Zola, Emile: Germinal

Hier können registrierte und mitdiskutierende Mitglieder Hörbuch-Rezensionen schreiben.
Forumsregeln
Hier können registrierte und mitdiskutierende Mitglieder Hörbuch-Rezensionen schreiben. Die Moderatoren behalten sich vor, anderweitige und kommerzielle Einträge ohne Kommentar zu löschen!

Zola, Emile: Germinal

Beitragvon steffi » Mi 7. Mai 2008, 10:07

Germinal von Émile Zola



Kategorie: ungekürzte Lesung
Genre: Klassiker
SprecherInnen: Hans Helmut Dickow
Medium: 8 CDs
Laufzeit: ca. 9:21 Std
Verlag: NDRHöredition / mOcean OTonVerlag
Preis: 29,95 €
ISBN: 3-86735-258-1
Bewertung: ****
(* schlecht / ** ganz gut / *** gut / **** spitze)

Inhalt:

Germinal erschien 1885 und ist der 13. Band des Rougon-Macquart-Zyklus. Émile Zola (1840-1902) beschreibt darin in insg. 20 in sich abgeschlossenen Bänden die Geschichte einer Familie im Zweiten Kaiserreich. In diesem Band, einem der bekanntesten des Zyklus, thematisiert Zola die unbeschreiblichen Verhältnisse in einem französischen Kohlebergwerk und die aufkeimenden sozialistischen Gedanken.

Der arbeitslose und hungernde Pariser Etienne Lantier findet Arbeit in einer Kohlenmine und freundet sich mit der Familie Maheu an, deren Vorfahren schon seit Generationen im Bergbau schuften, jedoch trotzdem täglich ums Überleben kämpfen. Etienne verliebt sich in die Tochter Catherine. Diese allerdings entscheidet sich für den zwar gewalttätigen, aber finanziell bessergestellten Chaval.

Doch bald wird klar, dass die unmenschlichen Bedingungen unter Tage für die Männer, Frauen und Kinder, aber auch die Hoffnungslosigkeit und Armut der Arbeiter und deren furchtbare Lebensbedingungen nicht so weitergehen können. Etienne sympathisiert mit sozialistischen Ideen, liest ensprechende Bücher und lernt den russischen Arbeiter Suwarin kennen. Als sich die Bedingungen der Arbeiter durch ein neues Lohnsystem nochmals verschlechtern, führt er den Streik an. Doch belgische Streikbrecher und schließlich das blutige Eingreifen des Militärs, dazu Hunger und Verzweiflung lassen die Arbeiter ihre Arbeit zu noch schlechteren Bedingungen wieder aufnehmen. Doch Suwarin sabotiert die Anlage und beim ersten Einfahren nach Ende des Streiks kommt es zu einer großen Katastrophe.

Meinung:
Germinal, nach dem gleichnamigen Monat des Revolutionskalenders, bedeutet Keimmonat und tatsächlich schildert Zola das Aufkeimen von gesellschaftlichen Veränderungen. Besonders beeindruckt, dass er sowohl die Arbeiter als auch das Bürgertum von mehreren Seiten beleuchtet. Er idealisiert nicht und kategorisiert seine Figuren auch niemals in gut oder schlecht. Persönliches Schicksal aber auch die soziale Stellung in der Gesellschaft werden deutlich und lassen den Leser bzw. Hörer mitfühlen. Dabei bewertet Zola, ganz im Sinne des Realismus, nichts. Gerade das macht aber die Geschichte so eindrucksvoll, denn die Gefühle, die Bewertung und die Ideen entstehen im Kopf des Lesers.

Hans Helmut Dickow liest mit einer wunderbaren Distanz und einem sehr passenden Rhythmus. Er gibt jeder Figur eine ganz eigenständige Persönlichkeit mit einer sehr nuancenreichen, nie gekünstelt wirkenden Stimme. So bleibt dem Hörer genügend Freiraum, seinen eigenen Zugang zu den Personen zu entwickeln. Und dass ich bei den spannenden Stellen tatsächlich Herzklopfen bekam, liegt sicher auch an diesem ausgezeichneten Sprecher.

Ganz besonders hervorzuheben ist die der NDR Höredition beiliegenden reichhaltige Ausstattung des geschmackvollen Schubers: zusätzliche MP3-CD, ein sehr ausführliches Booklet und ein Einführungstrack. Noch besser kann man diesen hervorragende Roman nicht präsentieren.

(Steffi im Mai 2008)
Gruss von Steffi

:lesen:
Wolfgang Reinhard - Die Unterwerfung der Welt ( Langzeitprojekt)
Benutzeravatar
steffi
 
Beiträge: 5080
Registriert: Mi 2. Apr 2008, 12:56

Zurück zu Rezensionen

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 8 Gäste