Jonathan Littell: Die Wohlgesinnten

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Re: Jonathan Littell: Die Wohlgesinnten

Beitragvon Christine » Mi 11. Jun 2008, 17:17

Huhu in die Runde,

ich habs jetzt getan und mir „Die Wohlgesinnten“ gekauft. Ich bin ja schon länger um das Buch rumgeschlichen und Binchens Kommentare haben mich jetzt weichgekocht :lol: . Das Buch ist übrigens ein Geburtstagsgeschenk von den lieben Mädels der Düsseldorfer Runde *knuddel*. Noch mal vielen Dank euch allen und ich werde natürlich berichten.
Ein bisschen muss das Buch allerdings noch warten, für den Zug ist es mir doch zu groß und zu schwer und zu Hause lese ich im Moment fast gar nicht. Es ist schließlich EM! Aber direkt nach der EM habe ich Urlaub und dann ist wohl Zeit für das Buch.

Liebe Grüße
Christine
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Re: Jonathan Littell: Die Wohlgesinnten

Beitragvon Binchen » Do 12. Jun 2008, 17:39

NA fein, liebe Christine,

dann hab ich ja bald Nachleser ....

ich freu mich schon auf Deine Eindrücke, besonders, weil Du ja auch historische andere Quellen dazu besser kennst als ich.

Simmel, McEwan und andere Romanautoren sind da ja, wie gesagt, vermutlich nicht die allererste Wahl *g*
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Re: Jonathan Littell: Die Wohlgesinnten

Beitragvon Binchen » Fr 13. Jun 2008, 16:39

Für alle, die schon einmal Personal und Schauplätze und auch Marginalien kennenlernen wollen:

http://www.diewohlgesinnten.de/
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Re: Jonathan Littell: Die Wohlgesinnten

Beitragvon Binchen » Di 17. Jun 2008, 07:53

bis Seite 930

Huhu in die Runde,

das Wochenende war zum Arbeiten gedacht, (Gardinen nähen, Zelt planen *g*) und so war nicht gar so viel Zeit zum Lesen. 300 Seiten hab ich geschafft, und so langsam denke ich, dass ich zum Ende komme.

Der spektakuläre Einstieg hat nun einem gemächlichen Tempo Platz gemacht. Klar, dass Dr. Aue zurück kam aus Stalingrad, schließlich hat er ja die Geschichte erzählt.

Kopfschuss, Gefrierfleischorden - und was dann? Sein politisches Gespür ist ja gleich Null, so ist er auf Thomas angewiesen, aber er bekommt auch etwas zu tun. Er 'DARF' die Verhältnisse in den KL - im Buch schreibt man KL anstelle von KZ untersuchen um die Produktivität der 'Arbeiter' zu steigern soll er Vorschläge machen. Das zieht sich - zwischendurch begegnet er seiner Zwillingsschwester wieder, die ist mittlerweile verheiratet mit einem gelähmten Musiker und Baron, aber trotzdem nicht an der Weiterführung der inzestuösen Beziehung zu ihm interessiert, während er sich an seinen Treueschwur gebunden fühlt.

Ich bin mal gespannt, wie er es schafft dem Reichsführer die Lage in den KLs politisch korrekt zu schildern. Ansonsten plätschert der Roman jetzt langsam vor sich hin.
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Re: Jonathan Littell: Die Wohlgesinnten

Beitragvon Binchen » Mo 23. Jun 2008, 17:11

und es plätscherte weiter - noch 200 Seiten und ich bin froh, wenn ich 'DURCH' bin.

Dr. Aue muss sich zwischenzeitlich weiterhin der Arbeiterbeschaffung widmen, widersprüchliche und nicht vergebene Kompetenzen führen zu erfolglosen Aktionen. Insbesondere die Ungarnaktion leidet darunter. So langsam(1944) dämmert es auch dem Herrn Doktor, dass der Krieg ggf. nicht gewonnen wird. Was dann? Zwischenzeitlich wird er auch noch von der Kripo verfolgt. Massenmord ja - aber privat ist Mord doch noch verboten und wird geprüft und verfolgt, wenn man nicht gerade unter dem Schutz von Herrn Himmler steht.

