von Petra » Do 2. Jun 2011, 16:17
Hallo zusammen,
Stewart O'Nan schont einen nicht. Das merke ich schon an den Themen in "Abschied von Chautauqua". Manchmal treffen einen Gedanken darin wie Stachel. So z. B. wenn Emily sieht, dass alles um sie herum anders geworden ist. Das Leben, so wie sie es kannte, nicht mehr existent ist. Und das Resümee, dass alles vergeht. Und das auch richtig und gut so ist. Trotzdem ist es so hart. Man kann es nicht ändern, und doch ist es so schwer, sich damit abzufinden. Keine leichten Themen. Aber gut, dass O'Nan sie anpackt. Denn sie belange uns alle - früher oder später. Ich selbst kann mit diesen Gedanken ausgesprochen viel anfangen. Denn die Vergänglichkeit von allem musste ich mir selbst auch schon sehr bewusst machen.
In "Halloween" packt er noch härtere Themen an. Auch das ist gut, denn wie wir hier schon sehen, sind sie so utopisch gar nicht. So haben Dein Mann und Du, liebe Steffi, schon mal etwas ähnliches in Eurer Jugend erlebt. Da zeigt sich, wie nah O'Nan am Leben ist, mit seinen Büchern. Selbst mit "Halloween". Die Fragen, was die Überlebenden denken, fühlen und durchmachen, sind so berechtigt. Sie sind sicher toter als die Toten. Somit scheint O'Nan es sehr gut getroffen zu haben. Marias Gedanken dazu finde ich nachvollziehbar. Und vielleicht hätte er es ohne diese Grusel-Effekte nicht so präzise auf den Punkt bringen können. Ich bin gespannt, welche Gedanken ich beim lesen haben werde. Kann aber auch sehr gut verstehen, dass Dich diese Schocker-Effekte etwas zwiespältig machen, Steffi. Ich denke, das wird mir auch so gehen. Nehme Marias Gedanken dazu aber schon mal mit, das wird mir helfen. Da das Buch nicht so viele Seiten hat, habe ich es gewagt, trotzdem dieses Buch zu kaufen. Denn wäre es so dick wie "Abschied von Chautauqua", dann hätte ich Sorge, ob mir diese übersinnlichen Sequenzen nicht zu viel würden. Ich tue mich beim lesen mit so etwas ja auch schwer. Aber in der Kürze geht das sicher, zumal mit den Gedanken von Euch im Hinterkopf.
Ich freue mich schon sehr auf das Buch, und die Gedanken darin. Und werde es sicher wirklich mal zur Halloween-Zeit lesen. Denn der Gothic-Effekt passt da ja schön zu.
Eine persönliche Verbindung zu dem Thema habe ich leider auch. Eine sehr gute Freundin von mir hat ihren Ex-Freund durch einen Autounfall verloren. Sie waren schon nicht mehr zusammen, aber hatten noch eine sehr intensive Freundschaft, und sind auch nicht so wirklich voneinander weggekommen. Meine Freundin war am Boden zerstört. Schuldgefühle (weil sie - wenn auch berechtigt, was der Ex-Freund auch wusste - Schluss gemacht hatte) und eine ganz große Traurigkeit, dass er nicht mehr leben darf. Aber das war nichts gegen seine Eltern. Es ist schon sehr lange her. Und sie sind nach wie vor nicht darüber hinweg. Außerdem gibt es da natürlich noch den Todesfahrer. Wie der sich wohl fühlen mag? Und der oder die Menschen, die Organe von dem Verstorbenen erhalten haben. An solch ein Sekunde, in der irgend etwas so fatal schief läuft, sind so viele Leben gebunden.
Gut, dass O'Nan sich an solch ein Thema heran traut. Und gut, dass Du zu dem Buch gegriffen hast, Steffi, wo Du selbst damit auch etwas verbinden kannst.