Hallo Maria,
Maria hat geschrieben:ich sehe, das Buch bewegt dich derzeit zu sehr. Anjas Idee mehrere Tage am Buch dranbleiben finde ich sehr gut. (oder aufs Hörbuch umsteigen)
Ja, diese beiden Möglichkeiten werde ich auf jeden Fall in Erwägung ziehen. Halte sie auch wirklich für gut. Die könnten gangbar für mich sein.
Maria hat geschrieben:du hast in den letzten Monaten viel Leid und Veränderungen erfahren müssen, ich kann verstehen, dass man sich eher vorsichtig einem Lesestoff nähert, der solches beschreibt.
Ja, das tut dann nicht so gut. Und ein Buch mit ein bisschen mehr innerer persönlicher Distanz lesen, ist - denke ich - dann wirklich besser. Es freut mich, dass Du verstehst, wie (zu intensiv) die Themen aus "Das Museum der Unschuld" auf mich wirken.
Maria hat geschrieben:Wenn man etwas Abstand gefunden hat oder besser gesagt, wenn man sich kräftiger fühlt, dann, so habe ich die Erfahrung gemacht, kann es einem helfen, darüber zu lesen wie jemand anderer den Schmerz in Worten fasst. Das kann sehr heilsam sein.
Ja, dann kann es einem helfen zu verarbeiten oder andere Blicke auf das Thema kennenzulernen. Das mache ich z. B. gern mit dem Thema Sucht, aber auch wirklich eben nur, weil ich dazu genügend Abstand sammeln konnte! Das ist hochinteressant für mich. Und Figuren die gegen eine Sucht kämpfen, kann ich gut verstehen, einfach weil mir ganz nahe stehende Menschen in dem gleichen Kampf steckten und ich ihn somit hautnah miterlebte.
Daran, dass ich sowas lesen kann - und sogar gerne - sehe ich, dass ich das Thema genügend verdaut habe. Und für die anderen leidvollen Themen der letzten Zeit wird auch der Zeitpunkt kommen, in dem ich genug Abstand bekommen habe. Und dann wird es vielleicht/wahrscheinlich wirklich umso interessanter, alles durch Lektüre noch mal aufzuarbeiten. Wie gehen andere Menschen mit so etwas um - das ist dann sehr interessant. Und immer wieder bestaune ich die Möglichkeit, die uns die Literatur dazu gibt!
Maria hat geschrieben:Da dich Pamuks Erzählstil fasziniert, wird deine Zeit für seine Romane schon noch kommen.
Richtig, sehe ich auch so!
Bzw. für seine anderen Bücher (mit den Themen Politik, Kultur, Ost-West) wäre der Zeitpunkt wahrscheinlich sogar schon da. Die interessieren mich ja aus persönlichen Gründen seit einiger Zeit besonders, da mein Freund ja Türke ist. Da möchte man natürlich gern mal einen Blick auf diese Themen bekommen. Und ich denke Orhan Pamuk kann das ganz wunderbar ermöglichen. Egal in welches seiner Bücher ich reingelesen habe, ich hätte sofort weiterlesen mögen. Da er einen auf so eigenwillige Art direkt packt... hineinzieht... nicht mehr loslässt.
Maria hat geschrieben:Allerdings würde ich mich jetzt nicht davon abhalten lassen, mal einen anderen türkischen Autor zu versuchen. Denn Pamuk würde ich jetzt nicht einen typischen türkischen Erzähler nennen.
Ich wollte nur nicht parallel zu dem in der Türkei spielenden Roman "Das Museum der Unschuld" einen Roman lesen, der ebenfalls dort angesiedelt ist. Von türkischen Autoren bin ich keineswegs abgeschreckt/abgekommen. Da interessieren mich so einige. Und das ist ja gerade das, was ich so schade finde. Einige meiner Bücher türkischer Autoren im SUB reizen mich sehr! Aber das noch nicht beendete "Das Museum der Unschuld" hält mich von ihnen ab. Da ich ungern zwei Bücher gleichzeitig lese, die sich in irgendeiner Form - auch wenn es nur der Handlungsort ist - ähneln.
Dass Pamuk vielleicht nicht der typischste türkische Erzähler ist, würde ich auch vermuten. Aber wie gesagt, das wäre eh nicht der Grund, warum ich derzeit nichts von einem anderen türkischem Autor gelesen habe. Sondern wirklich nur, weil ich noch nicht mit "Das Museum der Unschuld" durch bin.
Maria hat geschrieben:Da du gerne über Familiengeschichten liest, wäre das vielleicht auch ein Weg mehr über die türkische Gesellschaft zu erfahren.
Obwohl... empfinde ich gar nicht so. Lese ich gern Familiengeschichten? Würde ich mich jetzt gar nicht so für einschätzen. Die letzte Familiengeschichte die ich las war "Das Familientreffen" von Anne Enright. Aber wegen des Themas Sucht... und Ursachen, die oft ja in der Familie zu suchen sind. Ansonsten würde mir jetzt auf Anhieb gar kein Familienroman einfallen, den ich gelesen habe.
Maria hat geschrieben:Im Thread "Türkische Literatur" haben wir, so glaube ich, ein paar Bücher aufgelistet.
und wie du schreibst, hast du ja noch so einige lesenswerte türkische Autoren im SUB.
Ja, davon habe ich auch einige im Auge. Ich finde den Thread auch total toll! Übrigens auch analog die über japanische und chinesische Literatur.
Besonders habe ich aber die im Auge, die schon in meinem SUB sind. Ganz besonders "Istanbul war ein Märchen" von Mario Levi. Da faszinierte mich die Sprache und die Idee durch viele Schicksale, durch viele Menschen, durch viele Bewohner eines Hauses auf das Land, seine Menschen, seine Geschichte und seine Bräuche zu schauen.
Tat gut mich mit Dir über Orhan Pamuk und mein stockendes Lesen im
Museum der Unschuld auszutauschen. Hat mir viel Klarheit gebracht! Ich danke Dir!