Emile Zola - Nana

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Re: Emile Zola - Nana

Beitragvon JMaria » Do 8. Sep 2011, 09:22

Hallo zusammen,


steffi hat geschrieben:Ich bin immer noch hin- und hergerissen von den beiden Üersetzungen. Gerade habe ich den Anfang des 4. Kapitels bei beiden gelesen und die eine ist so schlecht wie die andere ... Armin Schwarz lässt einfach ganze Sätze und Beschreibungen aus, während er in anderen Formulierungen viel treffender ist; Walter Widmer schmückt aus und entstellt so manchmal leicht den Sinn. Dann wieder Fehler - Marie Blond ist 15, wie auch bei Widmer, während sie bei Schwarz 17 ist. Ich sollte mich jetzt endlich mal für eine Übersetzung entscheiden !



eine Entscheidung wäre zu überlegen, denn ich bemerke an mir, je mehr ich auf Übersetzungsmängel stosse, desto mehr verleidet es mir das lesen. Mir reichen schon die seltsamen Begriffe die Walter Widmer manchmal verwendet, wie Yvonne auch schon weiter oben aufgeführt hat. Da wäre z.B. ein genäschiges Kind oder wenn die Gardarobe ein Kleiderrechen genannt wird.

Kapitel 4 zeigt die Bandbreite der Dekadenz in diesem Ess- und Trinkgelage.



@Petra: Ich habe bisher keine Vergleiche zu den anderen Zola-Übersetzungen gemacht, es waren u.a. Hilde Westphal /Paradies der Damen, Gerhard Krüger/Der Totschläger, Hans Balzer/Das Werk. Mir ist dabei nicht wirklich gravierendes aufgefallen, allerdings lese ich auch nicht unbedingt immer sehr aufmerksam.



mir fiel bisher auch nichts auffallend negatives auf.
Mir gefiel die Übersetzung von Hilde Westphal "Paradies der Damen" sehr gut.

Auch Thérèse Raquin übersetzt von Ernst Hardt (Suhrkamp) fand ich gut. Dieser Roman gehört nicht zu Les Rougon-Macquart Reihe. Doch dieser hat mich auf Zola eingestimmt, auch wenn es einer seiner schwächeren Romanen sein soll. Doch die Atmosphäre des Kurzwarenladens in einer Unterführung, immer diese Dunkelheit und Tristesse hat mich beeindruckt.
Schöne Grüße, Maria
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Re: Emile Zola - Nana

Beitragvon YvonneS » Do 8. Sep 2011, 09:55

JMaria hat geschrieben:eine Entscheidung wäre zu überlegen, denn ich bemerke an mir, je mehr ich auf Übersetzungsmängel stosse, desto mehr verleidet es mir das lesen. Mir reichen schon die seltsamen Begriffe die Walter Widmer manchmal verwendet, wie Yvonne auch schon weiter oben aufgeführt hat. Da wäre z.B. ein genäschiges Kind oder wenn die Gardarobe ein Kleiderrechen genannt wird.


Genau das ist bei mir mittlerweile der Knackpunkt. Die doch sehr barocke Sprache Widmers hätte gut zu einem Roman des 18. Jahrhunderts gepasst, ist aber hier total fehl am Platz und sie nimmt mir mittlerweile die Lust an diesem Roman, weil sie nach meinem Gefühl kaum den Erzählstil Zolas wiedergibt. Ich habe von Zola bisher nichts gelesen und habe eigentlich vor, einen neuen Autor für mich zu entdecken und das möchte ich mir nicht von schlecht gemachten Übersetzungen vermiesen lassen. :x

Ich werde jetzt nochmal einen Versuch mit der Ausgabe des Aufbau-Verlags starten mit der Übersetzung von Gerhard Krüger, die er unter "Aufsicht" von Rita Schober angefertigt hat, die ja wohl eine Zola-Expertin zu sein scheint.
Liebe Grüße
Yvonne



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Re: Emile Zola - Nana

Beitragvon Petra » Do 8. Sep 2011, 10:10

Hallo zusammen,

interessant, dass Du eine weitere Übersetzung ins Feld führst, Yvonne. Und dann noch unter der Aufsicht einer Zola-Expertin gefertigt. Das klingt doch wirklich mal brauchbar. Hoffen wir das beste! Eine optimale Übersetzung wäre schon wünschenswert, denn Du hast recht: Mit diesen stümperhaften, verzerrenden Übersetzungen, die wir anscheinend hier haben, entdeckt man keinen neuen Autor für sich! Ich bin sehr gespannt auf Deinen Bericht zu der Übersetzung.

