Emile Zola - Nana

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Re: Emile Zola - Nana

Beitragvon steffi » Sa 10. Sep 2011, 10:26

Petra hat geschrieben:Steffi, die Möglichkeit mir die andere für den Kindle erhältliche Version als Kompromiss herunter zu laden, kam mir auch. Es ist doch diese :arrow: hier, nicht wahr? Und die ist also die von Gerhard Krüger? Das war mir nämlich nicht endgültig klar geworden. Ich hatte mir gestern die Leseprobe zuschicken lassen.


Ja, diese ist es.
Ich hab da leider auch keinerlei Infos gelesen, aber anhand von Yvonnes Textbeispielen daraus geschlossen. Ich muss mal nachschauen, ob auf dem heruntergeladenen eBook ein Hinweis ist.
Gruss von Steffi

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Re: Emile Zola - Nana

Beitragvon steffi » Mo 12. Sep 2011, 16:58

Ich hab jetzt das 5. Kapitel gelesen. Wieder im Theater sieht man hinter die Kulissen. Wie schon vermutet, geht es nicht um das Stück oder schauspielerische Leistungen sondern um die Anziehungskraft, die die Schauspielerinnnen gegenüber den Männern haben. Es hat schon etwas Entwürdigendes, wenn sie im Kabuff der Portiersfrau sitzen und warten, ob die Angebetete sie erhört an diesem Abend. Natürlich können die Herren mit Rang und Namen und Geld direkt in die Garderoben spazieren.

Neben dieser Theateratmosphäre fand ich auch interessant, wie sich Nana verkauft. Sie hat noch immer diesen naiven Charme, etwas aufreizend und gelangweilt; es scheint, dass sie diese Situation nicht unbedingt genießt.
Gruss von Steffi

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Re: Emile Zola - Nana

Beitragvon Petra » Di 13. Sep 2011, 09:15

Hallo zusammen,

das 5. Kapitel habe ich auch gestern gelesen. Ja, das hat was entwürdigendes, wie die Männer dort mit den Frauen verfahren. Wie Nana da steht, sich begaffen und betatschen lassen soll. Wie man (Mann) da einfach hereinplatzt. Andererseits hätte Nana sich gewiss dagegen gewehrt. Aber da es der Prinz und der Graf Muffat waren, übernimmt sie ihre Rolle und macht den Männern schöne Augen. Glücklich ist sie gewiss nicht dabei. Aber zum Glück ist sie berechnend genug, dass sie auch nicht unglücklich darüber werden muss.

Wie der Graf Muffat später von hinten an sie herantritt und ihr den Nacken küsst. Da hat auch so was unmenschliches. Als sei eine Frau wie Nana nur ein Stück Fleisch. Aber genau so ist es ja auch leider, aus dem Blickwinkel. Aber dass er sie als solches behandelt, sich einfach das Recht nimmt, ohne zu fragen, das zeigt genau, was man von solchen leichten Mädchen gehalten hat. Spielzeug.

Der Graf Muffat ist aber auch sonst gut beschrieben. Wie in ihm auf einmal etwas erwacht, was er stets gezwungen war zu unterdrücken. Gut getroffen. Auch das Milieu, das Theater, die Aufführung, die Rangelei zwischen Mignon und Fauchery.
Liebe Grüße,
Petra


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Re: Emile Zola - Nana

Beitragvon JMaria » Di 13. Sep 2011, 10:04

Hallo zusammen,

auch ich habe das 5. Kapitel beendet. Zola zeigt sich sehr sensitiv in der Beschreibung des Grafen Muffat.

Nun erwachte endlich seine Jugend, eine gierige, jünglinghafte Pubertät regte sich und loderte schlagartig aus seiner kühlen katholischen Unberührbarkeit und Sinnenverachtung und aus der würde des reifen Mannes.
(letzter Satz des 5. Kapitels)

Auffallend, dass Nanas Kleidung wiederholt mit Rissen beschrieben wird und mit Stecknadeln behelfsmässig zusammengehalten wird. Seh ich als Parallele zu der mit Rissen ausgestatteten Gesellschaft, die in den Salons oder Theater porträtiert wird.
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Re: Emile Zola - Nana

Beitragvon JMaria » Di 13. Sep 2011, 11:00

Hallo,

die Bilder von Henri de Toulouse-Lautrec schwirren mir beim Lesen von "Nana" immer im Kopf herum. Einige sind doch passend, oder?

