Hallo Yvonne,
von seinen Filmen kenne ich bisher "Die Herrin von Thornhill" (Far from the Madding Crowd) mit Julie Christie, sehr melodramisch.
Demnächst möchte ich mir "Under the Greenwood Tree" anschauen. Soll ein sehr schöner Film sein. Ich freue mich sehr darauf.
YvonneS hat geschrieben:Auf Thomas Hardy muss man sich im wahrsten Sinne des Wortes "einlassen. Seine Bücher sind Paradebeispiele von Düsternis und Pessimismus, deshalb bin ich bis jetzt auch immer davor zurückgeschreckt. Andererseits ist Hardy wohl ein begnadeter Erzähler und kein Autor versteht es so gut wie er, Landschaften bildlich in seine Erzählungen zu integrieren - das meint jedenfalls eine Bekannte.
dann würde ich dir empfehlen mit seinem jüngeren Werk zu beginnen, denn dort soll er nicht so radikal anklagend sein wie in seinen späteren Romanen "Jude the Obscure" oder "Tess..."
Vielleicht ergibt "Blaue Augen" mal eine Leserunde zusammen
Die "Woodlanders" liegen so im Mittelfeld und er schreibt nicht gar so düster wie man vielleicht erwartet. Hier mal meine Eindrücke, die ich im Klassikerforum vor ein paar Jahren zum Roman hinterließ. Achtung: etwas länger:
Woodlanders:
In "Die Woodlanders" geht es um eine 20jährige Frau, Grace Melbury, die zurück nach Hause, nach "Little Hintock" kommt. Sie ist die Tochter eines gut betuchten Holzhändlers, der alles tat um seiner Tochter eine gute Erziehung zu geben und so mußte Grace in Kindesalter in eine entfernte Schule. Im Laufe der Geschichte stellt es sich heraus, daß Grace darüber nicht glücklich war, da sie sich doch mit ihrem kleinen Volk verbunden fühlt, denn "Little Hintock" liegt in einem Niemandsland und lebt nur von der Holzproduktion und von der Apfelernte. Der nächst größere Ort ist "Great Hintock" und selbst der Frisör von dort, geht nur ungern nach Little Hintock. Aber so beginnt die Geschichte, mit dem Frisör der nach Little Hintock kommt, um einen Auftrag auszuführen. Wie alles in diesem Roman steckt auch hinter diesem Besuch einen Sinn, der die Geschichte später zu seinem Höhepunkt treibt:
Vorsichtig schritt er über das Laub, das den Weg oder die Straße zu dem Weiler fast unter sich begrub. Da abgesehen von ihnen selbst nur sehr wenige Leute diesen Weg nach Einbruck der Dunkelheit gingen, hielten die meisten Einwohner von Little Hintock Vorhänge für unnötig; und so kam es, daß der Besucher angelegentlich vor den Fenstern der Katen, an denen er vorbeikam, stehenblieb. Seine Haltung zeigte deutlich sein Bemühen, aus den Menschen und Dingen, die er drinnen beobachtete, auf die Lebensumstände des einen oder anderen Bewohners zu schließen.
Nur die kleineren Häuser interessierten ihn.Doch Grace ist in ihrem Stand des gebildeten Mädchen zwiegespalten. Sie ist die gehorsame Tochter ihres Vater und seinen Wünschen ergeben und noch sehr kindlich. Eigentlich ist sie Giles Winterborne versprochen, doch durch die lange Zeitspanne der Trennung sind sich die beiden sehr fremd. Sie sehnt sich nach intelligente Gespräche und Bildung.
Da Giles ein sehr ruhiger Mann ist und sich ihrer nicht würdig fühlt, unternimmt er keine Anstrengungen Grace intensiver zu umwerben. Als der neue Arzt sich um Grace bemüht und durch seine leidenschaftliche Art ihre Unsicherheit überbrückt, willigt sie in eine Ehe ein, die ihr Vater unterstützt, denn dann wären all seine Bemühungen um eine gute Erziehung nicht umsonst gewesen. Ein Arzt wäre für die Familie ein Aufstieg.
Jedoch sind die Sitten streng. Die Heirat des Arztes mit Grace schadet dessen Ansehen und seine Patienten dezimieren sich:
"Es geht um das, was die Leute wegen Ihrer überstürzten Heirat sagen, Dr. Fitzpiers. Weil sie nämlich nicht mehr glauben wollen, daß Sie so gescheit und heilkundig sind wie früher angenommen, seit sie gesehen haben, daß Sie in Mr. Melburys Familie hineingeheiratet haben, der doch auch nur in Hintock geboren ist wie wir."
"Sollen sie's ruhig glauben", entgegnete Fitzpiers und gestand sich nicht ein, daß er zusammenzuckte....und so nimmt das Unglück seinen Lauf. Höchst dramatische Wendungen ließen mich das Buch kaum aus der Hand legen. Erdverbundene Weisheiten und der Wechsel der Jahreszeiten gehören zu den "Woodlanders" wie ihre ruhige Art, das Schicksal das ihnen beschert ist, anzunehmen.
"So ist das mit Ehepaaren. Die versöhnen sich auf alle möglichen komischen Arten", sagte der Rindenschäler. "Ich hab' eine Frau gekannt, der war vor vierundzwanzig Jahren der Mann davongelaufen. Und eines Abend kommt er heim, wie sie grad am Feuer sitzt, und setzt sich in die andere Ecke vor den Kamin. 'Na', sagt sie, 'gibt's was Neues?' -- 'Nicht daß ich wüßte', sagt er. 'Und bei dir?' --- 'Nichts', sagt sie....An Humor fehlt es also auch nicht
Am Ende des Romans ist es schwer zu sagen, ob Grace wirklich weiß, was es heißt zu lieben.
Liebe Grüße
Maria