Schade übrigens mal wieder, dass man bei Amazon zwar einen Blick ins Buch werfen kann, dort aber eine andere Ausgabe (dtv) hinterlegt ist. Und somit leider auch eine völlig andere Übersetzung.

Maria, Danke fürs aufführen der Zola-Romane und –Übersetzungen, die Du bereits gelesen hast. Mir scheint, hier sollte man wirklich genauer schauen, welchen Eindruck die jeweiligen Übersetzungen machen. Denn ein kostenloses ebook nützt mir nichts, wenn die Übersetzung miserabel ist. Zum Glück gibt es unter den kostenlosen ebooks bei einigen Autoren wirklich gute Übersetzungen – z. B. für die Dickens-Romane in der Meyrink-Übersetzung kann ich das sagen.
Liebe Grüße,
Petra


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Re: Emile Zola - Nana

Beitragvon JMaria » Do 8. Sep 2011, 10:19

Hallo Yvonne,

ich würde sogar soweit gehen, es nicht barock zu nennen, sondern einfach schlechter Stil. Wenn man bedenkt, dass wir um die Jahrhundertwende (19./20. Jht) näher der französischen Sprache waren, im Gegensatz zu heute der englischen. Viele französische Ausdrücke waren in der deutschen Sprache Usus. So versteh ich wirklich diese Übersetzung von 1959 nicht. Mir ist schon klar, dass hier der untere Bürger dargestellt werden soll, ausgehend durch den sprachlichen Ausdruck, aber es ist wirklich miserabel.


jedenfalls toll, dass du nicht aufgibst und auf eine weitere Übersetzung zurückgreifst. Ich werde meinen Ärger wohl ausblenden und versuchen die Atmosphäre einzufangen.
Schöne Grüße, Maria
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Re: Emile Zola - Nana

Beitragvon YvonneS » Do 8. Sep 2011, 13:33

steffi hat geschrieben:
Anfang 2. Kapitel:

Armin Schwarz (Projekt Gutenberg):
Aber in der dumpfen Luft dieses verschlafen daliegenden Gemachs fuhr jetzt Nana jäh aus ihrem Schlummer auf: sie schien erstaunt zu sein, den Platz neben sich leer zu finden. Sie betrachtete das zweite Kissen, das neben dem ihrigen lag und noch die laue Höhlung eines Kopfes inmitten des Spitzenbesatzes zeigte.

Walter Widmer (Winkler Verlag):
In der schwülen Wärme dieses verschlafenen Zimmers fuhr Nana plötzlich aus ihrem Schlummer auf, als hätte sie das Gefühl geweckt, der Platz neben ihr sei leer. Sie warf einen Blick auf das zweite Kissen, das neben dem ihren ausgebreitet lag - es zeichnete sich, noch fast warm, die Einbuchtung eines Kopfes mitten in den Gipürstickereien ab.

Emile Zola:
Mais, dans la moiteur de cette chambre ensommeillée, Nana s'éveilla en sursaut, comme surprise de sentir un vide près d'elle. Elle regarda le second oreiller qui s'étalait à côté du sien, avec le trou encore tiède d'une tête, au milieu des guipures.

Ich weiß nicht, beide Übersetzungen kommen mir schrecklich vor. "Schwüle Wärme" oder "dumpfe Luft", la moiteuer heißt Feuchtigkeit. Im nächsten Halbsatz "...sie schien erstaunt zu sein, den Platz neben sich leer zu finden." ist Armin Schwarz dichter am Original. Von "...Gefühl geweckt..." steht da nämlich nichts. Dann wieder am Ende des Satzes ist es Walter Widmer, der näher am Original ist.


