Hallo zusammen, hallo Maria,
da bin ich mal gespannt, wie Dir Der Wanderer im Eis von Jiro Taniguchi gefallen hat, wenn Du den Manga komplett gelesen hast. In der ersten (oder war es die zweite?) Geschichte kommt übrigens ein berühmter amerikanischen Schriftsteller vor, dessen Name am Ende der Geschichte genannt wird.
Der Zeichenstil von Jiro Taniguchi ist, wie Du schon schriebst, mehr an westlichen Comics orientiert, als das bei Mangas normalerweise der Fall ist, weshalb sich seine Werke auch sehr gut für Comicleser eignen, die keine Mangafans sind. Im Carlsen-Verlag sind auch einige seiner Mangas erschienen, dort werden sie in westlicher Richtung abdruckt (durch Spiegelung bzw. Ummontierung der Panels), wodurch sie noch mehr wie ein westlicher Comic wirken, und so auch eine Leserschaft ansprechen sollen, die mit Mangas nichts am Hut hat.
Ich habe mir gerade den kürzlich erschienenen Band Von der Natur des Menschen von Jiro Taniguchi gekauft, den er gemeinsam mit dem Autor Ryuichiro Utsumi herausgebracht hat. Das ist ebenfalls ein Band mit mehreren unabhängigen Geschichten, die allerdings nicht in der Wildnis, sondern im (japanischen) Alltag spielen. Bislang habe ich die ersten beiden Geschichten gelesen. In der ersten Erzählung geht es um einen großen Keyaki-Baum (eine Art Ulme). Ein älteres Ehepaar hat sich ein Haus mit Garten gekauft, und darin steht ein alter Baum, der eigentlich nur eine Last ist. Im Herbst verliert er Unmengen von Blättern, die man aufkehren muß und die in der ganzen Nachbarschaft die Dachrinnen verstopfen. Die Nachbarn beschweren sich und man beschließt, den Baum nächstes Jahr fällen zu lassen, weil er doch nur stört. Aber mit der Zeit bekommen sie dann doch eine Beziehung zu diesem Baum, es kommt dann noch ein alter Mann zu Besuch, der früher hier gewohnt hat, und der den Baum schon lange kennt. Das ist eine sehr schöne, ruhige Geschichte.
Jiro Taniguchi ist sehr vielseitig, bei Der Wanderer im Eis geht es um abenteuerliche Geschichten in der Wildnis und Natur, es sind "Männergeschichten", während es in anderen seiner Mangas um mehr oder weniger alltägliche Familiensituationen oder Beziehungskonflikte geht oder auch um Beziehungen zu Haustieren (in Träume von Glück etwa zu Hunden und Katzen). Ein Manga wie Der spazierende Mann ist sehr ruhig und eher meditativ angelegt, während etwa Die Stadt und das Mädchen mehr in Richtung Thriller geht, wo sich die Spannung gegen Ende immer mehr zuspitzt, bis sie im finalen Showdown aufgelöst wird.
Schöne Grüße,
Wolf