Wie gesagt, derzeit gibt es viel Text für weniger Inhalt - bin mal gespannt, wie meine Gesamturteil lauten wird.

Diverse Traumszenen sind für mich noch immer verzichtbar. Was will uns der Autor damit sagen? Auf soviel Tiefenpsychologie habe ich keine Lust.
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Re: Jonathan Littell: Die Wohlgesinnten

Beitragvon Christine » So 29. Jun 2008, 14:53

Huhu Binchen,

damit du keine andauernden Selbstgespräche führen musst, quatsche ich jetzt einfach mal dazwischen :lol:

Du bist wahrscheinlich fertig mit dem Buch, ich habe gestern Abend angefangen und das erste Kapitel (bis S. 41) gelesen und mir auch die website angesehen. Die Organigramme auf der Seite sind ja wirklich gut *staun*, so ausführliche habe ich noch nie gesehen.
Das erste Kapitel hat mich auch beeindruckt, ich denke dieser mehrfache Hinweis, dass er einfach so reingerutscht ist, dass sich alles so entwickelt hat und dass es natürlich nie sein Ziel war Mörder zu werden, sind schon ernst zu nehmen. Es ist ja immer so leicht zu sagen "Ich hätte nicht mitgemacht", besonders hinterher, tatsächlich sind es in allen Diktaturen ja immer nur wenige, die das machen. Die große Menge trabt ja mehr oder weniger überzeugt und verängstigt mit.

Mal schauen, wie viel ich heute noch lese, ich muss mich ja außerdem auf das wirklich wichtige Ereignis einstimmen und schon mal ein bisschen la ola üben :lol:

Liebe Grüße
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Re: Jonathan Littell: Die Wohlgesinnten

Beitragvon Binchen » Mo 30. Jun 2008, 07:31

Huhu Christine,

Juhu - die Zeit der Selbstgespräche ist vorbei *strahl*

Du hast Recht, ich bin fertig mit Littell, obwoh das erst seit gestern morgen der Fall ist. Die letzten 300 Seiten zogen sich doch arg.

Bzw. die 250 vor den 50 letzten Seiten ....

Die Ausflüge von Littell in die Träume und Fantasien von Dr. Aue finde ich allesamt, gelinde gesagt, merkwüdig bis verzichtbar.

Ich glaube ja, dass Menschen so denken können und so träumen können, aber die Häufung der Szenen, lässt Aue so andersartig erscheinen, dass es für mich für zu viele Menschen den Ausweg offen lässt - ja soooo verrückt, wie der das waren WIR ja nicht.

Spoilerschrift erst nach dem Ende zu lesen :

Die Anhäufung von Träumen, in denen Dr. Aue nur noch davon träumt, wie er es mit seine Schwester treiben könnte, dann noch die wiederholte Betonung und Ausführung seiner Praktiken und dann noch die Träume in denen es nur darum geht, wie verschiedensten Leute ihre Ausscheidungen die Beine herunter laufen sind vielleicht tiefenpsychologisch zu deuten - aber mir erschließt sich diese Traumdeutung so gar nicht. Dabei stelle ich nicht in Abrede, dass Menschen so träumen können, auch die bloße Erwähnung finde ich nicht befremdlich, nicht einmal in der Wortwahl - aber die Häufung und ständige Wiederholung, die machte diese Traumszenen für mich unerträglich. Ich bin mal gespannt, ob es jemanden gibt, der dafür eine Notwendigkeit hervorzaubert.




ABer darüber reden wir dann, sobald Du soweit bist.

Die Anfansszenen in Russland (bis ca. Seite 400) fand ich die gelungensten und überraschendsten des gesamten Buches.

Also ich scharre da mal mit den Hufen und warte auf Kommentare *strahl*
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Re: Jonathan Littell: Die Wohlgesinnten

Beitragvon Binchen » Do 3. Jul 2008, 07:34

Na? ....

Liebe Christine, was macht denn der Littell auf Deinem Balkon, in Deiner Wohnung, HAndtasche und / oder im Zug?