Hier die Übersetzung von Gerhard Krüger:

Aber in der matten Feuchtigkeit dieses verschlafenen Zimmers fuhr Nana plötzlich aus dem Schlaf auf, wie überrascht, neben sich eine Leere zu fühlen. Sie sah das zweite Kopfkissen an, dass sich neben ihrem mit der noch lauen Einbuchtung eines Kopfes inmitten der Gipürestickereien ausbreitete.


steffi hat geschrieben:

Etwas später:

Armin Schwarz (Projekt Gutenberg):
Nana, die sich mit dem Ellbogen auf das Kissen stützte, antwortete nur durch ein Wiegen ihres Kopfes. Ihr Hemd war herabgeglitten, die aufgelösten wirren Haare rollten über ihre nackten Schultern.

Walter Widmer (Winkler Verlag):
Nana hatte den Ellbogen auf ihr Kissen aufgestützt und gab ihre Zustimmung lediglich hie und da durch ein Kopfnicken zu erkennen. Ihr Hemd war heruntergerutscht, wirr hing ihr das aufgelöste Haar auf die Schultern herab.

Emile Zola:
Nana, le coude dans l'oreiller, ne répondait que par des hochements de tête. Sa chemise avait glissé, ses cheveux dénoués, embroussaillés, roulaient sur ses épaules.


So übersetzt Gerhard Krüger

Den Ellbogen im Kopfkissen, antwortete Nana nur mit Kopfschütteln. Ihr Hemd war heruntergerutscht; ihr aufgelöstes, verwuscheltes Haar floß über ihre Schultern.
Liebe Grüße
Yvonne



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Re: Emile Zola - Nana

Beitragvon YvonneS » Do 8. Sep 2011, 13:46

JMaria hat geschrieben:jedenfalls toll, dass du nicht aufgibst und auf eine weitere Übersetzung zurückgreifst.


So schnell gebe ich nicht auf, Maria. :) Bei Charles Dickens habe ich z. B. auch mehrere Anläufe gebraucht. Richtig erschlossen hat er sich mir dann, als ich anfing, ihn im Original zu lesen. Das geht bei Zola aber nicht, hier bin ich auf die Übersetzung angewiesen.

Ich habe die Ausgabe des Aufbau-Verlags mit der Übersetzung von Gerhard Krüger mittlerweile erhalten und beide Bücher vergleichend gelesen. Die Ausgabe des Aufbau-Verlages ist von der Schrift her schon mal viel angenehmer zu lesen und was die Sprache betrifft nach Herrn Widmer eine wirkliche Wohltat. Ich glaube, in der Übersetzung von Krüger lässt sich Zola finden. Ich werde auf jeden Fall mit dieser Übersetzung weitermachen und nochmal von vorne durchstarten. :D

Der "Durchfall" ist hier übrigens ein "Fiasko" und Nana singt auch in dieser Übersetzung wie eine "Klistierspritze", da wäre es interessant zu wissen, welchen Begriff Zola im Original verwendet.

Und so mancher verschrobene Satz aus der Widmer-Übersetzung, der mich schwer ins Grübel brachte, bekommt plötzlich eine ganz andere Bedeutung. ;)
Liebe Grüße
Yvonne



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Re: Emile Zola - Nana

Beitragvon steffi » Do 8. Sep 2011, 13:50

Yvonne, ich hoffe, dass du Besseres über die Übersetzung von Gerhard Krüger berichten kannst. Ich las ja "Das Werk" von ihm und da fiel mir nichts besonders negatives auf.

Ich wollte mich ja entscheiden zwischen den beiden Übersetzungen und las zu Beginn des 4. Kapitel nochmals beide. Stilistisch tendiere ich zu Armin Schwarz, aber der lässt einfach viel zu viel weg. Z.B. werden hier die unzähligen Gänge des Essens gar nicht erwähnt, aber es ist doch herrlich zu lesen, was sie alles bekommen: Spargelpüree, Consommé à la Deslignac oder Rheinkarpfen à la Chambord, dazwischen noch Mandarinensorbet und, und, und.