http://www.google.de/search?q=lautrec&h ... d=0CE0QsAQ
Schöne Grüße, Maria
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Re: Emile Zola - Nana

Beitragvon Petra » Di 13. Sep 2011, 16:18

Hallo Maria,

oh ja, gut dass Du die in Deinem Kopf schwirrenden Bilder mit uns teilst. Toulouse-Lautrec bringt visuell zum Ausdruck, was Zola beschreibt.
Liebe Grüße,
Petra


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Re: Emile Zola - Nana

Beitragvon steffi » Mi 14. Sep 2011, 08:58

Ach ja,Toulouse-Lautrec, ich hatte mal lange Zeit ein Poster an der Wand. Stimmt, Petra, die Atmosphäre von Zola und die Bilder von Toulouse-Lautrec sind eine wunderbare Ergänzung !
Gruss von Steffi

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Re: Emile Zola - Nana

Beitragvon JMaria » Mi 14. Sep 2011, 09:37

Hallo zusammen,

im Kapitel 6 gibt es wieder einen Szenenwechsel, wir befinden uns nun auf dem Lande. Sehr sprunghaft, aber durchaus passend, da auch hier die gleichen Verhaltensmuster zu sehen sind.

Die Leute tauchen auf.
Nana läd ein obwohl sie nicht damit rechnet, dass jemand der Einladung folgt, dann reicht der Platz kaum aus um sie unterzubringen. Also alles wie gehabt.

Die Versteckspiele mit den Liebhabern erinnern mich an griech. Tragödien.

Ich bin mitten im 6. Kapitel.
Schöne Grüße, Maria
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Re: Emile Zola - Nana

Beitragvon YvonneS » Mi 14. Sep 2011, 10:03

Ich habe mittlerweile auch das 5. Kapitel beendet und meine Empfindungen sind euren sehr ähnlich. Das Verhalten der Männer ist teilweise schon ziemlich widerwärtig und dabei ist es völlig belanglos, aus welchen gesellschaftlichen Schichten sie kommen. Die Art, wie sie sich selbst erniedrigen, nur um ihre Gelüste zu befriedigen: Achtung kann man vor ihnen ganz sicher nicht haben und auch Nana sieht sie trotz ihrer Naivität als das was sie sind – Mittel zum Zweck, die ihren Lebensunterhalt sichern. Und je höhergestellt der Gönner, umso besser die Aussichten, von der einfachen Dirne zur Edelkurtisane aufzusteigen.

Bei dem Prinzen, der ja hier als „Prinz von Schottland“ bezeichnet wird, vermute ich mal, dass es sich um den Prinzen von Wales, den späteren Edward VII. handelt, ältester Sohn von Queen Victoria. Von Edward weiß man, dass er kein Kostverächter war und lange und ausgiebig das Pariser Nachtleben studiert hat. ;)

Noch ein Wort zur Verbindung Nana – Gräfin Sabine:
Für mich stehen diese beiden Frauen stellvertretend für zwei Lebensmodelle, auf die die Frauen in dieser Zeit reduziert waren. Heiraten und sich auf Gedeih und Verderb den Launen eines Mannes auszuliefern, der komplett über das Leben der Frau bestimmt oder sich zu prostituieren und sich der Gunst mehrerer Männer zu sichern und sich von ihnen aushalten zu lassen. Beide Frauen werden in ein gesellschaftliches Korsett gezwängt.
Liebe Grüße
Yvonne



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Re: Emile Zola - Nana

Beitragvon JMaria » Do 15. Sep 2011, 14:18

YvonneS hat geschrieben: Noch ein Wort zur Verbindung Nana – Gräfin Sabine:
Für mich stehen diese beiden Frauen stellvertretend für zwei Lebensmodelle, auf die die Frauen in dieser Zeit reduziert waren. Heiraten und sich auf Gedeih und Verderb den Launen eines Mannes auszuliefern, der komplett über das Leben der Frau bestimmt oder sich zu prostituieren und sich der Gunst mehrerer Männer zu sichern und sich von ihnen aushalten zu lassen. Beide Frauen werden in ein gesellschaftliches Korsett gezwängt.


Hallo Yvonne,

dein Gedanke gefällt mir sehr gut :-)

Im Kapitel 6 gibt es einen Blickkontakt zwischen den Beiden:

Die beiden Frauen hatten einen tiefen Blick getauscht; eine sekundenlange prüfende Musterung, die endgültig und ein für allemal abschließend war.
Schöne Grüße, Maria
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