Begleitet er Dich, ärgert er Dich - oder was tut er mit Dir?
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Re: Jonathan Littell: Die Wohlgesinnten

Beitragvon Christine » Do 3. Jul 2008, 15:06

Huhu Binchen,

du hast recht, der Littell begleitet mich im Moment, gestern war er zum Beispiel mit in der Meditherme. Ein bisschen Wellness kann Dr. Aue ja nicht schaden, so abgespannt wie er immer ist :lol:

Ich finde das Buch vom Stil her sehr angenehm zu lesen, dass ich bei den vielen Rangbezeichnungen nicht immer weíß wer der Ranghöhere ist und zu faul bin, jedes Mal nachzuschauen, stört mich nicht. Inhaltlich habe ich bis jetzt (S. 236) nichts substanziell Neues erfahren, die "Aktion von Kiew" war mir bekannt, auch wie es abgelaufen war. Ich kenne zwar nicht jede Aktion mit Datum und Ort, aber das es sowas gab, wusste ich. Was mich etwas überrascht, ist die Zahl der "Durchdreher" und der Folgen, da ja jeder bewaffnet ist. Außerdem finde ich Aue doch immer wieder sehr naiv, er sieht ja sehr deutlich was vor sich geht und zieht die richtigen Schlüsse. Trotzdem braucht er immer seinen Thomas, der ihm dann die "richtige nationalsozialistische" Erklärung gibt.

Insgesamt ist es ungefähr das, was ich erwartet hatte, das Buch kann auch auf meinem Nachttisch übernachten. Dinge, die bereits passiert sind, bringen mich nicht um meine Nachtruhe, anders war es beim Schwarm. Da wusste ich nicht immer, wo die Realität aufhört und die Fiktion anfängt, das hat mich beunruhigt.

Liebe Grüße
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Re: Jonathan Littell: Die Wohlgesinnten

Beitragvon Christine » Fr 4. Jul 2008, 00:05

Binchen hat geschrieben:Huhu ....


Nach einigen Seiten Exkurs zu den Kaukasischen Sprachen, bei denen ich mich fragte - 'Wen interessiert das denn nun?' bin ich nun nach einigen Strandspaziergängen auf der Krim und einer Diskussion über 'Die Judenfrage' deren Essenz bisher nur war, dass Herr Ohlendorf meinte, dass man das einfach nur etwas unglücklich angegangen sei, bei der Begründung angelangt, das sei halt wie bei Abraham in der Bibel, der ja auch seinen Sohn opfern sollte :o



Huhu Binchen,

gerade bin ich mit Voss und Aue durch den Kaukasus gelatscht und kenne jetzt jeden kaukasischen Dialekt persönlich, wer kann das schon von sich behaupten :mrgreen: ? Ich fand diese Passage interessant, weniger das sprachliche, aber umso mehr das politische, erklärt Voss doch ganz nebenbei den Aufbau der Sowjetunion und die sich ergebenden Konflikte, die noch heute unsere Nachrichten bevölkern. Ich sag nur Tschetschenien :o

Und dann die Überlegungen zur Judenfrage. Du hast ja selbst geschrieben, es ist schwer den Hebel zu finden um das Ganze als kompletten Blödsinn abzutun, aber genau das ist ja gewollt. Man nehme einfach haufenweise renommierte Philosophen und andere Wissenschaftler, benutze nur wenige ihrer Aussagen völlig aus dem Zusammenhang gerissen, und schon kann man die abstruseste Theorie aufstellen und scheinbar wissenschaftlich begründen. Denn wie unendlich mühsam ist es, jedes einzelne Puzzleteil zu widerlegen. Den gleiche "Trick" wendet Aue ja an als er seine Theorie von der wahren Liebe, die es nur unter Männern gibt, seinem zukünftigen Liebhaber unterjubelt. Wenn gar nichts mehr hilft, müssen halt die alten Griechen herhalten.

Insgesamt fand ich es aber erholsam ein paar Seiten nichts über Massenexekutionen zu lesen, die Entspannung auf der Krim war auch für mich ganz angenehm.

Mal schauen, wie weit ich morgen komme, ich denke, das Buch wird mich noch ein paar Wochen begleiten.

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