Übrigens, beim Rheinkarpfen musste ich grinsen: Elsass und Lothringen gingen nach dem verlorenen Deutsch-Französischen Krieg an Deutschland und der Comte de Chambord lehnte 1871 die französische Krone und damit eine konstitutionelle Monarchie ab und es kam zur Dritten Französischen Republik.

Ich werde also weiter grummelnd die Widmer-Übersetzung lesen.
Gruss von Steffi

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Re: Emile Zola - Nana

Beitragvon JMaria » Do 8. Sep 2011, 14:01

YvonneS hat geschrieben: Der "Durchfall" ist hier übrigens ein "Fiasko" und Nana singt auch in dieser Übersetzung wie eine "Klistierspritze", da wäre es interessant zu wissen, welchen Begriff Zola im Original verwendet.

Und so mancher verschrobene Satz aus der Widmer-Übersetzung, der mich schwer ins Grübel brachte, bekommt plötzlich eine ganz andere Bedeutung. ;)


Hallo Yvonne,

'Fiasko' klingt jedenfalls viel besser als 'Durchfall' :lol:

ich habe nachgeschaut, im Original heißt es Nana singe wie eine Spritze. Seltsamer Begriff.

Son directeur la jugeait bien, elle chantait comme une seringue.

somit ist Zeno.org mit der Klistierspritze näher dran als Widmers Dampfpfeife.
Schöne Grüße, Maria
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Re: Emile Zola - Nana

Beitragvon steffi » Fr 9. Sep 2011, 08:27

Ich habe mir noch die Übersetzung von Gerhard Krüger gegönnt (gibt es als eBook) und werde wohl diese lesen. Mir scheint, das ist ein Kompromiss zwischen Armin Schwarz und Walter Widmer. Danke für deinen Tipp, Yvonne und dass du bei den Übersetzungen nicht nachgelassen hast !


Ach ja, zur Gräfin Sabine ist mir noch aufgefallen, dass sie auf diesem Stuhl sitzt, der so gar nicht zum anderen Mobiliar passt. Auch ein Hinweis ?

Ich lese also nochmal das 4. Kapitel. Ziemlich ausufernd, dieses späte Souper. Neben der schönen Beschreibung der Atmosphäre gefällt mir vor allem, dass die Damen, obwohl ein gewisser Spott beim Erzähler zu merken ist, ganz normal geschildert werden. Sie sprechen über ihre Kinder, die natürlich nicht bei ihnen aufwachsen und eine Sehnsucht nach einem bürgerlichen Leben kommt auf. Andererseits geniessen sie diese Gesellschaften, das lockere Leben ohne Planung, den Genuss des Moments.

Wer ist der geheimnisvolle Mann ? Der Graf Muffat ?
Gruss von Steffi

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Re: Emile Zola - Nana

Beitragvon Petra » Fr 9. Sep 2011, 09:09

Hallo zusammen,

ich kann nun noch die Übersetzung von Erich Marx beisteuern. Ich habe die entsprechende Stelle herausgeschrieben, und füge sie hier innerhalb des Zitats farbig an:

Anfang 2. Kapitel:

Armin Schwarz (Projekt Gutenberg):
Aber in der dumpfen Luft dieses verschlafen daliegenden Gemachs fuhr jetzt Nana jäh aus ihrem Schlummer auf: sie schien erstaunt zu sein, den Platz neben sich leer zu finden. Sie betrachtete das zweite Kissen, das neben dem ihrigen lag und noch die laue Höhlung eines Kopfes inmitten des Spitzenbesatzes zeigte.

Walter Widmer (Winkler Verlag):
In der schwülen Wärme dieses verschlafenen Zimmers fuhr Nana plötzlich aus ihrem Schlummer auf, als hätte sie das Gefühl geweckt, der Platz neben ihr sei leer. Sie warf einen Blick auf das zweite Kissen, das neben dem ihren ausgebreitet lag - es zeichnete sich, noch fast warm, die Einbuchtung eines Kopfes mitten in den Gipürstickereien ab.

