist richtig gut so - die Implikationen sind atemberaubend.

Mir hat der Krimi nur bedingt gefesselt, die inneren Monologe sind zwar ehrlich, aber sie machen Hanne nicht gerade sympathisch. Auch in anderen Geschichten sind bärbeissige Personen zu finden, dabei wird jedoch oft ein sarkastischer oder humorvoller Ton gewählt, der die Situation entschärft und damit doch wieder freundlich wirken lässt, so dass die Figuren zwar als hart, aber mit dem Herzen am rechten Fleck beschrieben werden. Solche Protagonisten sind mir entschieden lieber. Das mag zwar weltfremd sein, aber bei Krimis will ich mich unterhalten.

(C) Binchen, Januar 2010