Zafón, Carlos Ruis: Das Spiel des Engels

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Zafón, Carlos Ruis: Das Spiel des Engels

Beitragvon Binchen » Mo 10. Nov 2008, 13:12

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Kategorie: gekürzte autorisierte Lesefassung
Genre: Erzählung / Krimi
SprecherInnen: Gerd Wameling
Medium: 9 CDs mit 90 Tracks
Laufzeit: ca 611 Minuten
Verlag: Argon Verlag
Preis: 34,95 Euro
ISBN: 978-3-86610-606-2
Bewertung: ****
(* schlecht / ** ganz gut / *** gut / **** spitze)

Inhalt:
Lesen vergeudet Strom, das ist die einzige Haltung seines Vaters, die David Martín zu seiner Lieblingsbeschäftigung kennt. Also ist er gezwungen seine Lektüre zu verstecken.

Doch es gibt Menschen, die seine Vorliebe für die Literatur unterstützen, zum einen den alten Buchhändler, der in eines Tages aufnimmt, als sein Vater ihn geschlagen hat, zum anderen, viel später, der Redakteur der Zeitung, bei der er arbeitet, der ihn zum Schreiben ermutigt.

Anerkannt ist David jedoch nicht, er veröffentlicht unter Pseudonymen, schreibt Detektivgeschichten, die großen Anklang finden, aber ernsthafte Arbeit gelingt ihm nur ohne Nennung seines Namens. Als sein ureigener Roman verrissen wird, glaubt er sich schon totkrank und nimmt das Angebot eines geheimnisvollen Patrons an, Geld winkt und ein interessantes Projekt, so dass David zwar nicht freudestrahlend, sondern hin – und hergerissen das Angebot annimmt ein weiteres Manuskript ohne Nennung seines Namens zu schreiben.

Doch im Privatleben läuft es wegen seiner beruflichen Anspannung nicht gut. Seine große Liebe heiratet einen anderen, und das Haus in dem er lebt, hat eine geheimnisvolle bedrückende Geschichte, die auch das Leben von David mitbestimmt. Sein Auftrag und sein Leben werden plötzlich von dem geheimnisvollen Patron und der Vergangenheit bösartig und mystisch bestimmt.

Meine Meinung:

Was erwarte ich von einem zweiten Zafón? Neues und Vertrautes, wie bei fast jedem Autor, der mich fasziniert. Und Zafón übererfüllt meine Erwartungen mit diesem Hörbuch.
Die gekürzte autorisierte Lesefassung von ‚Das Spiel des Engels’ beinhaltet mehr Spannung, mehr greifbares, noch kräftigere Bilder, als der ‚Schatten des Windes’.

Die Geschichte zog mich schon mit den ersten paar Sätzen in ihren Bann. Eigentlich zu düster angelegt für meinen Geschmack, versteht es Zafón die Spannung aufzubauen und die Stimmungen angenehm in Schauern den Rücken herunter laufen zu lassen, so dass ich fasziniert weiterlauschen wollte, und atemlos mit David seine Liebe, seine Kämpfe und Ängste erlebt habe, jedoch auch seine Fabulierkunst und die Lügen.

Großen Anteil an dem angenehmen Prickeln, hat die geschulte Stimme von Gerd Wameling, die die Stimmungen in der Stadt, den Nebel, das geheimnisvolle Haus, den Eindruck von dem undurchsichtigen Patron, die beteiligten Frauenfiguren, die Buchhandlung und den Friedhof der vergessenen Bücher, der auch wieder auftaucht, lebendig werden lässt.
Seine Leseart schickt uns mitten in das Barcelona, dass Zafón uns zeigen möchte. Die eingestreuten Straßennamen, die Gebäude, Gaudi, alles ist für Barcelona-Kenner sicher noch aufschlussreicher als für mich, (ich war noch nie dort). Hat mir aber auch schon sehr gefallen.

Genial gemacht ist die Kombination mit dem Filmchen, das zur Promotion eingesetzt wurde. Damit ist der Leser vorbereitet, in welcher Stimmung sich die Stadt in der Zeit befindet und zu der angepassten Stimme von Wameling, gesellen sich die Hintergrundmusik, die Kneipengeräusche, die Bilder von den Straßen. Eine gelungene Kombination – eine gute nützliche Werbung für ein Buch.

Die 90 Tracks – bzw. fast 10 Stunden vergingen wie im Flug. Besonders bewundert habe ich die Art Davids mit seinem Schicksal und den Vorkommnissen fertig zu werden. Er verliert den Galgenhumor nicht – oder findet einen Menschen, der ihn wieder aufbaut. Trotz Düsternis ist die Verzweiflung niemals übermächtig, was für mich und einen Roman sehr wichtig ist. Ich will mich gruseln, aber eben unterhalten werden.

Zafón ist eine gelungene Mischung von vertrautem und neuem gelungen, die mich begeistert hat.

Binchen, November 2008

Bemerkung:

Eine Beziehung zum ‚Schatten des Windes wird am Ende des Buches klar. In den Vorbesprechungen wird sie auch genannt, ich halte sie für einen Spoiler, obwohl auch mich das Gefühl, dass es so sein könnte, während der zweiten Hälfte des Hörgenusses beschlich.

Zaubertinte an:
Am Ende stellt man fest, dass hier auch der Anschluss an den ‚Schatten des Windes ‚ erfolgt, denn es handelt sich hier um die Vorgeschichte dazu.
Zaubertinte aus:
Winke Binchen
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Kein Lesen ist der Mühe wert, wenn es nicht unterhält.” William Somerset Maugham (1874-1965)
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