Gerhard Krüger (Aufbau-Verlag):
Aber in der matten Feuchtigkeit dieses verschlafenen Zimmers fuhr Nana plötzlich aus dem Schlaf auf, wie überrascht, neben sich eine Leere zu fühlen. Sie sah das zweite Kopfkissen an, dass sich neben ihrem mit der noch lauen Einbuchtung eines Kopfes inmitten der Gipürestickereien ausbreitete.

Erich Marx (Insel-Verlag):
Im lauen Schlafdunst dieses Zimmers fuhr Nana plötzlich auf, als sei sie ganz erstaunt, einen leeren Platz neben sich zu fühlen. Sie betrachtete das zweite Kopfkissen, das neben dem ihren lag mit dem noch warmen Eindruck eines Kopfes zwischen den Spitzen.


Emile Zola:
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Ich weiß nicht, beide Übersetzungen kommen mir schrecklich vor. "Schwüle Wärme" oder "dumpfe Luft", la moiteuer heißt Feuchtigkeit. Im nächsten Halbsatz "...sie schien erstaunt zu sein, den Platz neben sich leer zu finden." ist Armin Schwarz dichter am Original. Von "...Gefühl geweckt..." steht da nämlich nichts. Dann wieder am Ende des Satzes ist es Walter Widmer, der näher am Original ist.


Auch die andere Stelle habe ich mal in der Erich Marx-Übersetzung herausgesucht:

Übersetzung von Erich Marx:
Nana hatte den Ellbogen aufs Kissen gestützt und antwortete nur mit Kopfschütteln. Ihr Hemd war herabgeglitten, und das aufgelöste Haar fiel wirr auf die Schultern herab.


Steffi, die Möglichkeit mir die andere für den Kindle erhältliche Version als Kompromiss herunter zu laden, kam mir auch. Es ist doch diese :arrow: hier, nicht wahr? Und die ist also die von Gerhard Krüger? Das war mir nämlich nicht endgültig klar geworden. Ich hatte mir gestern die Leseprobe zuschicken lassen. Sag, wie bist Du an die Info gekommen, dass dies die Gerhard Krüger-Übersetzung ist? Ich habe den Hinweis nirgendwo gefunden. Könnte mir fürs nächste mal hilfreich sein.

Ich möchte eigentlich wirklich gern mit dem Kindle weiterlesen. Sonst wäre vielleicht die Erich Marx-Übersetzung, die ich ja habe, eine Alternative. Denn gestern habe ich wieder gemerkt, dass Armin Schwarz wirklich unglaublich viel weg lässt.

Yvonne, "Fiasko" klingt wirklich schon ganz anders als „Durchfall“. Und Maria, Dir Dankeschön fürs anführen des Wortes (Spritze), das Zola verwendet.

Kapitel 3: Steffi, das mit dem Stuhl bei Gräfin Sabine, der so gar nicht zum sonstigen Mobiliar passt, hast Du gut beobachtet. Ja, da steckt auch schon ein Hinweis drin, dass in Gräfin Sabine noch eine ganz andere Person steckt, als die, die sie zeigt.

Kapitel 4: Richtig Steffi, ein sehr ausufernder Bericht über das Souper. Hier hat Armin Schwarz auch wieder gründlich gestrichen. Z. B. dass Steiner sich schon mehrfach finanziell ruiniert hatte, steht bei Schwarz überhaupt nicht. Auch viele andere Details, die den Figuren mehr Tiefe geben. Sehr schade. Ich lese vergleichend immer auch mal in die Erich Marx-Übersetzung rein, denn es ist schade, was man da alles verpasst. Recht hast Du auch, dass man doch gern wissen möchte, welche Speisen bei dem Souper serviert werden. Das fehlt bei Schwarz ja auch völlig.
Liebe Grüße,
Petra


Ich lese gerade: :lesen:
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Ich höre gerade: :kopfhoerer:
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